schöner mauer-, blumen-, amselcontent. kann man so machen. weiter so. kuh tee n8.

Als ich meiner jüngst erwachten Leidenschaft für das Fotografieren von Federvieh fröhnte und auf dem Heimweg von der Arbeit diese Amsel mit dem Bilderzeuger schoß, begaben sich zwei Dinge, die mein Denken noch lange Zeit danach beschäftigten. Das eine war, dass ich plötzlich die dringlichen Worte "Hallo bitte kein Foto" vernahm. Als ich von meiner konzentrierten Tierfotografentätigkeit aufsah, bemerkte ich am an die Rasenfläche angrenzenden Weg einen Mann mit einem Fahrrad stehen, der sich scheinbar durch mein Handeln bedroht sah. Ich erinnerte mich an ein Gespräch mit Herrn ChrisTel und Herrn Anonymus, wie schön es wäre, Menschen in alltäglichen Situationen zu fotografieren und die damit verbundene Hemmung, dass diese damit vielleicht nicht einverstanden sein könnten. Da ich rein zufällig und absolut unbeabsichtigt in eine eben solche Situation geraten war, fiel mir erst auf, wie lächerlich solche Leute sich anstellen. Ich nahm meine Kamera herunter und hielt sie zur Seite und hielt den freien Arm zur anderen in einer - wie ich vermutete - friedfertigen Geste, die wohl auch ein Jäger zeigen würde, der versehentlich auf einen Wanderer angelegt hat. Der andere zögerte, wägte ganz offensichtlich ab, ob er unbehelligt die gut dreißig Meter des Weges vor meinen Augen zurücklegen könnte, ohne dass ich hinterlistig doch noch meine Linse auf ihn richten könnte und zog dann weiter. Ich hoffte, meine Verblüffung, die mir ohne Zweifel ins Gesicht geschrieben stand, vermittelte ihm einen Eindruck von der Übertriebenheit seiner Furcht. Später dachte ich dann noch - da der Mann ein stiernackiger Glatzkopf war, dass er in einem Anflug von Paranoia mich für einen Zivilbeamten oder (wahrscheinlicher) für einen Linksradikalen hielt, da er seine Wohnung mit Hakenkreuzflaggen und und Sturmgewehren ausgestattet hatte und irgendwelche Leute seine ambitionierten Pläne durchkreuzen würden, bevor er und seine Leute "Den großen Plan" - eine Mischung aus Stammtischgesprächen und Größenwahn - umgesetzt hätten.

Der andere Gedanke, den ich oben erwähnte und der mit meiner eigentlichen Absicht zu tun hat, ist, ob es wohl einen Zweig der Ornithologie gibt, der sich mit der Frage beschäftigt, auf wie viele Schritte man sich einem Vogel nähern kann. Da meine Kamera die schlechten Eigenschaften von Langsamkeit und schlechter Auflösung verbindet, bin ich gezwungen, bis aufs äußerste mögliche Maß an ein Wildtier heranzugehen, ohne es jedoch aus seiner komfortabelsten und ruhigsten Position aufzuschrecken.
Auch, wenn es diesen Zweig der Vogelkunde nicht geben sollte, habe ich aus meinen spärlichen Erfahrungen einige Hypothesen entwickelt:
Erste Hypothese: Die Scheu eines Vogels verhält sich reziprok zur Größe seiner Art. Diese Beobachtung erscheint nur zu logisch, haben sich auf den Menschen bezügliche Instinkte aus den Faktoren Ohhhh! Wie niedlich (Grabsch) und Oh, hoppla! (Knack, Glitsch) tief in die Nervenknoten der kleineren Flugtiere eingebrannt.
Größere Vögel legen eine gewisse coolness an den Tag oder, wenn man zum Beispiel Tauben in die Betrachtung einbezieht, eine degenerierte Stumpfheit.
Generell kann man sagen, einem großen Vogel kann man sich in unseren Breiten auf bis zu drei große Schritte nähern, einem mittleren bis zu fünf und einem kleinen bis zu sieben Schritten.

Zweite Hypothese: Vögel misstrauen Menschen, die still stehen mehr, als sich stetig fortbewegenden Menschen. Eine Ursache für diese Beobachtung mag sich damit erklären lassen, dass still stehende Menschen potentiell eine größere Gefahr für Vögel darstellen, indem sie zum Beispiel ein Gewehr oder ein Fangnetz parat haben. Sich fortbewegende Menschen sind eher gleichgültig, haben ohnehin ein anderes Ziel, als Vögel zu belästigen und machen eine drängende Kalorienverschwendung in Form von Flugmuskelaktivität eher überflüssig.

Wie auch immer. Viele offene Fragen ohne nötige Antwort.