Gute Bekannte meiner Eltern renovierten unlängst ihr Haus. Vor einigen Wochen wollte mein Vater an einem Samstagvormittag einfach mal vorbeischauen, um sich vom Fortschreiten der Umbaumaßnahmen zu überzeugen. Zu dem Zeitpunkt war auch der Elektrofachmann Vorort. Nach Meinung meines Vaters, der keine Ahnung vom Elektrofach hat, waren in allen Räumen an allen Wänden viel zu wenige Steckdosen in Planung. Kurzerhand schnappte er sich den Strippenzieher und wies ihn eigenhändig an, die Anzahl der Dosen prinzipiell erst einmal zu verdoppeln, in einige Bereichen des Hauses, zum Beispiel im Wohnzimmer, sogar zu verdreifachen. Überraschung und Verwirrung auf allen Seiten, aber mein Vater untermauerte seinen Standpunkt sehr hartnäckig. Zitat der Bekannten: Ich war nur 5 Minuten weg, um einen Kaffee zu kochen, da hatte H. den Elektriker schon überredet 60, 70 Dosen mehr zu legen. Im Schlafzimmer konnten nun 20 Geräte angeschlossen werden und im Wohnzimmer 48 (!). Jeder Raum wurde durchschritten und immer wieder schüttelte mein Vater mit dem Kopf, schaute den Elektrofachmann vorwurfsvoll an und machte mit einem Stift an der Wand des Rohbaus aus 3 Dosen 6 und aus 5 Dosen 10. Der Elektrontyp zuckte mit den Schultern und machte leicht eingeschüchtert seine Notizen. Ich denke, mein Vater würde sich in einem Raum, in dem eine Art Bordüre aus Steckdosen die Wand ziert, sehr wohl fühlen. Nun sind die Umbaumaßnahmen abgeschlossen und die Geschichte wurde am vergangenen Sonntag bei einem Kaffeetrinken im elterlichen Garten mit Tränen in den Augen erzählt. Sie habe sich schon ein wenig wie eine Zuschauerin gefühlte, warf die Bekannte ein. Sogar ein wenig sauer sei die gewesen, weil sie als Bedenkenträgerin in Sachen Elektrosmog abgestempelt wurde. Am Ende musste sich jedoch zugeben, dass sie beim Einräumen von Möbeln und Technik sehr glücklich über die Penetranz meines Erzeugers war. Für eine Stehlampe habe sie beinahe keine Steckdose mehr gefunden, zum Glück hatte sich jedoch mein Vater aber mit einer zusätzlichen 8-fach Kombination hinter dem Sofa durchgesetzt, man kann ja nie wissen.