Asien.
Freitag, 4. Juli 2003
Asien.

Es ist so etwas wie eine Idee - nur ist es noch mehr. Schwer zu beschreiben, obwohl ich so etwas schon oft hatte. Meistens ist es dann ein Teil einer Geschichte geworden, Drehbücher, Bilder. Irgendwas. Es ist nur ein kurzer Augenblick, der in meinen Gedanken erscheint. Mit einer hohen Detailschärfe, auch wenn wichtige Aspekte vollkommen im Unklaren bleiben. Es ist vergleichbar mit einem Gefühl, oder einer Erinnerung an ein Ereignis, das nie stattgefunden hat.

Der Regen hat aufgehört. Der Himmel ist auf eine unglaubwürdige Weise hellgrau. Es ist kühl. Die Luft riecht nach Regen, nach Fisch, Seetang und Dieseltreibstoff. >>>

Ein mit weißer Plastikfolie beklebtes Spanholzbrett will etwas mitteilen, ohne Erfolg. Obwohl sich einige englische Worte zwischen die roten, mit Folienstift gemalten Symbole gedrängt haben, lässt sich kein Sinn hineinbringen. Aus der kleinen, zerbrechlich wirkenden Hütte strömt der Geruch von Dingen, die in Öl gebacken werden. In der Ferne gigantische Containerschiffe. Viele Dinge sind hier aus Müll gebaut. Plastikfolien statt Glasfenster, blaue Chemikalientonnen, in denen lebende Fische umherschwimmen. Dennoch kommt nie der Eindruck auf, dass es so nicht funktionieren könnte. Einige mehrstöckige Gebäude künden vom vergangenen Glanz dieser Region. Einst farbenfrohe Reklameschilder sind nun verblasst, ihre Botschaft längst schon nicht mehr aktuell. Aus den Fenstern der oberen Etagen hängen provisorisch angebrachte Wäscheleinen. Bunte Wäschestücke baumeln in der schmutzigen, klammen Luft des frühen Mittags und trocknen wohl nie, sind sie doch zudem wichtiger Bestandteil für die sonderbare Atmosphäre. Die kleinen Läden in den Erdgeschossen werden immer noch genutzt. Große Körbe mit bedrohlich hässlichem Spielzeug, Massenindustrieprodukte neben selbst angebautem Gemüse und lebendem Getier. Man hat hier eine Schwäche für Tee, für getrocknetes irgendwas und für in Alkohol eingelegtes Zeug, welches einem durchschnittlichen Mitteleuropäer Schauer über den Rücken jagt. Hier werden die Touristen nicht hingeführt. Niemand würde diesen Ort fotografieren wollen. Damit entzieht er sich der Wirklichkeit der restlichen Welt. Kinder spielen auf der Straße. Ich verstehe das Spiel nicht, das sie spielen. Eine gewöhnungsbedürftige Angelegenheit, so ein Kulturschock. Man kann süchtig danach werden. Ziellos folge ich einer Straße. Hilflos. Grenzenlos fasziniert.

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Großartige Atmosphäre! Meine beiden Lieblingssätze: Dennoch kommt nie der Eindruck auf, dass es so nicht funktionieren könnte. und In der Ferne gigantische Containerschiffe.

Was ich streichen würde: Die letzten drei Zeilen. Is aber wirklich nur 'ne Kleinigkeit und wahrscheinlich eh Geschmackssache.

Ganz großer Dokumentarfilm!

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O Verdammt, das ging schnell. Thanx for taking me serious!

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;)

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Na gut.

>Was ich streichen würde: Die letzten drei Zeilen. Is aber wirklich nur 'ne Kleinigkeit und wahrscheinlich eh Geschmackssache.

Schon passiert.
Wir dürfen nicht mehr so viel billigen Emotions-Kitsch verwenden.

Machen Dokumentarfilmer auch nicht.

Einfach nur draufhalten und irgendwann dann abschneiden und aufhören. Wie im Leben.
Ja, Du hast recht, so ist es besser. Mehr Sehnsucht, mehr rätselhafte Schönheit.

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Klasse

Ich sehe, rieche und höre es irgendwie.

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Danke,

das war meine Absicht!

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Was übrigens das Gefühl verstärkt hat,

allein in Asien zu sein, war William Gibson´s Buch "Idoru". Ja, Jens, ich hab´s jetzt endlich gelesen. Obwohl ich erst dachte, es wäre langweilig und mein Englisch zu schlecht dafür. Hat sich aber nach den ersten Kapiteln in Begeisterung gewandelt. Jetzt kann ich mit "pattern recognition" (der Fortsetzung) anfangen.

