Wer asiatisch kochen will, braucht einige spezielle Zutaten, die heute sehr viel einfacher zu finden sind, als noch vor 10 Jahren. Galt zum Beispiel Sojasoße mal als etwas, das höchstens von bewunderten Fernsehköchen in phantasischen und nicht reprodzierbaren Speisen verwendet wurde, muß man sich heute schon überlegen, welche Marke und Sorte man am liebsten verwendet.

Über einen Geheimtipp meiner Mitbewohnerin fand ich den Weg in einen neu eröffneten, meiner Einschätzung nach größten Asia-Shop in Bielefeld. Jedes Mal staune ich über den Kosmos von unbekannten Lebensmitteln, fremden Schriftzeichen und bunten Verpackungen. Die einzigartige Mischung aus Tradition und Neuzeit, Naivität und abgebrühtem Geschäftssinn verfehlt ihre magische Wirkung auf meine ostwestfälische Saftschinkenseele nicht.

Einen Moment verweile ich andächtig vor der formvollendeten Zweideutigkeit der Austernsauce "COCK", ein perfektes Zusammenspiel aus Name und Geruch. Erst denke ich Nie hat man eine Kamera dabei, wenn man sie braucht und dann Die wissen doch genau, dass das zweideutig ist und dass jeder zweite Schwuli sich so eine Flasche ins Regal stellt nur zum drüber Lachen.

Ich kaufe die Standardartikel süß-scharfe Soße und Sojasauce, bestaune die Süßigkeiten und Nachspeisen, die zu 99% aus bedenklichen Chemikalien bestehen, atme tief den Geruch von getrocknetem seetang, Kokusnuss, Zitronengras, Tee und etwas dumpfem, subtil verkehrt anmutenden, nicht einzuordnenden.

Ich entdecke etwas witziges, besonderes, das ich sofort kaufe (dazu später vielleicht mehr). Und freue mich über das Lächeln der Kassendame (später gehe ich noch zum Aldi-Markt, da ist die Kassiererin total mürrisch, aber das kennt man ja und ist nur etwas traurig über den Untergang des Abendlandes).

Schönschön, denke ich, schönschön.

Heute Abend gibt es kleine Flühlinxlollen mit sweet-chilli-sauce.