Samstag, 9. April 2005
botschaften an niemand bestimmten
Kailoi
09:28Uhr | tag: Kailois Kosmologie
als ich klein war, habe ich einmal an einem ballonwettbewerb teilgenommen. es war ein kinderfest in der eschstraße und die redaktion des kleinen lokalblattes hatte den wettbewerb veranstaltet. der ballon flog mit der postkartengroßen botschaft an einer schnur davon. und dann war er weg. später schrieb mir ein herr aus ungarn einen schönen brief in deutscher sprache. er hatte meinen ballonbrief gefunden. meine mutter war sicher, dass ich den wettbewerb gewonnen habe, aber die leute von der zeitung haben das mit dem wettbewerb irgendwie nicht hinbekommen. wir hatten den brief dort hingebracht. irgendwann haben wir ihn wieder abgeholt, damit wir wenigstens noch den schönen brief haben. ich war damals enttäuscht weil ich dachte, gewonnen zu haben und irgendwie dann doch nicht. da hatte mein ballon so eine gefährliche, weite reise gemacht und am ende war alles umsonst gewesen. aber gewinnen heißt nicht immer gewinnen und das spiel war schön. als ich klein war, habe ich einmal eine flaschenpost ins meer geworfen. ich weiß nicht mehr, was ich geschrieben habe. aber ich weiß noch, wie ich hoffte, dass mir jemand aus einem fernen land einen brief schreiben würde. das mit der flaschenpost hat nicht geklappt. vielleicht ist die flasche in einem sturm kaputtgegangen, an einem schiffsrumpf, und ist untergegangen. oder sie ist gleich ins hafenbecken zurückgedümpelt und wurde mit umherdümpelndem müll entsorgt. kann sein, dass sie bis in die arktis geschwommen ist und ein eisbär sie mit der tatze berührte und dachte doch kein fisch. dann läge sie jetzt im ewigen eis und könnte eines tages in hundert jahren, wenn die ströme der geschmolzenen polkappen die reste der zivilisation erreichen, doch noch einen leser finden. man darf nie die idee vergessen, die hinter einer sache steckt. manchmal ist die idee das wichtigste daran. heute, auf dem höhepunkt des digitalen zeitalters, schreibe ich botschaften ins allseits. ich male mir aus, wie die leute sie lesen. vielleicht hundert, vielleicht einer. in aufgeräumten arbeitszimmern, flüchtig eingerichteten internetcafés und andernorts. vielleicht liest gerade jemand in einer fernen stadt meine geschichten. ich mag die vorstellung, dass es so sein könnte. ... Comment
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