Aus allen Himmelsrichtungen drängt hechelnd, heulend, leise bellend eine Hundemeute in die Stadt. In sternförmiger Formation bewegen sich die Tiere auf ein düsteres Gelände zu, umzäunt von dünnem, hohen Maschendraht: Ein Schrottplatz, voll mit alten Autos, Eisenstangen, Autoreifen, Fahrrädern und Betten aus Metall. Die Hunde sammeln sich vor einem Loch im Zaun und schlüpfen einer nach dem anderen hindurch, bis sie vor einem alten Autowrack versammelt sind.

(...)

Der Rock, die Jacke und der große Hut sind nun verschwunden, im Gesicht und auf den Armen wachsen graue Haare, überall ist sie von dichtem Fell bedeckt. Die Hexe wird zu einem großen, grauen Wolf. Er klemmt sich den Geschenkesack ins Maul, nimmt Anlauf, und mit einem Riesensatz springt er über den Reifenstapel direkt auf das Autodach. Die Hunde klemmen ihre Schwänze ein und weichen einen Schritt zurück.

Der Hexenwolf hebt seine Schnauze und beginnt: „Der Große Wolf ist hergekommen, um Euch Eure Angst zu nehmen. Niemals mehr sollt ihr den Schwanz einklemmen, nur weil ihr zum Tierarzt müsst! Die Kinderhände sollt ihr stolz und ohne Furcht ertragen, und Dunkelheit soll euch nicht mehr erschrecken. Denn ich habe Zauberfutter mitgebracht, das alle Hunde mutig macht und stark. Potzblitz, der Große Wolf bin ich, der Führer aller Zähnefletscher!“ Und dann reißt sie ein Paket aus ihrem Sack, es ist ein riesengroßes Päckchen Hundekuchen, das sie aufbeißt und vom Autodach herunter streut. Die Hunde stürzen sich darauf und futtern alle Küchlein auf, als hätten sie seit Tagen nichts gegessen.

Der Hexenwolf nutzt diesen Augenblick und rennt, von allen unbemerkt, zurück zum Reifenstapel, wo die Maus mit großen Augen durch die Lücke zu der Meute schaut. „Oh Gwendolin, ich möchte auch von diesen Kuchen essen! Nie mehr will ich Angst vor Katzen haben!“ Gwendolin, die sich geschwind in eine Weihnachtshexe rückverwandelt, grinst nur breit: „Es sind bloß Hundekuchen aus dem Supermarkt. Ich hab sie nur mit etwas Zimt gewürzt. Doch Hauptsache, die Hunde glauben an die Zauberkraft, dann werden sie in Zukunft keine Angst mehr haben.“ Gwendolin steigt auf den Besen, lässt die Maus in ihre Tasche springen und schon starten sie in tiefer Finsternis.

„Potzblitz!“ ruft Gwendolin. „Wir fliegen in die Nacht!“ Und lautes Hundeheulen mischt sich mit dem Ruf des Windes, der vom Himmel durch die Wolken stößt.

(Ein langer Tag für Gwendolin - 24 Adventsgeschichten. Auszug aus Kapitel 5: Der Club der Zähnefletscher)