Datenfluss

Nachdem mir vor ein paar Jahren mal eine Festplatte abgeraucht ist, mache ich mittlerweile regelmäßig Backups meiner Rechner. Ich nutze dafür ein NAS, das sich mit Time Machine versteht, so dass ich mich in der Regel nicht weiter darum kümmern muss. Das Backup Intervall habe ich im Terminal ein wenig angepasst. Für meine Bedürfnisse reicht es locker, wenn die Kisten, die ich im Betrieb habe, nur alle 24 Stunden einmal alles Neue wegschreiben. Soweit so gut. Die erste Sicherung kann, je nach Datenbelegung und Netzwerkanbindung, eine Weile dauern. 500 GB wollen erst einmal bewegt werden. Bei all den Maschinen, die hier so rumhängen, war das mit der Erstsicherung nie ein Problem. Einzig und allein mein kleines Air hat immer rumgezickt. Mit dem Ethernet-Adapter, der an den USB-Port gestöpselt wird, kommt man theoretisch auf 100 MBit. Das ist zwar in Zeiten, wo jeder Toaster nen Gigabit-Nüpsel besitzt, kein Raketenantrieb, sollte aber reichen, wenn man ein wenig Wartezeit mitbringt. In der Praxis verhielt sich die Kombination aber sehr komisch. Der Datendurchsatz beim Backup schwankte massiv und brach immer wieder über mehrere Sekunden komplett weg. Nach einer Nacht waren so lediglich 2-3 GB gesichert. Da ich das MacBook Air jeden Tag mit mir rumschleppe und beruflich nutze, konnte ich es nie länger als ein Wochenende am Stück an der Strippe lassen, was aber leider für die anfänglich gut 80 GB Erstsicherung nicht gereicht hat. Das Ergebnis ist schlicht und einfach, dass ich seit nunmehr knapp zwei Jahren keine Backups der Daten gemacht habe. Halb so wild – klar. Aber es geht ja auch ums Grundsätzliche, die Dinge müssen laufen. Bug-Reports blieben ohne Erfolg. Über die Monate habe ich trotzdem nach jedem OS-Update einen neuen Versuch gestartet in der Hoffnung, dass sich irgendjemand in Cupertino erbarmt und die Nummer gefixt hat. Weil der Leidensdruck am Ende des Tages aber doch nicht allzu groß war, fand ich mich irgendwann einfach damit ab. Mit dem Carbon Copy Cloner kommt man ja auch zum Ziel, wenn auch weniger komfortabel. Gestern Abend nun startete ich einen neuen Versuch, reichlich unmotiviert, während nebenbei im Browser der Live-TV-Stream vom WDR lief. Und siehe da, plötzlich flutschten die Daten mit konstant 10 MB/s durchs Kabel. Ein kleines Apfelwunder war geschehen. Freudig erregt schloss ich den streamenden Browser, damit sich die Kiste ganz und gar aufs Backuppen konzentrieren konnte. Mit dem Ergebnis, dass unmittelbar nach dem Schließen des Browsers, der Netzwerktraffic und damit die Sicherung komplett zusammenbracht und die alten Symptome (Schwanken der Datenrate, gefühlter Stillstand) wieder auftauchten. Also Browser wieder auf, Stream an und ecce! - die Leitung glühte. Ungläubig noch ein paar Mal mit eingeschaltetem und ausgeschaltetem Live-Stream versucht. Der Effekt war reproduzierbar. Über Nacht angelassen und heute Morgen ein fertiges Backup geerntet. Ist zwar ein wirklich schräger Workaround, aber in der Not frisst der Apfel auch Lokalfernsehen.