Meine ersten Lebensjahre verbrachte ich übrigens in Kirchlengern. Wir wohnten da in einem Mehrfamilienhaus. Ich bin meistens in Strumpfhosen durch die Wohnung gewatschelt und habe mich am Backofen verbrannt oder irgendetwas mit Spielzeug veranstaltet. Es war okay in Kirchlengern. Wir durften zwar wegen der Vermieterin nicht im Garten spielen, aber ich durfte regelmäßig bei ihr antanzen (wegen niedlich) und Gummibärchen abstauben. Sie sagte immer: "Nimm´ den Gens auch welche mit". Sie hatte wohl einen Sprachfehler, oder so. Als Kind ist man da ja tolerant. Sie drückte einem dann mit ihren verschwitzten Pfoten drei oder vier Gelatinetiere in die Hand und dann musste man danke sagen. Wie die meisten Kinder sagte ich es beim ersten Mal oft zu leise, so dass Mutti nochmal nachbohrte, obwohl man es schon gesagt hatte.

Zu Ostern durften wir dann aber doch mal in den Garten. Die alte Dame hatte wohl eingesehen, dass Eiersuchen in der Wohnung voll öde ist. Allerdings war das Auffinden der Süßigkeiten in dem Spießergarten (englischer Rasen, Tannebäume, Waschbetonplatten) auch nicht schwer. Es war eher ein Wettrennen gegen Jens, damit der nicht noch voll viel bekam und ich voll wenig. Am Ende mussten wir aber eh teilen, voll sozial. Außer den Schokoladenhasen waren die meisten Sachen nix für mich. Die gefüllten Eier schmeckten entweder fies oder waren mit irgendwelchem Schaumzeug gefüllt, wovon einem schlecht wurde, wenn man mehr als zwölf davon aß.

Aus: Seltsam bin ich, aber gerne - Die Lebensgeschichte von Kailoi (Veröffentlichung: September 2006, Glanzwurst Verlag, Glogmonien)