Sonntag, 29. Januar 2006
Die Quelle der Kaskade
Kailoi
22:01Uhr | tag: Buender Glas
"Nun, was hälst Du davon", fragte ich. "Es ist Mist", sagte sie und fügte zögerlich ein "wenn ich ehrlich bin" hinzu. Damit traf sie mich und das merkte man mir wohl an. "Die Überschrift gefällt mir", ergänzte sie, sichtlich angestrengt nach etwas Positivem suchend, "sie verspricht so viel ..." "... was ich dann nicht einhalte", versetzte ich nüchtern. "Du versuchst die ganze Zeit geistreich zu sein und bemerkst dabei nicht, dass nur triviales Gesäusel dabei herauskommt". Diese schonungslose Kritik liebte ich an Annegret - im Gegensatz zu ihrem altmodisch klingenden Namen, der so deplaziert wirkte, als wäre er einer meiner Geschichten entsprungen. Erst hatte sie mich gelobt. Allerdings erschienen mir ihre Komplimente so ausnahmslos positiv, dass ich sie schließlich zur Rede stellte. Ich hatte leider Recht. Annegret fand zwar, dass die Tatsache, dass ich mich bemühte, schon an sich lobenswert war (worauf ich ihr vorwarf, mich mit pädagogischen Kuschelphrasen zu foltern). Doch ihre ehrliche Meinung hatte sie bisher tatsächlich zurückgehalten. Seitdem sagt sie mir gerade heraus, was sie denkt. Von diesem Zeitpunkt an habe ich aus ihrem Mund kein Lob für meine Geschichten gehört. Niedergeschlagen fuhr ich mit dem Fahrrad nach Hause. Ich wechselte zwischen verschiedenen Launen und Gedanken: von neuen Ideen, mit denen es mir endlich gelingen würde sie zu begeistern, über den Vorsatz, mir einfach andere, geneigtere Leser zu verschaffen, bis hin zu dem Eingeständnis, dass aus dieser harten Kritik nur etwas besseres erwachsen mochte. Beinahe stieß ich mit einem Passanten zusammen, der seinen kleinen Hund gerade unter einen Baum gelotst hatte. Zu Hause angekommen, ging ich sofort in den Keller und holte eine Flasche Wein aus dem Regal. Es war ein Merlot, glaube ich. Vielleicht hatte ich aber auch erst den anderen, den kalifornischen, der besonders gut für Anfangsphasen geeignet war. Mit einer Schale gesalzener Pistazien setzte ich mich vor meinen Textcomputer, starrte eine leere Textdatei an und knackte mechanisch Pistazien. In schneller Folge schossen verschiedene Möglichkeiten vor mein inneres Auge. Die Schwierigkeit beim Geschichten erfinden ist nicht, etwas entstehen zu lassen. Man muss die richtige Auswahl treffen über die wenigen Sätze, die man übrig lässt. ... Comment |
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