Stichwort: Fingeruebungen
Große Sprünge

Diverse Uhren hatten begonnen, rückwärts zu laufen. Andere liefen weiterhin neben mir her, wie ein Dackel oder ein Kampfhund.

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Man sagt, es gäbe ein Werkzeug - ich meine, wir reden hier nicht über einen Hammer oder eine Zange. Nicht einmal über eine professionelle Stichsäge oder einen Multifunktionsakkuschrauber. Ich hörte, es gäbe ein Werkzeug, mit dem man Welten erschaffen kann. Ein Universalwerkzeug, das seinen Namen verdient.

Ich werde es finden. Dieses Gerät, mit dem man andere Wirklichkeiten herstellen kann. Ich werde es finden.

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Ein unausgereifter Plan für Regen musste an diesem Vormittag vorgelegen haben. Der Himmel einheitlich grau, ohne eine Andeutung von Horizont oder Wolkenbewegung. Straßenbäume brüllten ihre herbstlichen Farben dazu. In der Ferne grellrote, gelbe und orangefarbene Vegetationshaufen.

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Rückkehr zu den Wurzeln

Nachdem er nun lange Zeit nicht in sein persönliches Weblog geschrieben hat, wird Herr Kailoi nach der Entsorgung jener Ruine wieder nichts in das Gemeinschaftsblog schreiben. Wichtig ist lediglich, dass man ein öffentliches Forum für seine Nichtäußerungen hat. Allseits bekannt ist schließlich, dass eine hohe litararische Qualität mehr durch die ungeschriebenen, als die geschriebenen Worte erzielt wird.

Diejenigen, die zu viel Zeit haben, sich überflüssige Gedanken zu machen und diese auch noch in aller Ausführlichkeit zu äußern, gerade die sollten sich in Schweigsamkeit üben. Wichtiger ist der Ausdruck der eigenen, regen Beschäftigung und Verpflichtungen, die vor allen anderen Dingen Vorang haben. Der Klang sich überschlagender Ereignisse, die keine Atempause, kein Hinlegen des Hammers und des Denliebengotteinengutenmannseinlassens zulässt. Dieses erzeugt Spannung und Aufmerksamkeit, denn der eben erwähnte Ausdruck ist der des geschäftigen Schweigens, der Nichtäußerung. Hier entfaltet sich die Fantasie des Anderen, der sich fragt, wo man sich wohl aufhält, welche großartigen Projekte man umsetzt oder was grad sonst so cooles und zeitgemäßes vor sich geht.

Gestalten wir einen kreativen Rahmen um unsere Exklusivität, die sich durch nichts äußert.

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"Die einzige Reise, von der man nicht mit leeren Händen zurückkehrt, das ist die Reise nach innen. Im Innern gibt es keine Grenzen und keinen Zoll, man kann sogar zu den fernsten Sternen gelangen. Oder an Orten spazierengehen, die nicht mehr existieren, Menschen besuchen, die nicht mehr sind. Sogar Orte aufsuchen, die es nie gegeben hat und vielleicht auch nie geben konnte, aber an denen es mir gutgeht." Amos Oz

Er sah zu dem Koffer auf dem obersten Brett des Regals. Das rechte Scharnier war abgebrochen, der schwere Deckel des hölzernen Kastens, der mit dünnem Kunstleder bezogen war, erfüllte nicht mehr die ihm zugedachte Aufgabe, die Reiseschreibmaschine im Inneren beim Transport zu schützen.

Eine unbedeutende Bewegung am Fenster zog seine Aufmerksamkeit auf sich.

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Die nächste Generation des Seins

