Ja, so wie es bei Religionen Modeerscheinungen gibt ("Ich bin jetzt Buddhist. Ich habe da ganz viel drüber gelesen und so."), so gibt es auch beim Nichtglauben Trends und den Wunsch nach dem Besonderen. Atheist sein war mal eine ganz große Sache. Man konnte sich damit von den braven Kirchgängern abgrenzen, provozieren und/oder gebildet wirken, weil ein rationaler und von den Naturwissenschaften überzeugter Mensch die Existenz Gottes ablehnen muss. Das führte zu hitzigen Streitgesprächen. Der Agnostizismus ist da die aktuelle Alternative, weil

1) er stellt einen Kompromiss zwischen Glauben und Nichtglauben dar. Die Existenz eines allmächtigen Wesens wird nicht kategorisch abgestritten, sondern lediglich bezweifelt.

und

2) den Begriff kennt noch nicht jeder. Während Hans und Franz sich noch ganz stolz als Atheisten bezeichnen und sich just darüber freuen, dass sie Sonntags nicht mehr so früh aufstehen müssen, ist der Agnostiker schon auf dem nächsten Level des Nichtglaubens angelangt und lächelt weise und sanftmütig auf die pöbelnden Rabauken nieder...