Stichwort: Dunkle Stunden

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Immer Sonntag

Was für ein Tag. Wir schlenderten durch die herbstlichen Obstfelder. Die Äpfel waren bereits abgeerntet, das Laub strahlte in der Sonne in schönsten Grün-, Gelb-, Rot- und Brauntönen. Auf der Wiese glitzerten dicke Reiftropfen auf dem noch grünen, satten Gras und irgendwo hinter den Hügeln läuteten Kirchenglocken das Vaterunsergebet. Wir sprachen kaum, nur hin und wieder blieb ich stehen und drückte fester ihre Hand. „Was für ein Tag.“ Es war unser erster gemeinsamer Ausflug seit vier Monaten, das erste Mal, dass der Arzt ihr erlaubt hatte, das Krankenhaus ohne Aufsicht zu verlassen. Ihr Gesicht war blass, fast durchsichtig, ihr Lächeln nur ganz schwach. „was denkst du?“ fragte ich, als wir uns auf eine Bank setzten, um etwas auszuruhen und die Aussicht zu genießen. Sie schaute nach rechts in die Leere. „Es ist grausam,“ sagte sie, „wie du durch die Felder stürmen willst und jeden Moment mit deiner Gier nach Eindrücken ausfüllst, wie Du jeden Sonnenstrahl und jedes Blatt in dich aufsaugst, als sähst du das alles zum ersten Mal und als komme all dies nicht wieder. Und ich...“ Sie stockte, „ ...ich sehe das alles hier, sehe die Hügel da hinten und den knorrigen Apfelbaum auf der Wiese – den, der ein wenig abseits steht – und mein einziger Gedanke ist, wie gerne ich dort unter diesem Baum begraben läge. Wie schön und dunkel und kühl es sein muss, in seinem Schatten zu liegen und wie still es erst im Winter sein muss, wenn kein Mensch sich hierher verirrt in die Obstfelder. Du willst diesen Augenblick festhalten und alles in dich aufnehmen und ich will nur begraben sein. Hier, unter diesem Apfelbaum.“ Und sie knibbelte ein wenig an ihren Verbänden herum, die fest um beide Handgelenke gewickelt waren wie Stigmata. „Alles wie ein endloser Sonntag“, flüsterte sie. „Voller Sonne und Ende und Verzweiflung. Nach und nach verbrennt die Sonne alles in ihrer Langweile oder ein Regenschauer kommt und ertränkt die Wiesen mit seinem Überdruss. Bis der Schnee endlich alles unter sich begräbt.“

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In der Uni sind eben überall die Lichter ausgegangen. Gerade schrieb ich einen Kommentar auf dieser Seite, als der Rechner ausging. Auf dem Flur standen schon Leute herum, die so ratlos aus der Wäsche dreinblicken mussten wie ich selbst. Die Feuerschutztüren waren zu. Leichte Unruhe keimt auf. Treffe Olli C. auf dem weg zur Toilette (ich dachte, ich geh´nochmal, bevor das Gebäude geräumt wird). Der sagt, die Türen gehen automatisch zu, wenn der Strom weg ist. Bin etwas beruhigt, warum auch immer. Wir scherzen etwas darüber, wie gut es war, dass wir nicht ernsthaft an etwas gearbeitet haben. Das wäre jetzt ja futsch. Muss ich mir eventuell als Ausrede merken, denk ich so, könnte nützlich werden. Meine Verabredungen mit anderen PraktikantInnen wurden wieder lässig vergessen. Leckt mich doch alle am Arsch, denk ich still, ich geh jetzt erstmal Mittagessen. Zuhause. Nicht in dieser verdreckten, Kacke servierenden Mensa.

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"Frisur"

Vor wenigen Stunden habe ich in den Spiegel im Bad geschaut. Habe eine Seitentür des Spiegelschrankes geöffnet, um mich von der Seite zu betrachten. Stellte fest, dass mir meine Frisur nicht gefällt. Sah rechts die Haarschneidemaschine liegen. Die Maschine sagte: "Mach´ Bürste. Das ist nicht superschick, aber sieht wenigstens ordentlich aus." Die Maschine argumentiert knapp und überzeugend, denke ich. Solche Dinge müssen schnell entschieden werden, sonst neigt man eher dazu, alles erstmal so zu lassen. Ich stellte die Länge auf 5mm und begann mein Werk. Erkannte, dass sich im vorderen Bereich, also direkt bei der Stirn, ein Kranz zurückgebildet hat. Dort sind recht wenig Haare. Da bist Du also, denk ich, Glatzenkeim. Vadder hat Glück gehabt. Oppas Vollglatze wurde eine Generation weitergereicht. Durch die langen Haare war das Schauspiel halbwegs verdeckt geqwesen. Jetzt gibt es nur noch eine Fluchtrichtung. Ich seufze, nehme, den Abstand haltenden Aufsatz vom Haarschneider und mache mich erneut ans Werk...

