1. WIRFT MAN JEMANDEM IGNORANZ VOR, UNTERSTELLT MAN, DASS DIESE PERSON SICH BEWUSST BESTIMMTEN INFORMATIONEN GEGENÜBER VERSCHLIEßT. ZUM BEISPIEL, UM EINE FRAGWÜRDIGE ODER UNLOGISCHE ANSICHT BEIBEHALTEN ZU KÖNNEN.
2. DIE ERFAHRUNG ZEIGT, DASS DER FALL EINES BEWUSSTEN IGNORIERENS VON INFORMATIONEN SELTEN ZUTRIFFT, WENN DER VORWURF DER IGNORANZ AUSGESPROCHEN WIRD.
3. WAHRNEHMUNG BASIERT AUF INDIVIDUELLEN, BIOGRAFISCHEN ENTWICKLUNGEN UND NEUE INFORMATIONEN KÖNNEN, MÖGLICHERWEISE MIT AUSNAHMEN, NUR IN EINEN ANSATZWEISE BESTEHENDEN KONTEXT EINGEFÜGT WERDEN.
4. MAN KANN IN VIELLEN DINGEN EINER MEINUNG SEIN UND HAT DENNOCH EINE UNTERSCHIEDLICHE WAHRNEHMUNG DER DINGE.
5. DIE PROZESSE, DIE SICH HINTER DEN STICHWORTEN "INTERESSE", "BILDUNG" UND "WISSEN" VERBERGEN, SIND NACH WIE VOR HOCHGRADIG KOMPLEX UND NUR UNZUREICHEND ERGRÜNDET. DAHER SIND SCHLUSSFOLGERUNGEN, WAS ANDERE WISSEN SOLLTEN, WELCHE kENNTNISSE UND ERKENNTNISSE UNTER GEWISSEN BEDINGUNGEN UND VORANNAHMEN VORHANDEN SEIN SOLLTEN, NICHT NUR RISKANT, SONDERN AUCH HÖCHST SPEKULATIV.
6. DARAUS ERGIBT SICH, DASS DAS WORT "IGNORANZ" EINE REFLEXIONSWIRKUNG HAT: WER ANDEREN VORWIRFT, IGNORANT ZU SEIN, NIMMT IM SELBEN MOMENT EINE IGNORANTE HALTUNG EIN, INDEM ER SICH DER MÖGLICHKEIT VERSCHLIEßT, DER ANDERE KÖNNTE DIE GEFRAGTE INFORMATION BESITZEN UND SIE AUS EINEM UNBEKANNTEN GRUND VERSCHWEIGEN, INDEM ER VORAUSSETZT, DASS DIESE INFORMATION VON UNBESTREITBARER WICHTIGKEIT IST UND DEREN ERMANGELUNG EIN VERSTOß GEGEN ALLGEMEIN GELTENDE REGELN IST, UND INDEM ER AUSSCHLIEßT, DASS ANDERE SICHTWEISEN ODER ÄHNLICHE INFORMATIONEN GELTUNG HABEN KÖNNTEN.

§2 ARROGANZ

1. MIT DEM BEGRIFF DER ARROGANZ IST ÄHNLICH DEM BEGRIFF DER IGNORANZ (§1) HÄUFIG EIN FEHLURTEIL VERBUNDEN. UNTER ARROGANZ VERSTEHT MAN DEN VORWURF, DASS EINE ANDERE PERSON SICH SELBST HÖHER WERTET ALS ANDERE.
2. DER BEGRIFF DER ARROGANZ TRIFFT ZU, SOBALD EINE PERSON EINE KONKRETE ÄUßERUNG VON SICH GIBT, DIE AUF DIE EIGENE ÜBERLEGENHEIT ODER DIE MINDERWERTIGKEIT DER ANDEREN HINWEIST. SOLCHES GESCHIEHT ALLERDINGS HÄUFIG IN FORM VON ANSPIELUNGEN. DAHER BESTEHT DIE GEFAHR EINES MISSVERSTÄNDNISSES NICHT ALS ARROGANT INTENDIERTER ÄUßERUNGEN UND DAHER IST DER VORWURF DER ARROGANZ IN SOLCHEN FÄLLEN NUR VORSICHTIG ODER BESSER GARNICHT ZU VERWENDEN.
3. DER BEGRIFF DER ARROGANZ TRIFFT NICHT ZU, WENN EINE PERSON SICH GÄNGIGEN KONVERSATIONS- UND KOMMUNIKATIONSPROZESSEN ENTZIEHT. ES GIBT ZWAR FÄLLE, IN DENEN SICH PERSONEN EINER IHRER AUFFASSUNG NACH BELANGLOSEN UND ZIELLOSEN KOMMUNIKATION ENTZIEHEN. DIE GRÜNDE FÜR EINE KOMMUNIKATIVE ENTHALTSAMKEIT KÖNNEN JEDOCH VIELFÄLTIGER UND WEITAUS HARMLOSERER NATUR SEIN, SO DASS DAS URTEIL DER ARROGANZ IN SOLCHEN FÄLLEN UNANGEMESSEN IST, ZUMINDEST, BIS ES SICH ANHAND EINDEUTIGER ÄUßERUNGEN BESTÄTIGEN LÄSST.
4. WIE AUCH IM FALL DER IGNORANZ (§1) HAT DER VORWURF DER ARROGANZ EINE REFLEKTIONSWIRKUNG: DAS URTEIL ÜBER ANDERE PERSONEN IMPLIZIERT GENERELL DIE ANNAHME EINER EIGENEN, ÜBERLEGENEN POSITION - SEI SIE NUN DEM SCHEIN NACH INSTITUTIONELL ODER IN ANDERER FORM GERECHTFERTIGT, ODER NICHT.

§3 TOLERANZ

1. AUCH POSITIV BELEGTE BEGRIFFE WIE "TOLERANZ" SIND MIT VORSICHT ZU VERWENDEN. TOLERANZ BEZEICHNET DIE DULDUNG EINER GEGEBENHEIT, DIE DER EIGENEN ÜBERZEUGUNG ENTGEGENSTEHT. IN DIESER AUSLEGUNG DES BEGRIFFES IST DIE TOLERANZ ENG VERWANDT MIT DEM BEGRIFF DER "GLEICHGÜLTIGKEIT", DER NICHT POSITIV BELEGT IST.
2. DER BEGRIFF DER TOLERANZ WIRD HÄUFIG IM UMGANG MIT ANDEREN KULTUREN ODER SOZIALEN UMFELDERN VERWENDET. IM STRENGEN SINN WÜRDE TOLERANZ BEDEUTEN, DASS MAN FREMDARTIGE LEBENSWEISEN ERTRAGEN KANN, ODER MAN SIE BESTEHEN LÄSST, AUCH WENN SIE SICH VON DER EIGENEN LEBENSWEISE GRUNDLEGEND UNTERSCHEIDEN, MAN SIE NICHT NACHVOLLZIEHEN KANN ODER WILL UND DIE ZU IHNEN BESTEHENDE DISTANZ ZWAR NICHT VERGRÖßERT, ABER AUCH NICHT VERKLEINERT.

§4 AKZEPTANZ

1. DEM BEGRIFF DER "TOLERANZ (§3) IST DER DER "AKZEPTANZ" VORZUZIEHEN. AKZEPTIEREN BEDEUTET ANNEHMEN, HEIßT, SICH AKTIV MIT GEGEBENHEITEN AUSEINANDERZUSETZEN UND SIE POSITIV IN DAS EIGENE DENKEN ZU INTEGRIEREN.

§5 WEITERE, BEGRIFFE, DIE AUF -ANZ ENDEN