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Juchu. Das Warbloggen hat einen prominenten Anhänger gefunden. Jetzt werden wir noch mehr abgesicherte, propagandafreie und qualitativ hochwertige Artikel lesen können.

Beispiel:

Albtraumjaeger, 28.03.2003, 18:12 Uhr: Hab eben gehört, dass Bagdad eingenommen wurde.

AndererIdiot, 28.03.2003, 18:14 Uhr: Habbich auch gehört.

Netzeitung, 28.03.2003, 18:30 Uhr: Aus zwei unabhängigen Quellen wurde soeben bestätigt, dass Bagdad von den alliierten Streitkräften eingenommen wurde.

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Impression einer Anti-Kriegs-Demonstration in den USA

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Sat1, ich hasse Dich. Es ist 17.30 Uhr. Der arabische Sender El Dschasira zeigt die ersten Bilder von verletzten und toten, oft völlig verstümmelten amerikanischen Soldaten. Ich bin in diesem Zusammenhang mit Sicherheit nicht zart beseidet, aber mein Magen hat sich fast umgedreht. Sat1 übernimmt die Bilder. Einfach so. Dieter Kronzucker kommentiert. Einfach so. Unverantwortlich. So etwas darf man nicht zeigen. Oder, muss man es zeigen? Mir ist schlecht. Fuck you Sat1. Lechzt Euch die Finger nach Blut! Wartet auf den 1 Million Dollar Shot. Ihr Wichser. Ich könnte Kotzen. Ihr seid entlarvt. Verpisst Euch. O-Ton des Moderator: „Sehr geehrte Damen und Herren. Jetzt treffen die ersten Bilder toter Soldaten ein. Hier sehen sie exklusiv die Bilder, die unsere Kollegen von El Dschasira gemacht haben. Sie sehen hier verstümmelte Leichen. Verbrannte Haut.“

Fragen wir die Die Genfer Konvention zur Behandlung Kriegsgefangener:

Sie dürfen nicht mißhandelt oder verstümmelt werden; medizinische oder wissenschaftliche Versuche irgendwelcher Art, falls diese nicht ärztlich gerechtfertigt sind und wenn sie den Gesundheitszustand des Soldaten beeinträchtigen, sind verboten. Verboten sind ferner Einschüchterungen und Beleidigungen sowie Vergeltungsmaßnahmen. Auch sind die Gefangenen vor öffentlicher Neugier, z. B. "Zurschaustellen", zu schützen. (Art. 13 GA III).

Meine Trauer gilt den Opfern und ihren Familien. Aber Moment mal, Donald Rumsfeld hat diese Bilder scharf verurteilt. Du verlogene Sau! Seit dem Beginn deiner verfluchten Kampagne gegen den Terrorismus sehe ich täglich Bilder von Kriegsgefangenen, von irakischen Soldaten, die von deiner Armee gecatched wurden. Mit Kabelbindern gefesselt. Deine verfluchte Regierung hielt/hält Gefangene in Guantanamo Bay in kleinen Boxen wie Tiere. You bloddy sonofabitch!

Ich weiß nicht, wie ich mit diesen Gefühlen aus Hass, Wut, Schock und Ohnmacht umgehen soll. Will was tun, will was ändern, kann wenig tun und nichts ändern. Bin kein Träumer, aber auch ohne tut’s ganz schön weh.

No more BUSH!

Nachtrag (wieder mit Puls 53): Weil Euphorika leider nicht lief, ich meinem Aktionismus aber stattgeben musste, habe ich zuerst ein Fax zu Sat1 geschickt, danach, das erste Mal in meinem Leben, bei einem Fernsehsender angerufen und die arme Dame in der Vermittlung zur Sau gemacht, weil sie mich nicht mit der Nachrichtenredaktion verbinden wollte. Die musste sich einiges anhören, ich war schon auf 180. Verwunderlich war, dass sie irgendwann sagte, sie könne sich diese Bilder ihres Sender auch nicht anschauen. Zu hetzerisch sein sie ihr. Kurze Zeit später hielt sie mein Fax in der Hand und versprach mir, es ins Postfach von Dieter Kronzucker zu legen.

Trotzdem, wir müssen was machen. Müssen unseren Teil betragen, um nicht schon mit Mitte 20 als Zyniker zu ändern, das wäre zu feige.

