Montag, 5. September 2005
Immer Sonntag
Albtraumjaeger
09:49Uhr | tag: Dunkle Stunden
Was für ein Tag. Wir schlenderten durch die herbstlichen Obstfelder. Die Äpfel waren bereits abgeerntet, das Laub strahlte in der Sonne in schönsten Grün-, Gelb-, Rot- und Brauntönen. Auf der Wiese glitzerten dicke Reiftropfen auf dem noch grünen, satten Gras und irgendwo hinter den Hügeln läuteten Kirchenglocken das Vaterunsergebet. Wir sprachen kaum, nur hin und wieder blieb ich stehen und drückte fester ihre Hand. „Was für ein Tag.“ Es war unser erster gemeinsamer Ausflug seit vier Monaten, das erste Mal, dass der Arzt ihr erlaubt hatte, das Krankenhaus ohne Aufsicht zu verlassen. Ihr Gesicht war blass, fast durchsichtig, ihr Lächeln nur ganz schwach. „was denkst du?“ fragte ich, als wir uns auf eine Bank setzten, um etwas auszuruhen und die Aussicht zu genießen. Sie schaute nach rechts in die Leere. „Es ist grausam,“ sagte sie, „wie du durch die Felder stürmen willst und jeden Moment mit deiner Gier nach Eindrücken ausfüllst, wie Du jeden Sonnenstrahl und jedes Blatt in dich aufsaugst, als sähst du das alles zum ersten Mal und als komme all dies nicht wieder. Und ich...“ Sie stockte, „ ...ich sehe das alles hier, sehe die Hügel da hinten und den knorrigen Apfelbaum auf der Wiese – den, der ein wenig abseits steht – und mein einziger Gedanke ist, wie gerne ich dort unter diesem Baum begraben läge. Wie schön und dunkel und kühl es sein muss, in seinem Schatten zu liegen und wie still es erst im Winter sein muss, wenn kein Mensch sich hierher verirrt in die Obstfelder. Du willst diesen Augenblick festhalten und alles in dich aufnehmen und ich will nur begraben sein. Hier, unter diesem Apfelbaum.“ Und sie knibbelte ein wenig an ihren Verbänden herum, die fest um beide Handgelenke gewickelt waren wie Stigmata. „Alles wie ein endloser Sonntag“, flüsterte sie. „Voller Sonne und Ende und Verzweiflung. Nach und nach verbrennt die Sonne alles in ihrer Langweile oder ein Regenschauer kommt und ertränkt die Wiesen mit seinem Überdruss. Bis der Schnee endlich alles unter sich begräbt.“ ... Comment
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