die welt meines erstgeborenen tim k. leander-horst-legolas (name von der redaktion geändert) ist eine welt voller schmerz und schrecken. täglich türmen sich die katastrophen vor ihm auf und machen ihm das leben zur hölle. jeden tag schüttelt ihn ein wutanfall und jeden tag fließen tränen die eingefallenen wangen herab. zum glück gibt es die maschinen.

maschinen bedeuten einem kleinen jungen in etwa so viel, wie einem großen jungen, einem jungen mann, einen älteren mann oder einem greis. nämlich sehr, sehr viel. was letzterem die herz-lungen-maschine ist, bedeutet vorgenanntem ein traktor, anderen ein apple-computer oder eine mofa. leander-horst-legolas hat entdeckt, dass maschinen in der lage sind, seine seelischen und körperlichen qualen zu beenden, indem sie sie einfach abtransportieren. schmerzfreiheit ist für ihn eine frage der logistik.

leander-horst-legolas' größte feinde sind die auas. auas lauern auf glatten parkettböden, scharfen tischkanten, überraschend platzierten heizkörpern oder in schlaglöchern auf dem bürgersteig. auas führen zu weinen führt zu tränen führt zu ärgerlichen verzögerungen im gesamtablauf. damit sind auas auch zuverlässige saboteure straffer zeitpläne. auas sind die willigen vollstrecker von murphey's law. aber leander-horst-legolas hat einen weg gefunden, auas effektiv loszuwerden: mit dem hubschrauber. seit einigen wochen hat er uns in ein skurriles ritual eingeführt, mit dem ein aua bereits nach wenigen sekunden verschwunden ist: zunächst muss ein aua derart heftig weggepustet werden "puuusten, papa!", dass es wegfliegt. da auas unsichtbar sind und somit der direkten beobachtung unzugänglich, muss der prozess des wegfliegens aufwendig akustisch untermalt werden ("flappflappflappflappflapp..."). das schöne an auas ist, dass sie nicht einfach irgendwohin fliegen, wo sie sofort den nächsten schaden anrichten können, sondern sich zunächst unter der zimmerdecke bzw. am himmel sammeln. "decke flogen!". wie aber können sie von dort abtransportiert werden? für leander-horst-legolas ist die sache klar: "mipm hubschraubär! weg!"

sein zweitschlimmster feind ist das "verschreck!". verschreck ist l.-h.-l.'s version von "erschrecken" und hat ebenfalls mit einem hubschrauber zu tun. zum ersten mal ganz doll "verschreck!" hat er sich nämlich, als ein polizeihubschrauber plötzlich im tiefflug über uns hinwegflog. nun hatte der kleineeine denkaufgabe zu lösen, deren Lösung er mir heute morgen nach dem aufwachen präsentierte, nachdem ihn das mahlgeräusch des kaffeeautomaten aus dem schlaf "verschreck!" hatte. es versteht sich von selbst, dass ein hubschrauber als wurzel allen verschrecks zum abtransport desselben nicht in frage kommt. kinder verstehen so etwas intuitiv. erst nach vielen schrecklichen pubertären erfahrungen, jahrelangem studium der sportseiten eher so mittelguter lokalzeitungen und zahlreichen durchzechten nächten kommen menschen auf die idee, dass "gleiches mit gleichem" zu behandeln eine faszinierende idee ist. hömöpaten verdienen viel geld mit diesem scheiß. ein kleiner junge dagegen weiß: man kann ein verschreck nicht mit einem anderen verschreck beseitigen, einen hubschrauber nicht mit einem hubschrauber abholen. nein, die ideale maschine zum abtransport des verschrecks ist, na klar, ein "grünen müllwagen"! das erklärte mir l.-h.-l. heute morgen noch im bett sitzend mit ernstem gesichtsausdruck. "warum," fragte ich ihn, "nicht mit einem orangen müllwagen?" "goranschen müllwagen holt müll!" erwiderte er verständnislos.

heute nachmittag telefonierte ich mit einem menschen, der mich fragte, ob ich es nicht auch pervers fände, dass einige schüler der realschule in winnenden mit ihren handys fotos gemacht und per mms verschickt hätten, während um sie herum noch die leichen ihrer mitschüler lagen. "nein," sagte ich. "für diese art des schreckens braucht man jede verfügbare technische hilfe. grüne müllautos packen das nicht mehr."