schon gestern bei meinem abendlichen rundlauf überlegte ich, ob ich nicht ein neues themenfeld eröffnen soll für ganz neuartige ideen und konzepte, die noch nicht ganz fertig sind.

und dann dachte ich wieso eigentlich noch eins? jedenfalls muss ich eigentlich lernen und komme damit nicht richtig voran und die fluchtenergie war heute hoch genug, dass ich zum einkaufen nicht mit dem rad gefahren bin, sondern einfach in den bus gestiegen und ins ungewisse losgefahren. das wollte ich immer schon mal machen. ich wusste allerdings, dass der endhaltepunkt ungefähr in der ecke lag, in die ich wollte. war also nur ein halbabenteuer. ich mag die gegend, in der ich wohne: genau zwischen der stadt und dem ländlichen. ich habe eingekauft und bin mit der straßenbahn richtung stadtmitte gefahren. mit einer linie, mit der ich sonst nicht fahre. ich wollte ja mal alle vier linien meiner stadt abfahren und interessante dinge über haltestellen, fahrgäste und straßenbahnen aufschreiben. keine ahnung, warum ich das nie gemacht habe, ich halte das immer noch für eine gute idee. jedenfalls bin ich noch in die stadt, um matetee zu kaufen. marraine sagte: in dem weltladen bei mir gegenüber. also gehe ich in den laden gegenüber. ich dachte noch haha, marraine, dittsche, wa? reiner weltladen hier. ein laden mit lebensmitteln aus - wie der besitzer sagt - exjugoslavien. ein regal schnaps, ein regal billige waffelkekse, ein regal gruselige, kleine fleischbüchsen und maisgries. er zeigt mir tee, der gut für die nieren ist, den er selber auch manchmal trinkt. matetee kennt er nicht. dann begreife ich, dass der echte weltladen an der ecke gemeint ist. dieser laden hinter der bunt bemalten häuserfassade. weltladen eben. ich gehe hin. der laden hat zu. öffnungszeiten: fünfzehn uhr bis achtzehn uhr dreißig. ich denke jetzt laufe ich durch die halbe stadt für ein paket matetee und diese weltverbesserer liegen noch im heu. was sind denn das für öffnungszeiten? diese veganer haben wohl nicht mehr genug kraft in den beinen, um ihren laden um neun uhr aufzumachen? oder muss man sich von den miesen kapitalisten abgrenzen, die schon morgens früh ihre chemosynthetischen unterdrückerprodukte verschachern müssen? ich stehe ratlos vor der verschlossenen tür, sehe den tee durchs glas. bilder von lachenden, südamerikanischen kindern sind darüber angebracht. ein letzter versuch. der asia-laden an der haltestelle hauptbahnhof liegt auf dem weg und die leute dort nehmen es eh nicht so ernst, was von welchem kontinent herkommt. ein älterer herr schaut mich an, drei weitere männer stehen weiter hinten im laden, inder oder pakistani, nehme ich an. ich grüße, schlendere durch die gänge, mustere die bunten, fremdartigen verpackungen und lausche der angenehmen sprache, die so dahinklonkert wie holzmurmeln in einer tonschale. ich finde keinen matetee. ich kaufe ein pfund gelbe, getrocknete linsen und fahre nach haus.