Sonntag, 22. Mai 2005
Das 1000tägige Reich
Kailoi
19:34Uhr | tag: Meditationen und Reflexionen zum Schreiben auf Euphorika, sozusagen ein Metatopic quasi
Thema des Aufsatzes: „Wie würdest Du einem außerirdischen Besucher das Euphorika-Weblog beschreiben?“ Reset. Keine Punkte für guten Stil. Reset. Freundschaft auf Distanz. Man liest sich. Draußen scheint die Sonne. Man denkt, man sollte rausgehen, die Sonne irgendwie Nutzen, solar sein wie eine Solarzelle. Aber draußen sitzen und drinnen sitzen unterscheidet sich häufig nur um den Faktor Helligkeit. Gedanken machen sich rar. Man möchte so gerne einfallsreich erscheinen, möchte glänzen mit Geistesblitzen und der Zurschaustellung edler, gebildeter Gedanken, doch meistens herrscht Müdigkeit und Verdruß. Ein Möchtegernschriftsteller kratzt sein spärliches Vokabular zusammen und unterdrückt den Impuls, etwas vulgäres, provokantes, fiktives oder gebildet Klingendes zu schreiben. Hatten wir alles schon. Derartige Versuche rufen im besten Fall noch einen Kommentar voll gelangweilter Enttäuschung hervor, im Normalfall werden solche Ergüsse schweigend in Kauf genommen. Man muss sich die Frage stellen, ob sich da auf beiden Seiten die ersten Symptome des Ausbrennens bemerkbar machen. Vielleicht auch Tendenzen zur Flucht in den warmen, verfilzten Schoß der Konformität. Was dem einen die Hölle, ist dem anderen sein Himmelreich. Reset. Erkenntnis: Verweis auf negative Grundstimmung. Selbstbeobachtung: Pessimismus ist eine psychologische Variante von Neurodermitis: Man kann nicht aufhören, daran herumzuknibbeln, verursacht immer die Grundlage für einen großflächigeren Juckreiz. Reset. Wie können wir eine neuere, schönere Welt erschaffen? Wo suchen und finden wir einen Grund für neue Hoffnung? Wie lernen wir, einen Versuch zu schätzen, auf dass wir nie aufgeben, immer neue Versuche zu wagen? Sagen wir nicht mehr, dass es alles schon gegeben hat. Wir sind Menschen. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Unsere Zeit ist begrenzt. Und doch können wir erstaunliche Dinge schaffen, wenn wir an das, was wir tun, glauben. Glauben – schwieriges Thema. Die Suche nach einem übergeordneten Sinn führt erfahrungsgemäß zu unterschiedlichen Ergebnissen. Halten wir fest, dass jeder etwas glaubt. Nehmen wir uns vor, andere glauben zu lassen, was sie wollen. Selbst, wenn sie uns überreden wollen, es ihnen gleich zu tun. Man muss ja nicht. Reset. Zwischenbilanz: ist das hier eine Geschichte, oder eine lose Ansammlung von Gedanken? Letzteres lässt sich kaum bestreiten. Macht man sich die Mühe, ein Muster zu erkennen? Selten. Erzählen wir eine Geschichte bis zum Schluss. Es wird Zeit. Sagen wir, es ist erwünscht. Reset. Lerne, Widersprüche gelassen hinzunehmen. Düngen wir das zarte Pflänzchen mit sprachlicher Eleganz und einem Gefühl für Zeit. Es wird Früchte tragen, süße Früchte: Humor. Reset. Ich habe eine Idee, einen Gedanken, ein Fragment auf ein Stückchen Papier gekritzelt. Vielleicht auch eine kleine Skizze. Ein Keim. Etwas Schönes könnte daraus erwachsen. Ich lege es beiseite. Ich könnte auch ein kleines Papierschiffchen daraus falten, es auf einem Fluss aussetzen und es beim Davontreiben beobachten: Der Fluss würde zum Gedankenstrom. Ich könnte mich mit der Zuversicht begnügen, dass jemand meine Gedanken aufgreift und verwirklicht. Reset. Technologie ist unser Freund. Sie bietet mit Zuverlässigkeit immer etwas Neues. Für diese Sicherheit zahlt man gerne seine Gebühr. Denn nichts sonst scheint so stetig fortzuschreiten. Irgendein Lüfter in meinem