Gegenüber auf dem Balkon wohnt eine dicke Frau. Sie ist so dick, dass sie ihren massigen Körper in weite Gewänder hüllen muss, weil sie selbst bei „XXXXXL-Größen für die starke Frau“ keine Hose gefunden hat. Meist sitzt sie schon morgens um neun Uhr draußen, trinkt unglaubliche Mengen Bananenmilchshake und schaut den Menschen, Pflanzen und Tieren bei ihren Tätigkeiten zu. Wenn sie nicht an dem Strohhalm zieht, dann an einer Zigarette. Die Teile ihres Körpers, die nicht durch andere Teile ihres Körpers oder durch die Gewänder von der Sonne geschützt werden, sind immer verbrannt. Vielleicht legt sie sich aber auch gern abends zu ihren Pommes Frites und Fleischkompositionen in die Friteuse und schwimmt ein paar Bahnen mit. Nach einem anstrengenden, ereignisarmen Tag, trinkt sie auch gern mal eine oder zwei Flaschen Korn. Der bringt sie in Wallung, sie singt und tanzt und manchmal muss ich die Vorhänge schließen, weil sie dann Dinge tut, die mich nachts in meinen Träumen verfolgen. Die hatte auch mal einen kleinen Hund. Den hat sie geliebt, aber dann plötzlich hing er mehrere Wochen an seiner Leine vom Balkon herunter. Sie hat ihn gesucht, aber ich habe mich nicht getraut zu ihr herüberzurufen. In den Blumenkästen züchtet sie Strohhalme und zerdrückte Filter. Sie schwitzt. Anders als bei uns – den normalen Menschen – ist ihr Schweiß öliger, dickflüssig. Sie sammelt ihn in großen Eimern, vermischt ihn mit Pommesresten, Kippenfiltern und Bananenschalen, lässt ihn aushärten und reicht ihn im Winter den hungrigen Vögeln als willkommene Abwechslung zu tiefgefrorenen Würmern und Hamsterbabies. Die Vögel danken ihr es im Frühling, indem sie ihren Balkon merklich weniger mit ihren Fäkalien verschmutzen. Zu ihren Nachbarn hat sie wenig Kontakt, sie wird gemieden, auch weil sie sich nicht überall am Körper selbstständig reinigen kann. Wenn der Balkon eines Tages abreißen sollte, wird sie vermutlich außer mir kaum jemand vermissen, aber im Jibi werden die Bananen schlecht.