Singer tat in letzter Zeit viele Dinge. Dinge, die keine Entlohnung versprachen, außer der Hoffnung, seine Geschichte in eine sinnvolle Richtung fortzuführen. Statistisch gesehen haben die Zellen des menschlichen Körpers sich angeblich nach sechs bis acht Jahren einmal vollständig ausgetauscht. Man könnte daraus den voreiligen Schluss ziehen, dass man nach dieser Zeitspanne ein anderer Mensch ist. Wenn man an eine solche Theorie glauben möchte, findet man sicherlich Hinweise darauf, dass dies zutrifft: Der Geschmack bezüglich Speisen ändert sich zum Beispiel. Als Kind mochte Singer Oliven, für eine lange Zeit konnte er sie nicht ausstehen und jetzt ist er sie wieder mit Genuss. Ähnliche Beobachtungen fand er bei Honig, Kaffee oder Meeresfrüchten. Man kann solche Selbsterkenntnisse sicherlich eben so leicht auf persönliche Erfahrungen und geistige Entwicklungen zurückführen. Denn die Entwicklung des menschlichen Gehirns, neuronale Neuverknüpfungen und Zelldegenerationen sind in diesem Fall weitaus komplizierter, als es die siebenjährige Faustformel zulässt. Die Dinge verändern sich, so viel steht fest. Freundeskreise verändern sich - auch, wenn dies nicht immer in beiderseitigem Einverständnis geschieht. Man verändert seine Vorlieben, sein Aussehen und etliche andere Dinge. Viele Menschen gliedern ihr Sein auch in Decaden. Es hat etwas magisches an sich, dieser Übergang von der neun zur null, der alles plötzlich größer erscheinen lässt, obwohl sich rein rechnerisch kein grösserer oder kleinerer Schritt vollzogen hat. Nach zehn Jahren entscheiden viele Menschen, was für sie erfolgreich oder weniger gut gelaufen ist. Man kann also Übereinstimmungen mit anderen Menschen dem Zufall zuschreiben, oder irgendeiner anderen Alltagshypothese.

Wer ist dieser Singer überhaupt? Fragte er sich selbst, während er sich zum wiederholten Male in abwegige Grübeleien verstrickte. Wer ist überhaupt wer? Und was hat ihn oder sie dazu gemacht? Dieses ganze Spiel von Liebe, Freundschaft, Hass und Kampf folgt ganz bestimmt eigenen Regeln. Am Ende gelangt man wieder zu der Frage, ob man von Geburt an dazu bestimmt ist, sich in eine vorgesehene Richtung zu entwickeln, oder ob man einen freien Willen hat, etwas zu entscheiden? Erziehung, gesellschaftliche Konventionen - laber Rhabarber, man kommt einfach nicht dahinter.

Singer tat Dinge, die keiner verstand. Gelegentlich stießen sie auf Gefallen, oft auch auf Unverständnis oder Abneigung. Selbstverständlich kann man sich eine Strategie zulegen, kann Vermutungen darüber anstellen, welche Entscheidung am meisten Erfolg verspricht. Am Ende kann man jedoch mit der falschen Entscheidung das Richtige bewirken oder umgekehrt. Man kann mit dieser Erkenntnis - wenn man sie mit allzu großer Sorgfalt durchdenkt - durchaus wahnsinnig werden. Allerdings kann sie einem auch zu grenzenloser Gelassenheit verhelfen. Dieses allseitige Streben nach Erfolg, nach Reichtum und scheinbarem Glück, darauf hat man Einfluss, oder eben nicht. Man kann es nicht sagen.

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Singer sortiert seine Sachen

Den heutigen Abend hatte Singer der Ordnung gewidmet. Jenem heiligen, kosmischen Prinzip, das unseren kleinen solarbetriebenen Erdball von dem kalten auseinanderstrebenden Durcheinander des Universums unterschied. Er stand vor einer Reihe von sehr großen Kartons und unheimlich elegantan, kleinen Schachteln, in die er eher wahllos seine Habseligkeiten beim flüchtigen Verlassen seines bisherigen Domizils verpackt hatte. Der Frage, was als nütlzich und was als nutzlos zu bewerten war, hatte er sich nur sehr beschränkt gestellt. Er befand sich in einem muffigen Keller in der Station Road, der seinen wenigen Habseligkeiten Unterkunft bot. Jeden einzelnen Gegenstand konfrontierte er mit einer der drei Optionen: Müll, Flohmarkt, Sortierung. Ersteres erforderte eine resolute Entscheidung, die einen vielleicht geliebten Gegenstand der Vernichtung preisgab. Zweiteres ein ebenso entschlossenes Urteil, das eine Sache mit etwas Glück der Umwertung in die landesübliche Währungseinheit zuführte. Letzteres war keine große Herausforderung. Im wesentlichen ging es um Bücher, Küchenutensilien, Dokumente, Kunsthandwerksgeräte und Krimskrams, die ihrem Typ nach sortiert werden wollten. Diese gelangten von ihrem bisherigen Aufbewarungsbehältnis in normierte Bananenkartons, die Hucky mit einer Mischung aus Charme und Organisationsvermögen in Supermärkten aquieriert hatte. Singer stand im schwülen Dunst einer verregneten Kellersituation und traf unentwegt Entscheidungen. Viele überließ er dem Flohmarkt, der über Wert oder Unwert seiner Dinge entscheiden würde. Dinge, die seine Person ausmachten, Dinge, die sein bisheriges Leben wiederspiegelten. Die Wettervoraussagen verhießen nichts Gutes für die nächsten Tage. Die Option Flohmarkt drohte, aufgrund von wetterbdingtem Publikumsmangel an Atttraktivität zu verlieren. "Bananas" stand auf den Kartons und das war es, was Singer über große Teile der Zeit hinweg dachte. Bananas, das wird es wohl sein.

