Mit zehn Fingern hätte man lernen müssen zu schreiben. In derartigen Unmöglichkeitsbekundungen der gegenwärtigen Lage kreist ein Grossteil seiner Gedanken. Die vierte Tasse Espresso, die er entgegen besseren Wissens trinken musste, hat den befürchteten Zustand herbeigeführt: eine bis zum Zerreißen angespannte Aufmerksamkeit auf interne Abläufe. Gleich dem Abfluss seiner Küchenspüle, der seine Funktion treu, doch träger werdend erfüllt, mit jedem weiteren Gelingen jedoch nur die Unvermeidlichkeit der nahenden Katastrophe unterstreicht, fließt das Blut durch seine Adern.

Der Indikator für das innere Bestreben nach Verbesserung verläuft parallel zur Fähigkeit, überraschende Pointen zu entwickeln. Eigentlich lässt sich das Prinzip auf alle Arten von Gedanken und Ideen ausweiten - nur beim Humor wird es besonders deutlich. Eine schemenhafte Zukunftsvision offenbart einen Opa Singer, der auf einem Familienfest zum neunhundersten Mal den gleichen Witz erzählt. Er bemerkt weder dies noch den Umstand, dass niemand außer ihm selbst lacht. Alle zwingen sich zu einem etwas bekümmerten Pflichtlächeln, denn die Absicht war ja lobenswert. Aber sie denken Er kriegt garnichts mehr mit und haben vermutlich sogar recht. Stillstand. Das fatalste aller denkbaren Ergebnisse - egal, welchen Prozess es betrifft. Singer stellt fest, dass es nach wie vor dreiundzwanzig dreizehn ist.

Schlechte Idee, findet er, die Wirklichkeit funktioniert nicht so, dass die Ereignisse sich den Gedankengängen anpassen. Er gerät in konstruktivistische Grübeleien und entkommt ihnen erst, nachdem er sich grundlos im Badezimmer wiederfindet. Der Gewinner des Tages beschließt, sich eine Modelleisenbahn zu kaufen, diese aber unter keinen erdenklichen Umständen jemals aufzubauen. Er wird die Schachtel gut sichtbar platzieren. Der Besucher wird denken Modelleisenbahn, so einer bist Du also und wird sich nach einer Weile höflich, aber für immer verabschieden. Die erfrischende Paradoxie, mit den richtigen Personen etwas Falsches angestellt zu haben, beschäftigt den neugeborenen Selbstinszenierungskünstler für eine Weile. Das Ergebnis dieses Projektes könnte sein, nach einer Weile von Modellbahnfreunden umgeben zu sein, deren Erwartungen man letztendlich enttäuschen müsste.

Das Telefon klingelt. Es ist irgendein Beamter von der Kriminalpolizei. Aber das, findet Singer, ist einfach zu unrealistisch und er hängt den Hörer auf. Ergebnislos verstreicht der Rest der Nacht mit dem Versuch, Berechnungen für die Konstruktion eines Miniaturspionagehubschraubers unter Zuhilfenahme eines ausrangierten Küchenmixers anzustellen.