Die Weltregierung, so wurde erklärt, stelle fest,
daß der Plan, endgültig Frieden zu stiften,
sich gar nicht anders verwirklichen läßt,
als alle Beteiligten zu vergiften.

Zu fliehen, wurde erklärt, habe keinen Zweck.
Nicht eine Seele dürfe am Leben bleiben.
Das neue Giftgas krieche in jedes Versteck.
Man habe nicht einmal nötig, sich selbst zu entleiben.

Am 13. Juli flogen von Boston eintausend
mit Gas und Bazillen beladene Flugzeuge fort
und vollbrachten, rund um den Globus sausend,
den von der Weltregierung befohlenen Mord.

Die Menschen krochen winselnd unter die Betten.
Sie stürzten in ihre Keller und in den Wald.
Das Gift hing gelb wie Wolken über den Städten.
Millionen Leichen lagen auf dem Asphalt.

Jeder dachte, er könne dem Tod entgehen.
Keiner entging dem Tod, und die Welt wurde leer.
Das Gift war überall. Es schlich wie auf Zehen.
Es lief die Wüsten entlang. Und es schwamm übers Meer.

Die Menschen lagen gebündelt wie faulende Garben.
Andre hingen wie Puppen zum Fenster heraus.
Die Tiere im Zoo schrien schrecklich, bevor sie starben.
Und langsam löschten die großen Hochöfen aus.

Dampfer schwankten im Meer, beladen mit Toten.
Und weder Weinen noch Lachen war mehr auf der Welt.
Die Flugzeuge irrten, mit tausend toten Piloten,
unter dem Himmel und sanken brennend ins Feld.

Jetzt hatte die Menschheit endlich erreicht, was sie wollte.
Zwar war die Methode nicht ausgesprochen human.
Die Erde war aber endlich still und zufrieden und rollte,
völlig beruhigt, ihre bekannte elliptische Bahn.

[aus: Das letzte Kapitel, E. Kästner]

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
in allen Lüften hallt es wie Geschrei,
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
und an den Küsten - liest man - steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
an Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

[Jakob van Hoddis, Weltende]

Die Menschheit hatte es geschafft,
sie hatte sich dahingerafft,
dies Ziel war lang vorherzusehen,
wenn es am schönsten ist, soll man nach Hause gehen.

Noch ca. 4 Stunden, oder Kästners Erich ist doch kein Prophet. Wäre eigentlich schade, wenn gerade jetzt die Welt unterginge...

Ich hatte das Gedicht zwar schonmal gelesen, aber da war der 12.7.2003 noch soooo weit weg... und jetzt isses soweit und ich hab noch nichtmal die Haare anständig geschnitten... ne ne ne...

Übrigens:

Und immer wieder schickt ihr mir Briefe,
in denen ihr, dick unterstrichen, schreibt:
?Herr Kästner, wo bleibt das Positive??
Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.

[..]

Die Zeit liegt im Sterben. Bald wird sie begraben.
Im Osten zimmern sie schon den Sarg.
Ihr möchtet gern euren Spaß dran haben ...?
Ein Friedhof ist kein Lunapark.

Mehr von Kästner gibt's z.B. hier:
http://mitglied.lycos.de/spangenberg/gedichte/kaest00.html

Vielleicht dachte daran auch schon mein derzeitiger Freund (tut mir leid C., dass für dich einfach keine Zeit mehr ist, hätte ich eher gewusst und gelesen, dass es der letzte Tag ist, hätte ich mich anders entschieden!)...also vielleicht dachte damals auch schon mein derzeitiger Freund an diesen Tag, als er Krapp am Ende von "Das letze Band" sagen liess:

"Nach Mitternacht. Nie erlebte ich solche Stille. Die Erde könnte unbewohnt sein."

Also mal ehrlich Jungs, ich möchte das nicht als einzige verpassen müssen...

Tauchen auf und ab wie Korken im Meer
Hat, wer sie hinauszog, die Fluten der Erde entfesselt?
Keine wirklichen Korken:
Große Bäume sind’s, die dort treiben

Eine Taube, mit einem welken Ölzweig im Schnabel
Von der Sonne ausgedörrt, vom Wind getrocknet
Verzweifelt schaut sie auf das endlose Wasser
Schrecken kriecht die dürstende Kehle empor

Kinder, die auf grünem Rasen Weltkrieg spielen
Pistolen gezückt, „Ich hab Dich!“ „Nein!“
Ein zorniger Vater, der ihnen das Kriegsspiel verbot
Und Wolken, die vor die Sonne zieh’n wie seine Strafe

(schon älter, aber passend, irgendwie)

ich dachte, ich sei schlimm. es ist sommer, und ihr vergeht in weltuntergangsphantasien. ihr zerstört mir die dramatik für den winter, macht mir sorgen, ob ihr bei all der kälte, dunkelheit und stille noch klarkommen werdet. ich dachte, ich könnte mich dann wieder auf meine eigene, dunkle und fatale seite konzentrieren. kommt mal klar. es ist sommer und alles ist gut! im moment...