Tatsachenbericht - Endstation Lohmannshof
Mittwoch, 16. Juli 2003
Tatsachenbericht - Endstation Lohmannshof

Es war eigentlich ein schöner Tag gewesen. Als der zu Ende zu gehen schien, passierte noch etwas ungewöhnliches. Um 8 ging ich zu einem Treffen des Wohnheimrates, um den neuesten Stand der Planungen für das Lohmannshof Sommerfest 2003 zu erfahren.

Wo? Straßenbahn. Aussteigen? Scheiße. Scheißverdreckte Einöde. Müde. Da. Haus. Am Zaun lang. Scheiß Hitze. Kühles Plätzchen finden und dann Schlafen. Eingang. Klingeling. Da, da, da draufgedrückt. Zack, Tür offen. Und ab in Keller.

Als wir alles besprochen hatten, saß ich noch mit Anke auf der Bank vor unserer Wohnung.

Aufschließen, Post nachsehen. Was ist das für ein komischer Geruch hier? Vermutlich etwas falsches im Papierkorb gelandet. Puh, endlich zu Hause. Komisch, der Geruch wird immer schlimmer, vielleicht wieder was mit dem Abfluss nicht in Ordnung? So, jetzt nur noch die Tür auf... was ... DA LIEGT JA EINER!

Nina kam herausgestürmt "OH GOTT! ... OH GOTT!" Wir: "Was ist denn?" Sie: Da liegt einer im Flur. Wir springen auf, ich schließe die Hintereingangstür auf und der Geruch von ... Verderben schlägt mir entgegen. Das Flurlicht war ausgefallen und der Mann lag vor der Tür zum nächsten Flurteil. Man konnte nicht sehen, ob er sich noch bewegt. Nina ruft den Hausmeister an. Wen anrufen? Krankenwagen? Polizei? Die Entscheidung fällt. Polizei. Der Hausmeister kommt. "Ist das einer aus dem Wohnheim?", fragt er trocken, ohne jegliche Wertung. Alles schon erlebt. "Nein." Sieht man auch: Ist älter - oder sieht älter aus. Nie vorher gesehen, nein. Er fragt nach einer Taschenlampe. Hätte ich auch drauf kommen können. Leihe ihm dann aber doch mein LED-Licht. Ist nicht zu erkennen, ob er sich bewegt, schnarcht aber. Und stinkt. Die Polizei trifft ein. Wir haben die Hintertür mit einem Keil blockiert, damit sie offen stehen bleibt. Ein Blick, Gummihandschuhe an, Taschenlampe raus. "Hallo? Haaaallo!" Keine Reaktion. Klopfen auf die Schulter. Nichts. Die Kombination von Klopfen und lautem Ansprechen bringt es dann.

Licht? Scheißelicht. Stört. Bewegt sich, oder? Soll aufhören. Maaaann! Tropft auf Rücken? KLOPFT auf Rücken? Scheißewer!"

"Jaaaaaahaaa." Sonst aber nichts. Nach einer Weile steht der Mann auf. Sieht nicht gut aus. Seine Kleidung hat eine ungleichmäßige Dunkelgrau-Färbung. Ein Schuh fehlt - offensichtlich aber schon länger. Trotzdem geht der Hausmeister ins Treppenhaus, vielleicht auch nur um das Mass eventuell vorhandener Zerstörungen aufzunehmen. Ist aber nichts, außer dem schrecklichen Geruch. Der Polizist versucht, die Identität des Mannes zu überprüfen. Seine Kollegin behält den Herrn im Auge. "Ichkomm aba nichmit! Nichwieder! Sonstmai Kngfu! "Was machen Sie dann?" "Na Kungfu. So Tschak Tschak Tschak Tschak!"

Jaja, denk ich. Die Polizistin vermutlich auch.

"Gutsiehste aus!" "Dankeschön." "Menschbistnerichtichschicke. Hmmbb. Biste."

Der Polizist kommt mit hochgezogenen Augenbrauen zurück, fragt noch mal nach der Adresse.

