Freitag, 27. April 2007
Der Flatliner
Albtraumjaeger
14:58Uhr | tag: Apfeltalk
Dieses Memo handelt ausschließlich von technischen Computerspielereien. Für die meisten nicht im Entferntesten interessant. Und wahrscheinlich – weiß ich jetzt noch nicht – auch noch ziemlich humorlos. Nur so als Warnung. [Hier geht es los] Seit sehr, sehr langer Zeit habe ich einen Traum. Der Traum ist sehr konkret, 100pro materialistisch-hedonistischer Natur und hilft niemandem außer meinem Ego. Der Traum heißt: Media-Center-PC. Und seit gestern Abend ist er Realität. Das heißt: Fast. Da ich seit einiger Zeit der Marke Apple verfallen bin, ist es natürlich ein Media-Center-Mac geworden. Die Grundidee ist simpel: Pack das gesamte Unterhaltungselektronikarsenal deines Wohnzimmers in eine möglichst kleine, schicke aber unaufdringliche Kiste und verwende den so gewonnen Raum für Blumen, Designermöbel oder – noch besser – zur Bekämpfung des akuten Leerstellenmangels, der sich mit der Zeit in jeder Wohnung einstellt. Die Umsetzung ist schwierig. Viele Mediacenter-Träume beginnen und enden abrupt bei finanziellen Erwägungen. Mit notorisch knappem Budget müssen männliche Machtphantasien (mein Ding kann ALLES!), ästhetische Bedürfnisse und die Vorstellungen der weiblichen Mitbewohnerin (EINE Fernbedienung! KEIN Feature-Schnickschnack!) unter einen Hut gebracht werden. Für so was braucht man Fachverstand, Glück und Eier. Den Fachverstand, das benötigte Equipment zusammenzustellen, das Glück, alles in gewünschter Weise zu einem vernünftigen Preis zum Laufen zu kriegen und die Eier, nicht an den falschen Stellen zu sparen. Bei mir fing es mit Glück an. Seit einigen Monaten habe ich bei eBay immer wieder mal bei bereits etwas betagten Mac Minis mitgesteigert. Die Dinger sind nämlich klein, schick, leise, einigermaßen leistungsfähig und mit dem „weltweit fortschrittlichstem Apple Betriebssystem“ (Apple.de über Mac OS X Tiger. Übrigens nicht wirklich erstaunlich bei genau einem Kandidaten für diesen Titel) ausgestattet. Bei 350 EUR stieg ich immer aus. Vorletzten Montag dann die Mail: Herzlichen Glückwunsch! Mac Mini G4, 1.5 GHz, Superdrive, 80 GB-Festplatte für 348 EUR. Soviel zum Thema Glück, 1. Teil. Nun zu den Eiern. Eier haben bedeutet für Apple-Jünger, in einen Gravis-Store zu gehen, die unglaublich arrogante beratungsähnliche Leistung eines nerdigen Fachverkäufers mit angeclipstem Ipod-Shuffle am karrierten Hemd über sich ergehen zu lassen und dann trotzdem richtiges Geld auszugeben. 149,- EUR um genau zu sein. Investiert in einen Elgato Eye-TV-USB-Stick inklusive Software im Bundle mit Roxio Toast 8 Titanium (DVD-Brennsoftware) und einer Keyspan-Fernbedienung zum Steuern des Mediacenters vom Sofa aus. Dazu kommt streng genommen noch 10.- EUR für eine Software namens Remote Buddy, mit der man so gut wie jede Apple-Application fernsteuern kann. Da es aber eine 60-tätige Testphase gibt, hab ich mir das Geld erst mal gespart. Ergibt insgesamt ein Investitionsvolumen von rund 500 EUR, da ich einen geeigneten Monitor und ein brauchbares Aktivboxensystem bereits besitze. Fachverstand: Die einzelnen Komponenten an den Mac Mini anzuschließen ist keine große Kunst. Denkt man. Ist es aber. Und damit wieder zum Thema Glück, zweiter Teil. Mit meinem kleinen , nunmehr aufgemotzten Mac Mini, der an ein ordentliches 19-Zoll-TFT-Display angeschlossen ist, kann man eine ganze Menge machen: DVDs und Videoclips gucken, Fernsehen, Fernsehsendungen mit Timeshift unterbrechen, aufnehmen und auf DVDs oder einen Ipod-Video überspielen, Musik hören, und den ganzen anderen Kram, den man mit einem Computer eben so machen kann. Das Schöne bei Macs ist, dass ihr Ruhezustands-Modus super funktioniert und man den Rechner beliebig oft in Sekundenschnelle hoch- und wieder runterfahren kann. Theoretisch. Praktisch geschah gestern Abend gegen 23:30 Uhr Folgendes: Nach Harald Schmidt schickte ich den Mac bei noch laufender TV-Sendung in den Tiefschlaf. Nach fünf Minuten weckte ich ihn wieder auf. Es klickte ein paar Mal komisch und die weiße Statusleuchte blinkte hektisch. Dann war der Rechner aus. Ich meine, so richtig aus. Vollkommen tot. Das erneute Betätigen des Netzschalters bewirkte genau GAR NICHTS. Kein seufzender Lüfter, keine bootende Festplatte, nicht die kleinste Aktivität war zu spüren. Was war passiert? Der Rechner war weder besonders warm, noch stank oder qualmte es irgendwo. Da lag ein weißer Stein in unserem TV-Regal und seine stumme Botschaft lautete: „Du hast es soeben geschafft, 350,- EUR durch den Schornstein zu blasen. Vollidiot.