Montag, 12. Juli 2004
Kriegsbericht
Kailoi
12:32Uhr | tag: Alles wird gut
In meiner Wohngemeinschaft herrscht derzeit ein Zustand, der eines Tages als Die Telefonkriege in den Geschichtsbüchern auftauchen wird. Wie auch bei anderen Kriegen hat hier die optimale Mischung von Ignoranz, Gerissenheit und aufgestauten Emotionen in Kombination mit unterschiedlichen Ansichten zu einer explosiven Mischung geführt: Es wird nicht mehr geredet, teilweise herrscht blinder Hass, an anderen Stellen Verzweiflung, wieder andere versuchen es mit Machtspielen. Außen stehend, aber zwischen den Fronten: ich. Von der anthropologischen Seite betrachtet ist es ein interessantes Bilderbuch vom Spektrum menschlichen Verhaltens in Krisensituationen. Als Lebensraum ist es eher bedrückend. Gähnende leere im Wohnzimmer und immer das Gefühl, man hätte ein Parteiabzeichen, das einen entweder als Mitglied und damit gleichzeitig als Feind der einen oder anderen Gruppierung ausweist. Nur zur Erinnerung: Es geht um ein Telefon. Lächerlich nicht war? Auf der anderen Seite - wenn man Luhmann ernstnimmt - besteht Gesellschaft ja nicht aus Personen, sondern aus Kommunikationsprozessen. Demnach spielt sich in meinem Wohnumfeld ein Kampf um die nackte Existenz ab. Zugegeben, vier Personen, von denen mindestens die Hälfte starken Kontakt mit der Außenwelt zum Überleben braucht - da ist, wenn man es realistisch betrachtet, eine Telefonleitung etwas knapp bemessen. Meine Person ist in diesen Streitigkeiten tatsächlich Nonexistent. Ich tauche in der Statistik höchstens als Angerufener auf und kann mich ruhigen Gewissens zurücklehnen, bekomme nur relativ wenige soziale Bombensplitter ab. Ich sollte zwar versuchen zu vermitteln, meine Kompetenz als Schlichter und Konfliktmoderator einsetzen. Allerdings operieren Chirurgen sich auch nicht selbst, oder? Ich würde Gefahr laufen, von der einen, anderen oder beiden Seite(n) als Arschloch klassifiziert zu werden. Außerdem gibt es Ausprägungen von Konflikten, die so eingefahren sind, dass man da kaum noch einen Hebel ansetzen kann. Wenn ich gefragt werde, gebe ich Rat. Aber was gilt eine weiße Flagge auf der einen Seite, wenn die andere (noch) im Blutrausch ist? Konflikte haben leider die Eigenschaft sich auszudehnen, wenn sie nicht gelöst werden. Letztendlich geht es wohl mittlerweile längst nicht mehr nur um ein Telefon. Im Krieg geht es ja irgendwann auch nicht mehr um Politik. Home sweet home. ... Comment
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