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In jedem Krieg passieren diese Missgeschicke, bei denen sogar der skrupelloseste CNN "Journalist" mit dem Kopf schüttelt. Von den eigenen oder befreundeten Soldaten, wahrscheinlich unabsichtlich, getötet zu werden, ist wohl das sinnloseste unter der Sonne. Manchmal entbehren solche Zwischenfälle jedoch nicht einer gewissen Komik:

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Wenn der Krieg zu unübersichtlich ist, wird er uninteressant. Zum Glück gibt es die Hauptstadt mit ein paar fest installierten Kameras. Jeden Abend verlässliche Quotenbringer. Die Bomben auf Bagdad sind beste Auslegeware. Effektvoll und laut, gleichzeitig steril. Ein leichtes Kribbeln beim Abendbrot wenn die Bomben fallen, zum Frühstück wieder Bodenoffensive. Krieg kann den Tag strukturieren.

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Überall auf den Antville-Seiten Kommentare zum Kriegsbeginn. Sie sind so wie diejenigen, die ich bisher auf Euphorika geschrieben habe. Zynisch. Ironisch. Wir versuchen, unsere Ohnmacht, unsere Wut, unser Scheitern kreativ zu bewältigen.

Aber meine Wut braucht ein anderes Ventil als die Ironie. Ich kann mich nicht damit abfinden, dass dieser Krieg geführt wird. Denn es ist NICHT nur die sog. Bush-Administration, die diesen Krieg gegen den Irak führt. Es sind all jene, die diesem Krieg wie einem unvermeidlichen Übel zustimmen oder ihn sogar bejubeln. Irgendwo im Mittleren Westen der USA fühlt sich ein dicker 40-Jähriger bedroht von Saddam Hussein und klatscht den Raketen Beifall. Während der New Yorker Stadtrat sich gegen einen Krieg ausspricht und auch die Mehrheit der New Yorker Bevölkerung gegen einen Krieg ohne UN-Mandat ist, sitzt irgendein Sam oder irgendeine Mary zehntausend Kilometer von Bagdad entfernt und fühlt sich bedroht. Und Politiker aus allen Teilen der Welt geben ihnen Recht darin.

Sie heißen Pflüger, Blair, Schäuble, Aznar, Berlusconi oder Merkel. Sie nennen sich Coalition of the willing und haben sich gegen einen großen Feind verbündet: Die Vernunft. Sie haben ein Lügengebäude errichtet oder sich ihm untergeordnet, dass schon tausendmal als solches enttarnt wurde. Und trotzdem immer weiter besteht. Sie machen sich nicht einmal mehr die Mühe, rational zu argumentieren. Sie dreschen nur noch Phrasen zwischen Emotionalität und hohlem Pathos. Ihre Argumente sind falsch oder unlogisch, teilweise geschichtslos.

Es werden Beweise für Verbindungen zwischen Saddam und Al-Quaida gefälscht aufgrund derer die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung glaubt, die Verbindung von Saddam zu den Attentätern des 11. September sei bewiesen! Zu einem Zeitpunkt, an dem der Irak noch ungefähr so gefährlich für die Welt ist wie Bangladesh, spricht Bush von einer nicht hinzunehmenden Bedrohung für das amerikanische Volk. Um es ganz klar zu sagen: Zu einer derartigen Desinformation gehören zwei: Ein Lügner und Leute, die ihm glauben.

Wenn Sam und Mary die Argumente ihres Präsidenten glauben, sind sie genauso schuldig wie ihr Präsident. Jeder, der jetzt in irgendeiner Sportkneipe sitzt und bei jedem Raketenabschuss zustimmend mit dem Kopf nickt, ist schuldig. Sie haben alle genug Geld und genug Zeit, sich unabhängig und vollständig zu informieren. Sie haben einen Kopf zum Denken und leben in einem Staat, in dem sie ihre freie Meinung sagen können. Sie gehören zu einem kleinen Kreis Privilegierter, die in den Genuss menschlicher Freiheitsrechte und materiellen Wohlstands kommen. Es gibt nichts, womit sie ihre Fehleinschätzung rechtfertigen können.

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Um halb vier heute nacht war es endlich soweit: Luftalarm in Bagdad, George Dabbeljuh spricht zu seinem Volk. Alle Fernsehstationen sind sofort auf Sendung, Grüne Kugeln über der irkaischen Hauptstadt und da! sogar richtige Explosionen. Und dann...? (details inside)

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...und das Fernsehprogramm der nächsten Tage ist damit wohl gerettet.

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