Freitag, 16. Juli 2004
Früh auf
Kailoi
22:06Uhr | tag: Fingeruebungen
Es war ein erfrischend einsamer Morgen. Es war ungewöhnlich früh für einen Sonntag. Um genau zu sein, Fünf Uhr und dreiundvierzig. Sonnenlicht traf auf den feuchten Asphalt der Straße, Dampfschwaden stiegen auf und machten keinen Laut dabei. Ich war nicht früh auf, weil ich etwas vorhatte, im Gegenteil. Ich hatte alle Zeit der Welt. Im Park setzte ich mich auf eine der Bänke. Ich holte einen Plastikbeutel mit Pistazien hervor. Während ich so dasaß und Pistazienschalen öffnete und die giftgrünen Kerne verspeiste, dachte ich darüber nach, wie gerne ich jetzt ein paar Haselnüsse hätte. In der Ferne läutete irgendeine Glocke. Eigentlich blöd, weil die, die zur Kirche gingen, könnten sich die Uhrzeit doch vielleicht mal eingeprägt haben. Die meisten Leute schlafen jetzt noch - oder jetzt erst. Ja Sonne. Und frische Luft. Ein Opa und eine Oma fahren mit dem Rad vorbei, grüßen aber nicht. Die alten Leute heutzutage werden auch immer unfreundlicher. Tststs. ... Link (0 Kommentare) ... Comment
Seid ihr sommerfest?
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OKKINAL BACHMANNPREIS: Entscheidung der Jury
Albtraumjaeger
10:55Uhr | tag: Feuilleton des Schreckens
(Zwei Freitreppen, die von einer Empore im Bühnenhintergrund ineinander verschlungen auf die Bühnenmitte führen. Auftritt Ingeborg Bachmann auf der linken Freitreppe und Paul Celan auf der rechten. An mehreren Stellen, an denen die Treppen sich schneiden, prallen die beiden Protagonisten mit den Köpfen aneinander und erleiden schwere Gehirnerschütterungen. Auf halber Treppe übergibt sich I.B. mehrmals in hohem Bogen in den Orchestergraben. P.C. wendet sich angeekelt ab.) I.B. (liest vom Teleprompter ab): Herzlich Willkommen zur Verleihung des OKKINAL-BACHMANNPREISES 2004! P.C. (ebenfalls mit Blick auf den Teleprompter): Jagutääh… Herzlich Willkommen. Ingeschatz, Du siehst bezaubernd aus heute Abend. Die Platzwunde steht dir ganz ausgezeichnet. Nicht wahr, es kommen härtere Tage (zwinkert verschwörerisch ins literarisch bewanderte Publikum, lacht kurz auf und hüllt sich in einen Dracula-Mantel). I.B.: Es ist mir, vielmehr uns beiden eine große Ehre, die Entscheidung der Jury über den diesjährigen Gewinner des OKKINAL-BACHMANNPREISES zu verkünden. (holt einen Umschlag hervor, der im weiteren Verlauf stark mit Blut besudelt wird, das von ihrer Schläfe tropft) P.C. (beugt sich ebenfalls über den Umschlag, aus dem beide einen prächtigen Zettel herausziehen): Die in diesem Jahr ganz hervorragend besetzte Jury hat entschieden, dass es ZWEI Preisträger gibt in diesem Jahr, die sich den ausgelobten Preis… I.B.: … eine Flasche (hebt eine Flasche Kräuterlikör in die Höhe, die sie aus ihrem Décolleté hervorgezaubert hat) Bachmann… P.C.: … und einen Kaninchenbraten… I.B.: … teilen müssen. („Buh!“-Rufe und „Schiebung!“ aus dem Publikum) P.C.: Jagutääh… Keiner der Beiträge dieses Wettbewerbes hatte die Qualität, dass die Jury mehrheitlich zu seinen Gunsten hätte entscheiden können. Es gibt nun also zwei Sieger. Änd se först Bachmann-award goos tu… (Trommelwirbel)… Herrn Zitterwolf für seinen Beitrag da steht sie mit dem dicken hintern! In unnachahmlicher Weise schafft es der Autor, seinen dumpf-alkoholisierten Wochenenderlebnissen mit literarischen Mitteln den transzendentalen Glanz eines Reiseabenteuers im Geiste eines Karl May zu verleihen. Die Wendung Hundstage, eine Replik auf den unvergessenen Film irgendeines bescheuerten Österreichers, für den sich wirklich niemand, (schreit) NIEMAND! interessiert, reißt den trägen Internetnutzer aus seiner Trance und konfrontiert ihn mit der ganzen grausamen Wirklichkeit des real-existierenden deutschen Kulturfernsehens. Herr Zitterwolf bekommt für diese Leistung eine Flasche Bachmann und die eindringliche Empfehlung der Jury, beim Schreiben zu bleiben und das Filmen anderen zu überlassen. I.B.: Der zweite Sieger dieses Abends und damit stolzer Besitzer eines leckeren Kaninchens ist… (Trommelwirbel)… Herr guerilla! Mit seiner gereimten Farce ostdeutsche fleischvariationen legt Herr guerilla eine Feminismuskritik vor, die sich bei genauerem Hinschauen als subtile Parodie des restringierten Codes männlich-vorpubertärer Vorstadtcliquen erweist. Fast im Vorbeigehen entführt uns der Autor dabei in die reizvollsten Gestade Ostdeutschlands und lässt hier und da schillerndes Lokalkolorit aufblitzen. Ostdeutschland, ein Aufbaumärchen. Herr guerilla, herzlichen Glückwunsch! P.C.: Die Jury bedankt sich auch bei allen Teilnehmern, die in diesem Jahr nicht gewinnen konnten. Danke an schokoqueen für die handgefertigte(!) Anagramm-Moritat, danke an Herrn Christel für die herrlich desillusionierende Kranfee-Episode und ein größenwahnsinniges Telefongespräch, danke auch an Herrn Svevil für die ROT-GRÜN-SCHWARZE Pausenmetaphorik mit expressionistischen Anklängen. Die Jury hat in den eingereichten Beiträgen durchaus Potential gesehen und rät allen Autoren: Üben, üben, üben! Herzlichen Dank. ... Link (4 Kommentare) ... Comment |
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