Es ist erstaunlich, wie sich das Weltgeschehen im kleinen, alltäglichen Rahmen wiederholt. Eine weithin bekannte und oft beklagte Eigenschaft der Menschen ist, dass sie erst dann in der Lage sind zu handeln, wenn die Katastrophe sie bereits ereilt hat.

So war die Vogelgrippe bei uns lange Zeit ein Thema, über das man zwar informiert war, das man aber in weiter Ferne verortete und nicht als direkte Bedrohung wahrnahm. Sicherlich wurde über Pandemien gesprochen, über Vorkehrungen für den Ernstfall, fehlende Regelungen und Beschlüsse. Aber das ist man als Bürger dieses Landes gewohnt - man ist stets und allseits besorgt, verärgert über die Inkompetenz der Verantwortlichen und nimmt oft den schlimmstmöglichen Ausgang der Ereignisse an. Da ist es nur allzu menschlich, wenn man sich mit dem Gedanken tröstet, dass noch ein paar Länder dazwischen liegen. Man würde ja auch handlungsunfähig, wenn man jede denkbare Gefahr in seinen täglichen Geschäften berücksichtigen wollte. Wie man dieser Tage sieht, ist der gefährliche Erreger nun bis in die Bundesrepublik vorgedrungen. Unsere Katze bleibt schon jetzt fast nur noch im Haus - ganz aus eigener Antriebslosigkeit. Man wird nun sehen, was das lange öffentliche Vorgespräch für einen Nutzen zeigt. Die Aufmerksamkeit der Medien hat garantiert den Fluss einiger Mittel in Pläne und Ausstattungen zur Folge gehabt. Oder?

Vor einigen Tagen hörte ich, in der WG im obersten Geschoß seien seit einiger Zeit Küchenschaben. Ein Bewohner dieser Etage lebe unter katastrophalen Bedingungen, hieß es. Was den Verursacher angeht, darüber kann und will ich mir kein Urteil erlauben. Ich war jedenfalls etwas schockiert. Meine Mitbewohnerin sagte, es seien ja noch ein paar Etagen dazwischen und ich sagte ihr, so habe man bei der Vogelgrippe auch erst argumentiert und jetzt hammwa den Salat. Heute sah mein Mitbewohner in eines unserer Gewürzregale und stellte die entsetzte Frage "Was ist DAS denn?". Ich brauche es wohl nicht weiter ausführen. Einer sehr nahe liegenden Vermutung zufolge kam unser Gast durch das Belüftungssystem und sitzt jetzt hinter dem Kühlschrank. Wir hatten es nämlich versäumt, in Anbetracht eines möglichen, bevorstehenden Ernstfalls geeignete Gegenmaßnahmen zu planen. Bis wir den Staubsauger in Position gebracht hatten, war die Schabe aus dem Blickfeld verschwunden. Zynischerweise ist nach der Reform unseres Putzplanes und allseitigem Bemühen die Küche sauberer denn je. Bleibt zu hoffen, dass die kleinen Kacker einfach zu wenig zu fressen finden bei uns und zu ergiebigeren Quellen zurückkehren. Oder noch besser, von einer gefährlichen Schabenkrankheit getroffen werden und verenden.