"Sie kommen gleich erst mal mit, schlafen ein Stündchen bei uns!" "Näh! Näh! Da geh ichnichhin! Die ham mich voll beschissen!" "Doch, ruhen sie sich mal aus!" "Näh! Die hamgesacht, die geben mir ne Decke. Gibt´s da Decken?" "Ja." "Die haben mir keine Decke gegeben. Näh." Die Polizistin: "Kommse. Da sind heute Abend ganz nette Leute." "Die ham mich beschissen. Gibts da denn Brote?" "Das ist wohl etwas zu spät." "Aber ne Decke." "Ja." "Kriegich eine?" "Ja." "Und Brote?" "Das ist etwas spät. Die Kantine da hat schon zu."

Einen Moment überlege ich. Brot hab ich noch da. Na los, denk ich, mach ihm ein Brot. Es ist wichtig für ihn. Da kommt schon die grüne Minna, ebenfalls die Einfahrt heruntergefahren. Behutsam lotsen die Polizisten den Mann zum hinteren Teil des Transportwagens. Drei- oder viermal lässt der Mann sich bestätigen, dass er eine Decke bekommt, steigt ein. Die beiden männlichen Polizisten murmeln. Worüber, wird schnell klar. "Kurbel´ halt das Fenster runter." Der grüne Wagen verlässt die Szene. Die Polizisten machen sich zum Aufbruch bereit. "Herzlichen Dank!", rufe ich ihnen zu, stummes Nicken, ein strenger Blick des Polizisten. Mein Dank kommt mir im zweiten Moment unpassend vor. Den beiden ist sicher klar, dass SIE den Mann ohnehin bald wiedersehen werden. Wir sind da fein raus. Der Hausmeister gibt uns den Tipp, die Ecke des Flurs mit Spiritus zu reinigen. Durch den Mund atmend befolge ich den Rat, schmeiße den Putzlappen weg. Der strenge Geruch nach alten Fäkalien und sonstwas hängt noch ein paar Stunden in der Flurluft. Wir setzen uns alle nach draußen, trinken auf den Schrecken erstmal ein Bier...

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Ja scheiße!

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Du sagst es!

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Studentenwohnheim

Vom Geruch und der Kleidung abgesehen, könnte das doch täglich vorkommen.
Ich meine, nicht jeder der seinen Schlüssel vergißt wird von seinen Mitbewohnern wieder reingelassen.
So wie der "Hausi" (O-Ton Oberhausen) reagiert hat, hat früher wahrscheinlich die halbe bewohnerschaft auf den Fluren geschlafen, woraufhin der Bierkeller nicht mehr täglich geöffnet werden durfte.
Ganz frei nach dem Motto: Was sollen denn die anderen Hausmeister von mir denken.

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Kann sein. Diese nüchterne Haltung ist ganz bestimmt durch unzählige krasse Situation trainiert worden. Man müsste mal mit dem Hausmeister sprechen, ob man nicht seine Biographie schreiben dürfte. Wäre wahrscheinlich ganz extremes Kino!

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Vielleicht war's der ehemalige Hausmeister.

By the Way:

[aus Spiegel-Online von heute: Powell, Fischer und der Kasten Flens]

...

Powell bedankte sich herzlich bei Fischer gerade für sein persönliches Engagement zur Lösung der Nahost-Krise. Ferner sprachen die beiden Minister über die Situation in Afghanistan, Iran und Nordkorea.

Auf seinem Rückflug wird Fischer ein ungewöhnliches Gepäckstück tragen. Colin Powell überreichte ihm einen Kasten Flensburger Bier - allerdings mit leeren Flaschen. Fischer hatte das Bier seinem amerikanischen Kollegen bei dessen Deutschlandbesuch am 16. Mai geschenkt. In Amerika habe er keinen Händler gefunden, der die Flaschen zurücknehme, scherzte Powell offenbar in Anspielung auf die deutsche Pfanddebatte. Überdies überreichte Powell dem deutschen Außenamtschef ein Fischbesteck. Offen blieb, ob es sich dabei um eine Anspielung auf Fischers Namen handelte. Sicher scheint jedoch, dass auf Außenministerebene das Tief im transatlantischen Verhältnis überwunden ist.

Na dann, prost!

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Sehter, alles wird gut! Wenn man den Weltfrieden doch immer auf Kiste-Bier-Ebene sichern könnte.
Schlagzeile: Weltbank kauft Brauerei - Staatsbeamte werden kostenlos mit Bier versorgt!

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So sieht Eure Zukunft aus, ihr Dauerlutscher!

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Och nee...

...die Aushilfsbremse is wieder da!

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