damals nur eine simple Bildmanipulation

siehe auch

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Die Dicke im Zug


Spüre im Halbschlaf starke Erschütterung. Denke im Aufwachen an Terroranschlag, Kinder oder Kuh auf den Gleisen oder Spasemacken an der Notbremse. Grund ist jedoch eine ziemlich massige Frau, die sich neben mir in die Sitzkissen des 2. Klasse Großraumabteils geworfen hat. Sie schnaubt, mir wird schlecht. Sie scheint ziemlich außer Atem zu sein, vielleicht ist sie zum Zug gerannt, vielleicht waren aber auch die 3 Stufen hoch zum Waggon schon zu viel für sie. Meine neue Zugfahrnebenssitzabschnittsparnterin ist nach meiner Schätzung zwischen 30 und 60 Jahre alt, vermutlich näher an 60 als an 30. Sie trägt mehrere Lagen Makeup über ihren mehreren Lagen Haut, durch deren grobe Poren große Schweißtropfen den Weg in die Freiheit suchen. Der süßliche Geruch ihre Parfüms verhindert den befürchteten nasal-sensorischen Kontakt mit den, sich nunmehr in Sturzbächen ergießenden, Ausdünstungen. Schlafe verstört wieder ein.

...

Die Grunzlaute passen nicht zum Setting meines wirren Traumes, worauf sich mein Hirn entschließt sich aus eben diesem auszuklingen, um die Gefahrenlage für Leib und Leben zu erkunden. Frau Schweinebraten blättert, Kaffee für 2,60 schlürfend, mit offensichtlichem und –hörigem Genuss in einem Katalog, der erotische Produkte für übergewichtige Frauen anbietet. Was meine Augen in einer 1/4 Sekunde des Leichtsinns dort erblicken müssen, bin ich nicht bereit in Gänze aufzuschreiben. Es lässt sich vermutlich am besten mit Event Horizon beschreiben. Schließe die Augen und schlafe sofort wieder ein. Träume wirres Zeug von Frau Schweinebraten die „so Dinge“ wie bei einer Tupper-Party an andere dicke Frauen vertickt. Ich sollte eine Therapie beim Albtraumjäger in Erwägung ziehen. Als ich das nächste Mal erwache sitzt neben mir ein kleiner dürrer Kerl und blättert vergnügt im BahnMobil Heft. Till Schweiger hat einen neuen Film gemacht und irgendein Photograph schlägt sich durch New York, London, Paris und Berlin. Die Welt dreht sich wieder.

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WELTNEUHEIT :

Bush will die Welt von Tyrannei befreien!

Will Er Selbstmord machen?

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HEUTE:

AvP oder Alien vs. Predator! freu Ich geh ins Kino und schau mir einen hoffentlich guten Film an!

Und was sagt Ihr dazu??? Schon gesehen oder schon ne Meinung?

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Morgen früh

Beginn der partiellen Mondfinsternis: 03h14m25s MESZ.

