Sie saßen in einem kleinen Imbiss, in dem japanische Algenreisröllchen verhökert wurden. Die Vietnamesen, die für die mühselige Zubereitung der unsterblichen Trendkost zuständig waren, hatten sich auf den Boden gehockt und unterhielten sich in dezenter Lautstärke. Gerd hasste Sushi. Für ihn war das seelenloser, geschmackloser Fraß, den irgendwelche, in erfolglosen Internetagenturen tätige Mittdreißiger fraßen um sich ein Zugehörigkeitsgefühl zur Globalgesellschaft einzureden.

Niemand von diesen CSS-Gläubigen hatte weder eine Ahnung von asiatischer Küche, noch vom Leben im Allgemeinen. Dennoch saß Gerd hier mit Tanja. Sie übte zwar einen sexuellen Reiz auf ihn aus, setzte mit ihrem Hello-Kitty-T-Shirt dennoch einen markanten Gegenpol, der ihn bis ins Mark erschütterte.

Er hatte für eine Weile dem endlosen Strom von Belanglosigkeiten aus ihrem Agenturalltag gelauscht. Es nahte der Zeitpunkt, an dem er entweder die Vietnamesen aufscheuchen, ihnen ein paar Scheine für kunstlos eingerollte Fischereiabfälle entgegenwerfen und die Stille der Nacht aufsuchen musste. Oder...