Technische Probleme mit Computern haben immer etwas dramatisches - zumindest für den Besitzer des Rechners. Für den Außenstehenden wirken Geschichten über derartige Schwierigkeiten wehleidig und, je nach der Vorliebe für Betriebssystem oder Computerhersteller, auch albern. Ich werde die Ereignisse des gestrigen Abends trotzdem berichten, um mir den Ballast von der Seele zu schreiben ...

... es fing damit an, dass sich in letzter Zeit Probleme mit meiner alten Mühle häuften. Das liegt zweifellos am Windows-Betriebssystem. Windows ist, wie ein guter Kumpel, unkompliziert im Umgang. Es macht einfach jeden Scheiss mit, auch wenn es vielleicht extrem ungesund oder gefährlich ist. Dabei sammelt es im Laufe der Zeit Macken an und muss dann neu installiert werden. Manchmal kann man diesen umständlichen Akt zum Beispiel mit einer Defragmentierung umgehen. Auch andere Kniffe habe ich in den vergangenen Tagen versucht. Bis mir mein Computer gestern Abend den Hinweis gab, dass die Festplatte hoffnungslos vollgemüllt ist. Das erklärte die entnervenden Rührgeräusche der Festplatte bei längerem Betrieb natürlich umgehend. Ich löschte also eine Unmenge von Datenflaum von der Platte. Soweit alles perfekt.

Bis ich auf die Idee kam, noch viel, viel mehr Platz freizuschaffen, indem ich Ubuntu deinstalliere, das ich in einem an Utopie grenzenden Anfall von Technologiefanatismus installiert hatte. Linux-Betriebssysteme sind wie Streber: sie sind viel besser als alle anderen, sprechen eine Sprache, die man nicht immer versteht und nehmen kleinste Missverständnisse gleich persönlich. Ich hatte einfach keine Lust mehr, mir für die Verwendung eines Programms oder eines Gerätes die Nächte in Hilfe-Foren um die Ohren zu schlagen. Ich ziehe es vor, wenn ein Programm seine Funktion erfüllt, anstatt irgendwelche komplizierten Forderungen an mich zu stellen. Darum habe ich die exotischen Partitionen, die für die Installation erforderlich waren, platt gemacht.

Zurück blieb allerdings ein böser Geist, in Form eines - wie ich jetzt weiss - MBR-Eintrags, der nach wie vor beim Start des Rechners das gute Ubuntu anbieten wollte. Nichts ging mehr. Es gibt ein spezielles Gefühl, das einen ereilt, wenn man die Vorahnung hat, dass sämtliche Programme, ungesicherte Daten und Einstellungen für immer durch eine unüberlegte Aktion verlorengegangen sein könnten. Mich treibt dieses Gefühl grundsätzlich zu einer Reihe weiterer unüberlegter Handlungen, die jenes Schicksal eher verwirklichen helfen, als es zu verhindern. Ein hoffentlich vorerst letztes Mal wühlte ich mich durch die Hilfeforen und mir gelang ein Etappensieg, der zumindest meine Daten sicherte. Software, Treiber und all den anderen Fitzelkram muss ich jetzt wieder neu installieren. Aber wer keine Ahnung hat, muss alles mit dem Hammer machen.