Mir fehlt - leider - in diesem Punkt die notwendige Gelassenheit/Teilnahmslosigkeit, die die aktuellen Entwicklungen erträglicher machen würde.

Ich befürchte, wir werden - nach dem Stand der Dinge - in Afghanistan IMHO leider ein Paradebeispiel für die These der sich wiederholenden Geschichte sehen. Ich bin mir nicht sicher ob die im Rahmen von ISAF eingesetzen rund 2500 deuschten Soldatinnen und Soldaten zusammen mit dem Geothe-Institut in Kabul reichen. Die Zentralregierung wäre ohne den Schutz der Soldaten innerhalb von ein paar Monaten im Arsch und schon heute funktionieren die alten Heroinstrecken über Usbekistan wie zu besten Zeiten. Die Marionette Karzai kneift wahrscheinlich in 2-3 Jahren auch den Arsch zu. Ich war damals beim Petersburger-Abkommen verhalten optimistisch, das war vermutlich ein Fehler. Beim Verfassungsprozess hätte ich mir mehr EU-Engagement gewünscht, um bestimmte Dinge (Todesstrafe, Stellung der Warlords,...) zu verhindern.

An der Sache mit dem Nationbuilding beißen sich Wissenschaftler und Politiker wie auch Militärs und Journalisten seit über 60 Jahren die Zähne aus. Da ist, speziell von Gutmenschen, jede Menge gequirlte Scheiße veröffentlicht worden. Vom postkolonialistischen Überstülpungs-Ansatz bis zum kantianisch-anmutenden Selbstbefreiungsszenario.

Das ist insgesamt eine sehr komplizierte Geschichte.

Könnte aber echt kotzen, wenn ich verwunderte deutsche Politiker in Interviews höre, die sich überrascht von dem aktuellen Fall zeigen und AEdMR anführen, wo sie genau wissen (könnten), dass die Verfassung As eine "harte Strafe" für Konvertiten vorsieht.