Ich arbeitete damals in so´nem Ethno-Kiffer-Dritte-Welt-Laden. Der Laden gehörte einem Kumpel von mir. Er musste für ein paar Monate nach Indien um Urlaub, Erleuchtung und neue Waren zu finden. Es war kein schlechter Job. Eigentlich musste man nur um 12.00 Uhr den Laden aufmachen und um 20.00 uhr wieder zu. >>>

Hier kamen auch nur äußerst selten Leute rein, die Stress machten oder sich über jeden Kleinkram beschwerten. Im Gegenteil: Die meisten Kunden bewegten sich sehr langsam und es war nicht selten, dass irgendetwas ihre Aufmerksamkeit für Stunden auf sich zog. Trude war zum Beispiel so etwas wie eine Stammkundin. Eigentlich kaufte sie nie etwas, war aber so gut wie immer da. Trude parfümierte sich offensiv. Das bedeutet, Sie wollte nicht nur selbst gut duften sondern verlangte das auch von allen Dingen in einem Radius von zwei Metern um sie. Sie wühlte besonders gern in den bunt gefärbten Tüchern herum und auch Gegenstände mit kleinen Spiegelchen dran hatte sie gern.

Und eines Tages kam Corinna in den Laden. Man bemerkte sofort, dass sie eigentlich nicht hierher gehörte, denn sie bewegte sich schnell und gezielt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auf einem Knautschsack eine bequeme Sitzposition erreicht und las, spielte allerdings mit dem Gedanken aufzustehen. Das war aber nicht so einfach. In Räumen, wo den ganzen Tag Weihrauch und irgendwelches anderes Zeug verbrannt werden musste wurde man zwangsläufig etwas träge. Sagen wir mal so: Wenn ein Flugzeug im Schaufenster gelandet wäre, hätte das erstmal keinen interessiert. Als sie mich entdeckt hatte, kam sie auf mich zu. "Hi. Habt ihr etwas, dass so groß ist und aus Holz?" Sie zeigte mit beiden Händen eine Größe von etwa zwanzig Zentimetern an. Währenddessen versuchte ich ihre Frage zu begreifen und etwa eintausend mögliche Antworten ratterten durch meinen Kopf. "Is´ das sowas wie ´ne Scherzfrage?" Sie lachte und es klang, wie echtes Gold klingen würde, wenn es lachen könnte. Mein Herz machte einen kleinen Sprung. "Nee. Also es ist so: Ich suche nach einem Geschenk für eine Freundin. Ich habe ihr schon eine Schachtel gebastelt, mit Fotos und so drauf und jetzt suche ich noch nach etwas, was da reinkommt. Sie steht auf so geschnitzte Sachen." "Ah. Also, Elefanten hätten wir da." "Sieht hier gar nicht aus wie ein Zoogeschäft." Ich muss wohl ganz schön blöd geguckt haben. Sie grinste mich an und ich begriff, dass sie mich verarscht hatte. "Habt ihr nicht irgendwelche Gottheiten? So welche mit zwanzig Armen oder Tierköpfen?" "Schon, aber die wären dann aus Ton." "Zeig mal." Ich zeigte ihr einige der Figuren. Sie wählte schließlich eine kleine Buddhafigur aus. Als sie gehen wollte, zögerte sie für einen Moment. "Die Party von meiner Freundin ist heute Abend. Hast Du Lust, da hinzukommen?" "Klar." Sie schrieb mir die Adresse auf einen Zettel. Corinna.