ich mag das ganze zeug ja nun wirklich nicht. und dann noch diese politikerauftritte im vorwahlkampf... es sah insgesamt nach einem übelgelaunten wochenende in nordhannover aus, an dem man sich nur zum laufen und zur nahrungssuche aus der wohnung traut.

dass wir trotzdem jeden abend in der stadt unterwegs waren, hatte ganz verschiedene gründe, es hatte wohl auch mit dem überragenden wetter zu tun und der neugier, was diese christen so treiben in der innenstadt. klar gab es sie, diese jesus-lebt!-grölenden horden schweinsgesichtiger jugendlicher, auch die gitarrenspieler mit dem erleuchteten blick saßen hier und da an den straßenecken, besangen das diesseits und das jenseits und den heiligen geist und die liebe des höchsten uswusf... natürlich war die birkenstockdichte erschreckend und die fünfzigjährigen frauen mit den blauen kirchentagshalstüchern, auf denen "christen für den klimaschutz" zu lesen ist, ja, sie drohten einen manchmal zu überrollen.

aber die (leider viel zu oft in beschreibungen bemühte) volksfestatmosphäre in der innenstadt, die zufriedenen polizistengesichter, weil kaum einer dieser christen besorgniserregend betrunken und keiner auf randale aus war und einige hervorragende konzerte machten die letzten tage zu einem überraschend schönen spätfrühlingswochenende. messias superstar, zu dem ich, wenn ich den namen des stückes vorher erfahren hätte, niemals gegangen wäre: beeindruckend, erstklassige solistinnen, fetter bigband-sound, ein zu anfang etwas hölzerner knabenchor der dresdener kreuzkirche und eine grandiose a-capella-combo aus leibzig.

ein bisschen night-of-the-proms-feeling mit besserer musik, ein chorknabe, der zu einer bigband-einlage heimlich den john-travolta-move (zwei finger vor den augen herziehen) vollführt und dabei von der großbildleinwandkamera erwischt wird, eine schwarze sopranistin mit der ernsthaftigkeit einer condi rice und der leichtigkeit einer halle berry: wenn die christen sowas wieder mitbringen, können sie ruhig wiederkommen.