Wo ich derzeit wieder viel lesen muss, ist es mir gestern wieder aufgefallen: es ärgert mich unheimlich, wenn ich mir Bücher aus der Bibliothek leihe und feststellen muss, dass irgendein degeneriertes Stück Mensch darin herumgemalt hat. Damals in der Stadtbibliothek haben sie wenigstens bei der Rückgabe der Bücher einmal durchgeblättert. Die Buchschänder waren schon in frühen Jahren aktiv. Sie brachten es zum Beispiel fertig, aus Comicbüchern einzelne Bilder auszuschneiden oder den Zeichnungen ihre eigenen, stumpfen Wachsmalstiftlinien hinzuzufügen. Ich habe in der letzten Zeit (übrigens unabhängig von der wissenschaftlichen Disziplin, der das Buch zuzuordnen war) so gut wie kein Buch mehr in der Hand gehabt, in dem nicht unterstrichen, eingekreist, angestrichen oder am Rand notiert wurde. Da macht es meiner Meinung nach keinen Unterschied, ob Bleistift oder Kugelschreiber verwendet wurde. Die gemeinen Buchschänder scheinen ihre Tat ohnehin mit solcher Kraft und Selbstverständlichkeit auszuführen, dass man die Linien immer sehen können wird. Bücher bekrickeln ist eine Form von Respektlosigkeit. Ein Ausdruck von Egozentrismus. Kein Gedanke daran, dass jemand anderes das Buch zu einem anderen Zweck benötigen könnte - überhaupt daran, dass Bücher ein konstanter Datenspeicher sein sollen, der (bei pfleglicher Behandlung) Ewigkeiten überdauern kann. Nein, da drücken sich die Kurzstreckendenker und Mitten-auf-dem-Flur-Stehenbleiber aus. Man wundert sich, dass sie sich nicht mitten in die Bücherei stellen und auf den Teppich scheißen.