heute alles schaffen. Geschafft hab ich: Tour de France gucken. Wie dieser arrogante Franzose gewonnen hat (ok, verdient, ttrotzdem: bäh!). Dagegen Telekom-Rollo: Malocher bis zum Ziel. Keine Geste der Freude, nix. Bestes Resultat in der Karriere und Rollo verzieht keine Miene. Hätte man ihn gelassen, er wär auch bis Moskau weitergefahren. Ohne auch nur einmal zu zucken.

mir san mi´m radl daaa!

Sport im Fernsehen finde ich kopferweichend langweilig. Ich weiß, wir haben darüber schon mal debattiert. Kulturgut, internationaler Wettbewerb, eigenes Interesse an Sport, das Warten auf spektakuläre Unfälle (würde nicht jeder zugeben), bla bla.
Letzten Endes sieht man aber Leuten beim radeln zu. Oder beim Ball spielen. Ziemlich monotone Angelegenheit.

Marcel Wust in der ARD zum Fieber von Jan Ullrich:

"Wichtig ist auf jeden Fall, das zu verheimlichen. Denn wenn "die" wissen, der Ulle hat 40°C Fieber, dann sagen die auch: Heute wird mal richtig Rad gefahren!"

Tempohärte

Klingt so geil, will ich auch mal haben.

Heute Abend kommt, glaube ich, bei Schmidt der Bericht von Manuel Andracks Wochenende auf Alp-Dü-Ess. Vielleicht wird's ja lustich!?

[gefunden bei www.ardtour.de]

1997: "Quäl dich, du Sau!"

Diese eher uncharmant wirkende, aus Sicht des Feuilletonisten alles andere als reizlose Bemerkung hat Geschichte gemacht.

Was war geschehen? Jan Ullrich, seines Zeichens erfolgreicher Radsportler und erster deutscher Toursieger, war zum Zeitpunkt des saloppen Ausspruchs selbiges noch nicht, aber kurz davor. Bärenstarke Gegner hatten dem jungen Rostocker nichts anhaben können. Auf dem Weg nach Andorra, einer extrem heißen Bergetappe, hatte "Ulle" alle Anwärter auf den Toursieg abgehängt. Richard Virenque, Marco Pantani & Co. mussten zusehen, wie Jan den Berg hinauf flog und mehr als eine Minute Vorsprung anhäufte. Auch das Einzelzeitfahren bei Saint-Etienne wurde zur Triumphfahrt. Ullrich knöpfte dem Peloton drei Minuten ab. Team Telekom und ganz Deutschland schwelgten in Vorfreude und plötzlich aufkeimender Begeisterung für den Radsport. Wer sollte diesen Jan noch stoppen? Doch, es kann der beste nicht in Frieden leben...

Die Konkurrenz weigerte sich einfach aufzugeben. Und so musste das Team in jeder Sekunde mit Argusaugen auf jede potenzielle Bedrohung reagieren. Eine zermürbende Tätigkeit. Doch Ullrich stand auch die mörderischen Etappen in den Alpen gut durch. Zwar siegte Pantani zweimal, der Italiener fuhr jedoch zu unbeständig, um Ullrich im Gesamtklassement angreifen zu können. Virenque versuchte es ebenfalls und wurde vom Patron Ullrich mit dem Vortritt zum Etappensieg belohnt, wieder ohne Gefahr für das Maillot Jaune.

Doch dann kommt die 18. Etappe, von Colmar nach Montbéliard, ein eigentlich vergleichsweise harmloses Teilstück der Tour. Ullrich ist leicht kränklich, eine Schnupfennase plagt ihn, was wiederum seine Gegner schamlos ausnutzen. Am Col du Hunsruck kann Ullrich in einem unbedachten Moment seinen Herausforderern nicht folgen. Es schlägt die Stunde des Mannes, über den Walter Godefroot, sportlicher Leiter von Team Telekom, sagt: "Nur die Bölts geht nie kaputt!" Udo Bölts begreift den Ernst der Lage sofort, fährt an seinen Kapitän heran und verpasst ihm den erwähnten verbalen Tritt in den Allerwertesten: "Quäl dich, du Sau!" Unter den bekannten Umständen sprachlich zwar knapp, präzise und spartanisch, doch nicht ohne poetischen Schwung. Aber wichtiger noch: Es wirkte!

C'est magic! Ulle, ich will ein Kind von dir!!!!!!!

[Watterott: Man muss auf die Feinheiten achten, die Jan Ullrich sagt.]

Ulle: Jetzt ist alles möglich!

Heute mal richtig Rad gefahren. Ich krich Fieber! So ist das richtig Ulle: Let's kick some ass.

internationale Pressestimmen:

[von sport1.de]

Frankreich:

L'Équipe: "Die Rückkehr des Wunderkindes. In den himmlischen Farben seines Trikots Bianchi hat Ullrich eine Demonstration von Stil und Kraft gegeben, um auf den brandheißen und schwierigen Straßen des Tarn einen überwältigenden Sieg zu erringen."

Le Figaro: "Ullrich bringt die Masken zum Einsturz. Der Deutsche bringt Armstrong in Schwierigkeiten, das Gelbe Trikot ist ungewiss geworden. Der Deutsche hat nicht nur seine Rückkehr in die erste Reihe bestätigt, sondern auch den Formverlust des Amerikaners deutlich gemacht."

Libération: "Ullrich ist wieder da."

Spanien:

Marca: "Ullrich ist zurück. Er hat seine Stärke bewiesen und zwar nicht die der vergangenen Jahre, sondern die seiner Anfangszeit, als er die ganze Welt überraschte."

As: "Ullrich, mit Ultraschallgeschwindigkeit. Ullrich schlüpfte in die Haut des Miguel Induráin, und Lance Armstrong musste erleben, dass er auch nur ein Mensch ist."

El País: "Das große Duell: Ullrich besiegte Armstrong im Zeitfahren und ist nun der große Favorit. Ullrichs Fasern, nicht die seines glänzenden Maillots, sondern die seines Geistes und seines Körpers, erlahmen nicht, rosten nicht, verbrennen nicht. Er ist ein einzigartiger Radfahrer, der wegen Übergewichts, Amphetaminen und des süßen Lebens fast am Ende war, nun aber rechtzeitig zurückgekehrt ist, um eine unvollendete Aufgabe zu Ende zu bringen."

El Mundo: "Ullrich hat Armstrong erniedrigt. Das rebellische Dickerchen eines jeden Winters, der König der Hamburger und der Kuchen, hat sich verändert und startete mit Leidenschaft in das Zeitfahren."

ABC: "Ullrich hat das Gesicht der Tour verändert und alle Prognosen auf den Kopf gestellt. Er ist die Reinkarnation von Miguel Induráin."