Dienstag, 3. Februar 2004
Brot und Schmodder
Albtraumjaeger
21:32Uhr | tag: Klappstullengeschichten
Habe eben eine E-Mail von letzter Woche wiedergefunden: "Du musst noch die Klappstullengeschichte schreiben. Gruß, A.". Erst blöd in die Gegend geschaut, vorsichtshalber mein Patiententestament angefangen, dann kam die Erinnerung. Nun denn...>>> (details inside) Es war meine vorerst letzte Strohwitwer-Woche (Arrg! Was für ein kaputtes Wort!), es war ein Montagabend und mir war strunzlangweilig. Außerdem sagte mir eine innere Stimme: Scheiße, du musst was essen (In meiner Gegenwart benutze ich oft Kraftausdrücke, weil, weiß ich auch nich). Jedenfalls waren da jede Menge Toastbrotscheiben, Zwiebeln, Butterreste und ein größerer Topf. Die Stimme murmelte Mehlschwitzemehlschwitzemehlschwitze. Gute Idee, dachte ich, eine Mehlschwitze ist nahrhaft, warm und ein idealer Geschmacksträger für Reste. Ich schmiss also alle Butterreste und zwei klein gehackte Zwiebeln in den Topf, goss aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen noch eine halbe Flasche Olivenöl drauf, stellte den Topf auf die heiße Herdplatte und erfreute mich am lustigen Geglase und Gebrutzel der Zwiebeln. So dämmerte ich dahin, bis meine innere Stimme wieder nervte: MehldublöderSackmusstdaMehlreintun. Mehl genommen, reingetan, gerührtgerührtgerührt, nix. Brodelndes Fett, glasige Zwiebeln, null Schwitze. Klar, dachte ich, muss ja auch noch ordentlich Mehl rein, so viel Fett, wie da drin is. Mehr Mehl reingeschüttet, gerührtgerührtgerührt, dicke Pampe entstand, aber immer noch zu flüssig. Mehr Mehl uswusf. Endlich sah ich eine dicke, zähe Pampe. Meineherrn, dachte ich, bei so viel Pampe muss da jetzt aber ordentlich flüssich bei, Holgerdiewaldfee. Milch reingegossen, Milch leer, Brühe reingegossen, supitollen Einfall gehabt, Rotwein reingegossen. Gerührtgerührtgerührt, Soße, schmeckte nach Pampe mit Wein. Ok, dachte ich. Jetzt brutzelt bald dein ganzer Kühlschrank in diesem Kübel, die Küche steht vor Fett und Du hast keine Ahnung, was du mit der schäbbigen Soße machst. An das „französische Regal“ gegangen. (Das französische Regal ist eigentlich ein Brett, auf dem immer ein Glas Dijon-Senf steht, mehrere andere exotische Senfsorten, die es mal bei Aldi im Sechser-Pack gab und daneben eine Reihe undefinierbarer Büchsen komischen Inhalts, die ich manchmal in der Feinkost-Abteilung bei Kaufhof im Delirium in den Wagen schmeiße. Außerdem stehen dort auch die Dosen, die meine Schwester mir zu Weihnachten geschenkt hat. Auf einer stand Maronenpaste). Hmmm, Maronenpaste stellte meine innere Stimme fest, Hmmm. Der Assoziationskette Maronenpaste-Wild-Wein-dunkle-Soße-lecker folgend kam ich zu dem Schluss, dass Maronenpaste die ideale Geheimwaffe war, die aus dicker Pampe leckere dicke Pampe macht. Reingeschüttet. Und weil meine innere Stimme und ich der Sache doch nicht ganz trauten, kippten wir auch noch Chutney Sauce und Dijon-Senf in den Pott. Umgerührt, blind mit Peffer, Salz, Muskat und ein wenig Rosmarin gewürzt, aufgekocht, vom Herd genommen, angestarrt. Ich wusste, dass ich keine Wahl hatte. In Ermangelung von Kartoffeln, Nudeln und anderer Sättigungsbeilagen (war natürlich alles da, aber eben ungekocht und eingetütet im Vorratsschrank, man kann ja sich ja schließlich nich auf alles gleichzeitig konzentrieren) nahm ich einen großen Löffel der neuen, pampigen Lebensform in meinem Topf und klatschte ihn mir aufs Brot. Das Ergebnis war relativ unspektakulär. Man konnte das Zeug, das nach Fett, Wein und Gewürzen schmeckte, gut essen. Mehr nicht. Ich aß vier Toastscheiben und ging mit gefülltem Magen um 21:30 Uhr ins Bett. Als ich am nächsten Morgen gegen sieben in die Küche taumelte und nach der Kaffeemaschine tastete, schweifte mein Blick den Topf neben dem Herd. Ich schüttelte den Kopf und musste unter beißenden Kommentaren meiner inneren Stimme feststellen, dass die Butter, der Honig, der Grafschafter, selbst die Erdnussbutter und die Erdbeer-Whiskey-Marmelade aufgegessen waren. Nach zwei Tassen Kaffee stellte ich fest, dass ich wirklich großen Hunger hatte. Ich nahm also eine Scheibe Toast, klatschte einen Esslöffel kalte Soßenpampe drauf und schob sie mir in den Mund. Ich habe drei Tage lang nur Toast mit Schmodder gegessen. ... Comment
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