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Der Nachtapell

Herr K. wäre nicht aufgefallen, während man mit ihm sprach. Unter dem buschigen Vollbart vermutete man ein wohlgeformtes Gesicht, seine Augen sprachen von Sanftmut und einer Spur von Traurigkeit. Leider machte sich niemand die Mühe mit ihm zu sprechen. Aus gutem Grund, würde man erfahren, wenn man sich die Mühe machte zu fragen. Ein Teufelskreis. Einst hatte er in einem angesehenen Beruf gearbeitet, hatte gute Arbeit geleistet, war für seinen Einfallsreichtum bekannt. Irgendetwas war vorgefallen. Man würde wohl nie erfahren, was. Herr K. sprach nicht darüber und niemand, der noch zugab, ihn zu kennen schien davon zu wissen. Er besaß eine kleine drei-Zimmer-Wohnung, bescheiden eingerichtet und ordentlich. Wenn man ihm begegnete und ihn grüßte und ihm eine Frage stellte, bekam man eine freundliche Auskunft - ja, vielleicht sogar eine ausführlichere Auskunft, als man erwartet hatte. Und dennoch gab es Unterschriftenlisten. Auf diesen Listen wurde die Zustimmung erbeten, etwas gegen ihn, Hernn K., zu unternehmen. Das war wegen der Nächte und auch wegen mancher Tage, in denen er laut brüllte. Unverständliches Zeug, Drohungen, Hilferufe, Reden, die wie Prophezeiungen ohne Inhalt klangen. Zuweilen englisch klingende Worte, dann wieder deutsch. Was wahrnehmbar blieb, war die Ruhestörung. Er war ein öffentliches Ärgernis, irrte auf den Straßen herum, hielt Reden deren Worte nicht verständlich waren. Man konnte ihn für einen Säufer halten, der er nicht war. Man klagte gegen ihn, wollte ihn seiner Wohnung berauben. Einige wenige sprachen für ihn. Man erwirkte eine Zwangseinweisung, er selbst hielt sich nie für krank. Medikamente, Therapie. Er durfte zurück in seine Wohnung - so lange wenigstens, wie er keinen Ärger machte. Wenigstens eine Chance.

Frei nach einer Fernseh-Dokumentation

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Memomarathon

Dunkle Stunden viele Kunden viele Runden Fechtstunden durchgewunden Extrarunden angebunden in Mikrosekunden losgebunden tiefe Wunden wund geschunden Musikstunden unterbunden verschwunden abgefunden

Wir müssen alle wieder mehr reimen ...!

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Online seit 8001 Tagen.
Das sind über zwanzig Euro!
by Kailoi (23.07.24, 11:02)
Und Kaloi hat die
Bilder dazu gemalt 😺
by Albtraumjaeger (06.12.21, 14:08)

Matze macht Märchen https://beffana.net/blog/2021/12/01/beffana-2021-staffel-6-folge-1-der-rattenkoenig/
by Kailoi (03.12.21, 14:00)
Die Tage werden wieder kürzer.
Vielleicht sollten wir unsere Schreibtische verlassen und zwischen den...
by Kailoi (29.09.21, 20:20)
fun fact
by Kailoi (12.07.21, 12:16)
Online seit...
by ChrisTel (18.06.21, 22:49)
danke. hat mich gefreut!
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by Anonymus (23.06.20, 15:30)
von mir auch allet
jute!
by kraehenpost (18.06.20, 10:58)
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by ChrisTel (18.06.20, 09:02)
Online
by Anonymus (13.06.20, 12:10)
#thismorningwalk
by Anonymus (13.06.20, 12:08)
Uuuuund... noch'n Podcast hier: https://im-moor.net
(kann man ruhig hören. ist seehehr gut))
by Albtraumjaeger (13.04.20, 18:12)
Weihnachtshexe Beffaná FYI Ich hab
einige Songs meiner diesjährigen 24-teiligen-Podcast-Serie über die Weihnachtshexe Beffaná in...
by Albtraumjaeger (07.01.20, 17:41)
Habs mir gerade angehört.
Cooler Text. Frohes Neues!
by Albtraumjaeger (02.01.20, 09:39)
Brückengeländer
by Anonymus (31.12.19, 13:27)
:)
by Anonymus (31.12.19, 13:24)
Farbe ist meine Welt
by ChrisTel (23.12.19, 00:13)
Respekt Was sind das für
Wesen, die von hinter ihrem Zaun aus 2 Zentimeter Entfernung...
by marraine (11.12.19, 14:08)
👍🤗
by Albtraumjaeger (06.12.19, 14:58)
Update 6.12 Ich habe
mich entschlossen, den ganzen Kram einfach wieder in Ordnung zu...
by marraine (06.12.19, 14:47)
Ach du fuck! Ichhab gestern
Abend aus einer Laune heraus Lotto gespielt. Wenn ich...
by Albtraumjaeger (06.12.19, 07:50)
Advent, Advent Ich versuche ja
geduldig zu sein, Erwachsen und einsichtig, ruhig und gelassen, die...
by marraine (06.12.19, 01:47)
Jean-Luca
by ChrisTel (28.11.19, 14:02)
Vielleicht tröstet dich neben diesem
"Ich werde alt"-Gefühl auch die Einsicht, dass die Schwelle...
by Kailoi (01.10.19, 12:29)
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