Sicherlich gibt es eine Verfügung der Deutschen Bahn AG die besagt, das in jedem Zug mindestens ein Verrückter sitzen muss. Einigen von Euch sind meine Begnungen auf den Gleisen zwischen Bielefeld und Bünde (und Retour) nicht unbekannt. Meistens bin ich der zuständige Geisteskranke im Abteil. Allerdings fahre ich nur unregelmäßig nach Hause und so kommt es zu Doppelbelegungen der Züge. Dann unterhält man sich meistens. Das heißt, ich höre meistens zu wie sie über das Leben als Außenseiter, Arbeitsloser und/oder Drogenabhängiger reden. Mein heutiger Kollege war etwas schüchtern. Er erkannte mich zwar sofort, obwohl wir uns nie gesehen hatten, verließ seinen Platz, setzte sich aber nur auf eine Bank schräg vorn von mir und sah hin und wieder herüber. Ich ignorierte den anderen. Es war ihm offenbar peinlich, in Bermudashorts und hellbraunen Lederslippern (ohne Socken) unterwegs zu sein, da es in Strömen regnete. Sein mintfarbenes gemustertes Stirnband und die langen, grauen Haare entlarvten ihn als Hippie, einen von denen, die sich treu geblieben sind und nicht eine Werbeagentur gegründet haben oder zum Fernsehen gegangen sind. Er erzählte den leeren Sitzen vor sich, wie schön das Wetter heute morgen doch noch gewesen war und jetzt ... ich erwähnte es bereits. Ich ignorierte ihn wie gesagt, sah aus dem Fenster. Sonst hätte er womöglich noch Mut gefasst, hätte sich zu mir gesetzt und mich am Ende der Fahrt um ein oder zwei Euro angeschnorrt. Ich hatte kein Geld in der Tasche und wollte uns beiden die Peinlichkeit ersparen. Die Landschaft draußen sah schön aus. Wie ein weißes T-Shirt, das man mit einer schwarzen Hose in die Maschine getan hatte: Ein bisschen grau, aber frisch gewaschen.