Bevor wir eine eigene Waschmaschine hatten, bin ich regelmäßig die vier Etagen in den Waschkeller hinuntergegangen, wo eine Münzwaschmaschine steht. Um den Weg nach oben zu sparen, habe ich dann am Hinterausgang die Dauer des Waschgangs abgewartet.

Eine Ameisenkolonie hat dort mit ihrer kollektiven Intelligenz den kürzesten Weg zwischen dem kleinen Häuschen mit den Mülltonnen und ihrem Bau in den Beeten entlang der Hauswand ausgemacht. Nicht ahnend, dass der Weg am Hinterausgang vorbeiführt.

Einige zertretene Ameisen liegen auf der Steinstufe. Ich frage mich, ob diese Todesfälle eine Reaktion bei den Artgenossen auslösen. Die einfache Antwort wäre, dass die wenigen Ganglienzellen mit ihrem Gesamtgewicht von einem Mikrogramm nicht viel Spielraum für komplexe Emotionen bieten. Doch einige der Ameisen verharren kurz bei den Toten, wackeln mit den Antennen. Vielleicht ein kurzes Registrieren von Pheromonspuren, ein Warnsignal vielleicht, doch ein Stück weit von diesem Pfad abzuweichen. Vielleicht muss sich ein Wesen, das in einer Welt voller plötzlich herab rasender Füße und tödlicher Gummiwalzen lebt, eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem Tod aneignen.

Die Wäsche ist fertig, der Gedanke an die Ameisen verbleibt vage im Hinterkopf ohne eine denkwürdige Schlussfolgerung.