Wissenschaft der kleinen Schnitte

Dienstag, 28. Juni 2005

Albtraumjaeger 22:47Uhr | tag: Embedded Reports

Mal wieder typisch Ferrero. Machen eine phänomenale ernährungswissenschaftliche Entdeckung und keiner merkt's! In der letzten Woche erwarb ich einen 10er-Karton Milchschnitten. Das is billiger als die Dinger einzeln zu kaufen und außerdem gehn die bei uns zu Hause weg wie geschnitten Brot. Ha. Als ich heute morgen die letzte Ekelschaumschnitte zum Frühstück verspeiste, führte ich mir in Ermangelung einer Tageszeitung die Rückseite des Kartons zu Gemüte. Darauf wichtige ernährungswissenschaftliche Verbraucherinformationen:

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Ich als aufgeklärter und informationshungriger Konsument war augenblicklich begeistert von der klaren wissenschaftlichen Beweiskraft dieser so sorgfältig gemalten Grafik. Wer nur dreimal täglich dicke Fleischbrocken in sich hineinstopft (gelbe Felder), fällt zwischen den Mahlzeiten jedesmal in ein so ausgeprägtes Leistungsloch, dass man sich wundern muss, wie wir eigentlich das Wirtschaftswunder hinbekommen haben. Zwischenmahlzeiten können Abhilfe schaffen. Aus Leistungsschluchten werden allenfalls sanfte Hochtäler, von denen aus man immer noch auf die Leistungsgipfel der 3-Mal-Schweinebraten-Fraktion heruntergucken kann. So weit, so plausibel. Aber eine genauere Studie der Milchschnitten-Grafik bescherte mir eine noch eindrücklichere Erkenntnis: Allein schon die Absicht, demnächst eine Zwischenmahlzeit einnehmen zu wollen, scheint dem Zwischenmahlzeitfetischisten einen Leistungsschub zu geben. Der Beweis wird sofort sichtbar, wenn man sich den ersten Übergang von der Frühstücksphase in die Zwischenmahlzeitsphase anschaut:

Während beim 3-Schichten-Normalo bereits mitten in der Frühstückphase die Leistungsfähigkeit in den Orkus hagelt (rote Kruve), flacht die grüne Kurve des cleveren Milchschnittenjunkies nur ganz allmählich ab, noch lange bevor er/sie das Müsli ganz aufgekaut hat, um Platz für die erste Isolierschaumbombe zu schaffen. Es ist wirklich verblüffend. Allein der Gedanke an Milchschnitte macht relativ gesehen also leistungsfähiger! Oder - oder! - liegt es vielleicht gar nicht am "Gleich-gibbtet-Schnittchen-Gedanken", sondern an einer antizipatorischen, unsichtbaren Kraft, die jeder Milchschnitte innewohnt, und die bereits aus der Butterbrotsdose heraus durch den geschlossenen Deckel eine positive Leistungsentwicklung bewirkt? Das Institut für Sporternährung e.V., dem wir diese bahnbrechende Grafik zu verdanken haben, ist sich offenbar gar nicht der Tragweite dieser Entdeckung im Klaren. Hat man hier eine neue Ur-Kraft entdeckt, gibt es neben Schwerkraft, den Kernkräften und den elektromagnetischen Kräften womöglich auch eine Milchschittenkraft? Ich für meinen Teil bin inzwischen davon überzeugt.

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Kailoi, 28.06.05, 23:22

Und was ist, wenn man überhaupt nicht frühstückt? Ich nehme die Antwort mal vorweg: gaaanz schlecht. Schwarze Linie am unteren Bildrand - ein einziges Stolpern von der Unterzuckerung zum Fresskoma. Ich kenne das Spiel.

Zur mysteriösen Milchschnittenenergie: Natürlich ißt der Zwischenmahlzeitiker auch mengenmäßig weniger zum Frühstück, als der leicht angeblödete Dreimalstopfer. Deshalb leidet er nicht so extrem an energiezehrenden Verdauungsoperationen. Die Organe sind stetig, dafür aber weniger beschäftigt. Man kann nebenher Tennis spielen, Radfahren oder Bürostühle warmhalten, ohne Stimmungs- und Aufmerksamkeitsschwankungen.
Neben den Zuckerschock-Impulsen, welche einem das durchschnittliche Ferrero-Fitness-Milchprodukt durch den Körper jagt, wird man außerdem von den Schmerzen kariöser Zähne durch kontinuierliche Glucosezufuhr aktiv gehalten.
Dem iS würde ich empfehlen, die Fördergelder des Ferrerokonzerns in einen glaubwürdigen Internetauftritt zu investieren.