“ Zu diesem Zeitpunkt ging meine Liebste zu Bett und raunte: „Mach nicht zu lange…“ An dieser Stelle möchte ich einmal auf die Nützlichkeit von Übersprungshandlungen hinweisen: Nachdem ich den Mac Mini für den morgigen Transport zum Apple-Doktor verpackt hatte, installierte ich frusteshalber die ganzen schicken neuen Komponenten in meinem G4-Powerbook. Das dauerte eine halbe Stunde lang und war eigentlich völlig seinfrei. Ich wollte wohl nur einmal den Abglanz dessen sehen, wie es hätte sein können, wenn… Aber ein Powerbook als Mediacenter ist aus mehreren Gründen eine blöde Idee. Unter anderem deshalb, weil ich es häufig zur Arbeit mitnehmen muss. Doch ein Gutes hatte die Sache: Ich hatte offenbar wichtige Zeit totgeschlagen. Bevor ich schließlich um ein Uhr ins Bett ging, überkam mich der Wunsch, den Mac Mini, den ich nur so kurz hatte kennen lernen dürfen, noch einmal zu sehen. Ich packe ihn aus, wog ihn in der Hand und - wirklich, keine Ahnung warum – schloss ihn ein letztes Mal an die Streckdose an. Er funktionierte natürlich. Ehrlich, Leute, so was gibt es nur bei Apple: Computer, die nach halbstündigem Scheintod wieder zum Leben erwachen. Vielleicht sollte man Steve Jobs, wenn er dann noch Chef vons Janze ist, mal stecken, dass er dieses versteckte Feature stärker pushen sollte: Lazarus ™, die wunderbare Wiederauferstehung eines toten Macs. Nicht kontrollierbar, nicht vorhersehbar und gerade deshalb so aufregend. Lazarus Shuffle ™. Auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt fast geweint habe vor Glück, quälte mich natürlich die Frage nach dem WARUM? Also beschloss ich die Situation des ersten Totalausfalls exakt zu replizieren. Und es gelang. Der Mac war wieder tot. Die Zufriedenheit darüber, etwas Regelhaftes an diesem bisher eher chaotischen Abend entdeckt zu haben, wurde relativ schnell von der Erkenntnis getrübt, dass der Mac für weitere 30 bis 60 Minuten außer Gefecht gesetzt war, wobei ich mir ja nicht mal sicher sein konnte, was Lazarus Shuffle ™ sich als nächstes ausdenken würde. Und darüber hinaus: Ein Mediacenter-Mac, den man bei laufendem Fernsehprogramm nicht einfach mal ins Standby schicken kann, ist in etwa so praktisch wie eine Flex im Seifenblasenmuseum… So liebe Google-Freunde, die ihr nach stundenlanger Internetrecherche endlich auf diese Seite gestoßen seid, weil Euren kleinen Mac ein ähnliches Schicksal plagt und die ihr so geduldig meinen Ausschweifungen gelauscht habt! Hier kommt die Auflösung: Das Problem heißt U-ES-BE-ZWO-NULL-HUB mit eigener Stromversorgung. An den waren der TV-Stick und der Fernbedienungssender nämlich angeschlossen. Das lässt sich auch kaum vermeiden bei lediglich zwei USB-Anschlüssen am Mac Mini G4. Jedenfalls: Wenn TV-Stick und Fernbedienungssender direkt am Mac angeschlossen sind, überlebt das System viele, viele Standbys ohne zwischenzeitliche Nahtoderfahrung. Jetzt werdet Ihr Euch fragen, was genau wohl die Ursache des Problems war und ihr könnt mit vielen tollen Fachbegriffen wie „PRAM-Reset“ oder „Bug im Logic-Board“ um Euch werfen. Ich aber sage Euch: Haltet ein, Ihr Lötkolbenschwenker, Ihr ewig Lego-Technik-Geschädigten. Es ist mir wirklich scheißegal. Die Frage ist doch eher: Was lernt uns das zum Thema „Apple“? Das lernt uns, dass Apple genau die gleiche Scheiße ist, wie alle anderen Firmen auch, nur dass die Scheiße eben besser aussieht. Nachdem ich die Fernbedienung mit unglaublicher Liebe fürs Detail so raffiniert programmiert habe, dass man den Mac mithilfe von neun Tasten komplett steuern kann, schnurrt das Mediacenter übrigens wie ein Kätzchen. Ein Kätzchen mit Standby-Funktion und Lazarus Shuffle ™ Reincarnation Mode. Ich war im Laufe der Nacht gezwungen, zu Testzwecken einer Reihe von Fernsehausstrahlungen beizuwohnen. Diese Erfahrung hat meine Anstrengungen zum Aufbau eines Mediacenter-Macs stärker konterkariert, als all meine Kämpfe mit der verbuggten Apple-Hardware. Den nachhaltigsten Eindruck hinterließen zwei 3-D-Figuren namens „Sabine und Napoleon“, die sich auf Super-RTL mit abgehackter Computerstimme kostenpflichtige SMS-Botschaften der Zuschauer vorlesen. Aber auch hier erfahre ich Trost: Mein kleiner Lazarus lässt auch den letzten Mist noch stylisch aussehen. Vielleicht einer der Gründe, warum so viele Werber auf Macs stehen. ... Comment
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