Möglicherweise habe ich mich missverständlich ausgedrückt: Natürlich gilt es nichts zu verharmlosen oder gar zu vergessen! Nichtsdestotrotz frage ich mich, ob es in jedem Einzelfall möglich ist, einen umfassenden "Braun-Faktor-Test" durchzuführen. Das Beispiel der von mir oben angeführten Kampagne ("Du bist Deutschland") führt dies m.E. vor Augen. Im Übrigen meine ich, dass eine gewisse Distanz und ein neuer Umgang mit der eigenen, deutschen Vergangenheit auch immense Chancen bietet, da bisherige Verkrampfungen und Tabus möglicherweise aufgebrochen und 'besprechbar' geworden sind. Der Bedeutung und Tragweite des Geschehenen tut dies keinen Abbruch.
Unabhängig dieses Aspekts stellt sich mir aber immer noch die Frage, ob die o.g. Kampagne als "braun" zu brandmarken ist, da auch die Nazis einen ähnlichen Spruch verwendeten? Sollten die Braunhemden diese Losung indes als einen ihrer Kernsätze geführt haben - etwa wie "Arbeit macht frei" für alle Zeiten mit KZ und Vernichtungslagern verbunden bleiben wird -, steht dies selbstverständlich auch für mich außer Frage. Aber dies scheint mit diesem Satz nicht der Fall gewesen zu sein.

Bedenklich - und da sind wir wohl ähnlicher Auffassung, lieber ChrisTel - finde ich aber auch die gegenwärtig auszumachenden Tendenzen einer politischen Renationalisierung: Die Worte des Bundespräsidenten (sinngemäß "Gott schütze dieses Land") und die Kampagne sind mir vor diesem Hintergrund einigermaßen suspekt.