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Vorsicht ...

... die Fortsetzung von Idoru ist "All Tomorrows Parties" !
Genauso gut, oder vielleicht sogar etwas besser.

"Pattern Recognition" spielt eher in unserer Wirklichkeit. Nicht schlecht, aber ich finde die Neuromancer Triologie und Idoru um einiges besser.

William Gibson war übrigens mein erster Gedanke, als ich deinen Text gelesen habe.

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Stimmt!

Aber "All Tomorrows Parties" hast Du mir ja auch ausgeliehen...
Habe ich gestern festgestellt und "Pattern Recognition" nach dem ersten Kapitel erst einmal zur Seite gelegt.

Auffällig, die Gibson´schen Lieblingsmotive:
Grauer Himmel, der Geruch von langkettigen Monomeren, Kreditkarten und Jet Lag.

Was sagt das nur über den Mann aus?

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So.

"All Tomorrows Parties" gerade zuende gelesen.
Das Ende fand ich etwas dürftig, hat meiner Meinung nach zu viele Fragen offen gelassen. Sonst aber cool. Sehr schöne Szenerien.

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Ja, so könnte Asien sein - so wie du es beschrieben hast und ein bisschen so wie die Imbissbude in 'Chungking Express'

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Da ich noch nie geflogen bin - schon gar nicht weite Strecken - würde ich gerne mal eine detailreiche Beschreibung eines Jet Lags erhalten. Hat jemand von Euch Euphorikanten schon einmal einen Jet Lag gehabt? Wie fühlt sich das an? Was macht man dagegen? Ist es vergleichbar mit dem Gefühl, wenn man eine Nacht einfach nicht geschlafen hat und um vier Uhr morgens mit dem lebhaften Zwitschern der Vögel versucht, einzuschlafen? Oder eher wie man sich nach einem Kreislaufsturzflug fühlt? Oder wie? Mich interessiert das wirklich sehr.
Der Jet Lag scheint in Globetrotter- und High-Society-Kreisen eine Art schicke Krankheit zu sein, Pauschalausrede für Leistungstiefs und Gesprächsthema bei Cocktailempfängen. Vergleichbar mit der Schwindsucht im Barock.

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gedschädlägt

Wie kommst du auf 'jet lag'? Machst du ne weite Reise? Nach Asien?
Also, ich hatte schon mal'n 'jet lag'. Der erste Tag war noch gut. Nach der Landung total aufgekratzt sein und zugleich todmüde. Eigentlich kein schlechtes Gefühl. Zuhause bis nachmittags durchgehalten und anschließend sechzehn Stunden geschlafen. Das 'jet lag' begann dann erst am nächsten Abend. Ungefähr vier, fünf Tage konnte ich erst um 2-3 Uhr einschlafen. Mehr war's nicht, aber auch nicht weniger.
(Habe mal auf die Schnelle Transfer Lounge von Gregor Hens durchgeblättert, aber leider keine interessanten Stellen zum 'jet lag' gefunden.)

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Nee, keine Reise, kein Jetlag. Habe ich bisher noch nicht gehabt - bin noch nie geflogen, darum interessiert mich das Phänomen so sehr. Ist das so wie eine Nacht durchgefeiert haben und um vier einschlafen mit Vogelgezwitscher, oder anders?

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Hhm, ... ja, ...nee, ...ich finde, es ist nur Müdigkeit bzw. Wachsein zur falschen Zeit. Für'n Urlauber ganz chic, mal ne Weile in seinem zirkadianen Rhythmus etwas gestört zu sein, aber für Geschäftsleute, Politiker, Filmstars....?!?

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Geist in der Schale 2 - Unschuld

Ohh, und wer hat noch nicht Ghost in the Shell gesehen? Kommt jetzt 'n zweiter Teil:

Trailer und Webseite:
http://www.innocence-movie.jp/information/trailer/tokuho1/480.mov
http://www.innocence-movie.jp/

Ein Typ von SlashDot hat den Text im Trailer uebersetzt:
(cyborg)
Batou is a living doll.

His arms, his legs, everything in his body was made.
all that is left is a little brain and, the memory of a woman.

A lonely soul's promiscuity.

Directed by Oshii Mori. (I think... not too good with names yet.)

Innocence
This is life.

Spring 2004

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Wird wohl nicht im Kino laufen.

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Die Flashseite ist aber ziemlich cool. Japanisch müsste man können...

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In der Ferne gigantische Containerschiffe.

Es ist vergleichbar mit einem Gefühl, oder einer Erinnerung an ein Ereignis, das eines Tages stattfinden wird.

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