Wie wohl die meisten von Ihnen wissen dürften, bin ich kein ausgewiesener Fußballexperte oder -liebhaber. Nun bin ich in Bremen ansässig geworden. Hier gehört es zur Bürgerpflicht, Fan des Sportclubs Werder Bremen zu sein. Insbesondere Fußball bestimmt hier das Leben. Meine neue Bleibe liegt nur einen Abschlag vom Weserstadtion (wie schön, dass das noch nicht XYZ-Arena heißt) entfernt; alle zwei Wochen pilgern nach einem Spiel tausende (in letzter Zeit zumeist enttäuschte) Fans an meiner Haustür vorbei Richtung Bahnhof. Gestern nun war es soweit: ich war das ERSTE MAL in meinem Leben in einem Fußballstadion und wurde Teil einer hoch euphorisierten Gruppe, die nur zwei Gegener kannte: den VfB und die Schiedsrichter.

Es war ein besonderes Erlebnis, und ich hätte nicht gedacht, dass so ein Stadionbesuch eine derartige Faszination auf mich ausüben könnte. Zentrale Erkenntnisse:

1. Den Weg zum Stadion zu finden, ist nicht schwer: einfach den Wegmarken folgen = i.d.R. männliche Fans, die alle paar Meter am Wegesrand im Gebüsch stehen, um vermutlich das Revier ihres Vereins zu markieren.

2. Fans im Stadion wären gute Kirchgänger, würden sie hingehen - ihre Liturgie, d.h. Abfolge von Gesängen, Bewegungen, Rufen, Innehalten etc., beherrschen sie ganz ohne Vorbeter oder die sachte Andeutung eines Popen, man möge sich erheben o.ä.

3. Die Kleidungswahl bedenken. Ich trage gerne rot... War vermutlich der einzige unter ca. 35.000 Stadionbesuchern, die Werder Bremen zujubelten, der diese Farbe trug. Brisanz hatte das allerdings erst, weil das Rot des VfB ziemlich identisch mit dem meiner Jacke war. Dass sich auch das Rot der Ordner-Jacken nicht wesentlich unterschied und im Übrigen der VfB unterlag, war vermutlich meine Rettung.

4. Ein Fußballspiel von Werder Bremen ist ein Ausflug für die ganze Familie.

5. Das wahre Herz schlägt in der Ostkurve.

6. Das war nicht das letzte Mal. Von Fußball muss man nix verstehen - es geht um die Stimmung.