Computer macht beunruhigende und störende Geräusche. Reset. Politik. Ein unüberschaubares System. Man stellt sich optimistisch Zahnräder vor, die ineinandergreifen. Das gemeine Volk beschwert sich über die, die den Job machen, den sie nie im Leben machen wollten oder könnten. Man schreibt Dinge auf Fahnen. Man betreibt Werbung, macht sich ausgehfertig. Erst später, wenn man verheiratet ist, muss man sich mit den unangenehmen Seiten vertraut machen. Reset. Die Halbzeit naht. Was soll dieses eigenartige „Reset“? Klar, man spricht Computerslang, verdeutlicht einen Bruch im Gefüge, nutzt ein fragwürdiges Stilmittel um einem pathetischen Potpourri von einzelnen Überlegungen den Anschein einer zusammenhängenden Form zu verleihen. Wer ist eigentlich dieser Kailoi? Was geht in ihm vor? Interessiert mich das überhaupt? Verdrängen wir diese Fragen. Reset. Fernsehen. Fernsehen ist scheiße. Fernsehen feiert die Ereignislosigkeit. Fernsehen produziert Gold aus scheiße, aber nicht für Dich. Medien, diese ganze wichtigmachende Scheiße von unwichtigen und zwilichtigen Interessen. Ein klebriger Batzen Schleim, den man nicht ausschneuzen kann, weil man ein Teil der seelenlosen Gemeinde von grützköpfigen Standardmenschen sein will. Verweis zu negativer Grundeinstellung, kurze, unkontrollierbare Anfälle von nicht lokalisierbarem Zorn, bedenklich. Reset. Reden wir über Poesie. Es muss sich nicht reimen, aber dichten. Das kommt von verdichten, wissen wir. Wir destillieren also ein Konzentrat, meistens aus Emotionen, weil die für gewöhnlich schwer zu fassen sind. In Poesie sind wir gut, weil wir, wenn wir wollen, uns gut konzentrieren können. Auf Dinge. Reset. Tausend Worte ist schon ein ganzer Haufen. Da geht einem schonmal die Luft aus, zwischendurch. Da verfällt man gerne in Floskeln und reibt sich an Allgemeinposten. Man hat das Ziel, täglich präsent zu sein, da will man auch vor der Einfallslosigkeit nicht kapitulieren. Und überhaupt. Reset. Jogging, ganz aktuelles Thema, weil es den Wunsch auf eine bessere, schönere Zukunft verdeutlicht, wie sonst nur Gratisfritten für Akademiker. Joggen kann nur, wer noch nicht ganz kaputt ist und willen zur Besserung zeigt. Passt perfekt auf unseren Verein. War gerade joggen, um neue Ideen zu tanken und der allgemeinen Bewegung anzugehören. Neue Strecke. War etwa eine Stunde unterwegs. Weiß nicht, wie schnell ich war. Habe zwischendurch den Kreml und den Eifelturm gesehen. In einem Waldstück habe ich in einer kurzen Zwischenpause auge in Auge mit einem Eichhörnchen dagestanden. Wir waren beide ganz still und verblüfft und haben gewartet, ob der andere etwas macht. Dann ist das Eichhörnchen plötzlich ganz verrückt geworden, ist rumgeklettert auf seinem Baum und hat ganz komisch gezittert und so. Ich bin dann weitergelaufen. Was soll man auch anderes machen, wenn der andere plötzlich so wild wird. Reset. Noch etwa hundert Worte. Habt ihr erkannt, was ich versucht habe? Einen Überblick. Klar, ihr könnt jetzt mäkeln: Er hat die Fotos vergessen. Er hat nichts über unsere Themengeschwüre gesagt, die kein Mensch mehr überblicken oder verstehen kann. Kein Wort zu den unzähligen Veränderungen des Layouts, zum Topframe-Konzept und den ständig neuen Funktionalitäten, die der Seite zugefügt wurden und werden. Überhaupt war sein offensichtliches Ziel, die Marke von tausend Worten mit zusammenhanglosem Schwafeln zu füllen. Alles richtig. Das ist Euphorika. Und noch eine ganze Menge mehr.Viel, viel mehr als das... ... Comment
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