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Der Passivist

In den vergangenen Tagen hatte Singer sich vor dem Einschlafen Auszüge aus seinem großen Fantasy-Epos erzählt. Ein Werk, dass er niemals aufschreiben würde: ein Genre, das seine Entstehung einem Jahrhundertwerk der Literatur verdankte und seitdem seinen Fortbestand in armseligen Imitaten fristete, bot so gut wie keinen Anreiz für den Versuch einer grossen Leistung. Zu seiner persönlichen und geheimen Unterhaltung feilte Singer jedoch an einer Rahmenhandlung, die zumindest ihm selbst einen Pfad durch die unzähligen, kleinen Geschichten in jener fremden Welt bieten konnte. Er schauderte bei dem Gedanken, den Orten und Figuren seiner Gutenachtgeschichte fremdartig klingende Namen zu geben, die aus kraftvoll klingenden Zufallskombinationen von Vokalen und Konsonanten bestanden. Es ging - wie in fast allen Geschichten dieser Art - um einen großen Krieg. Die Trivialität dieses Grundgerüstes hinderte ihn daran, alles aufzuschreiben. Andererseits wusste er, dass man sich genau von dieser Hemmung befreien musste. Ging es in Kriminalgeschichten nicht so gut wie immer Mord? Wichtig sei doch, wie man eine Geschichte erzählt. Welche Worte man wählt, ob und wie man eine fesselnde Atmosphäre schafft, wie glaubwürdig die handelnden Figuren wirken. Der erste Schritt ist der wichtigste, der letzte Schritt der grösste.

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Das Haus am Rand der Gleise

Singer hatte die Frage aufgeworfen, ob man nicht eine Geschichte schreiben könne, deren Zusammenhang sich erst am Ende erschließen lässt. Das Leben bestand schließlich auch aus einer losen Abfolge von Ereignissen, die erst im Rückblick - wenn überhaupt - zu einzelnen Episoden oder Entwicklungen zusammengefügt werden konnten. Wie gewohnt war Singer als Letzter eingetroffen, hatte sich mit einer möglichst absurden Ausrede entschuldigt und sich umgehend die Rolle des Wortführers zugesprochen. Dabei hatte er an den Stellen seiner Ausführungen, die er selbst für besonders geistreich hielt, gekünstelt mit dem linken Auge gezwinkert. Ein Gesichtsausdruck der - entgegen aller Absicht - auf Mario eher wie eine Nervenstörung wirkte und der in ihm den Wunsch weckte, Singer am Hals zu packen und zu strangulieren. Diese und andere Kritikpunkte boten den Nährboden für seinen scharfkantigen Zynismus, eben dem Gewächs, das für ihn eine Heilpflanze darstellte, während andere es als Unkraut betrachten mochten

Grinsend ließ er vom Gedankenbild seiner würgenden Hände ab >>>

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Störende Faktoren

Alexander saß am Rand eines Videoschnittpultes. Auf den Monitoren war das Gesicht eines jungen Mannes eingefroren, von dem kurz zuvor ein Strom melodischer, doch unverständlicher Laute ausgegangen war. Die russische Sprache rief in ihm das Bild eines alten Hauses hervor, dessen knarrende und grollende Türen und Fenster einen konstanten Strom sich aneinander reibender Wasserballons entlässt. Er war hier, um seiner Freundin Irina bei der Übersetzung eines Videointerviews zu helfen. Sequenzen von Fragen und Antworten wurden von ihr in eine ungefähre Entsprechung in deutscher Sprache übersetzt und seine Aufgabe bestand darin, diese in journalistisch neutral anmutende Sätze zur späteren Vertonung umzuformulieren. Er musste dabei an frühe positivistische Kommunikationsmodelle denken, die den Teilnehmern eines Gespräches die Funktionen von Sendemasten und Radioempfängern zuwiesen.

"Können wir weitermachen?"

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Das sind über zwanzig Euro!
by Kailoi (23.07.24, 11:02)
Und Kaloi hat die
Bilder dazu gemalt 😺
by Albtraumjaeger (06.12.21, 14:08)

Matze macht Märchen https://beffana.net/blog/2021/12/01/beffana-2021-staffel-6-folge-1-der-rattenkoenig/
by Kailoi (03.12.21, 14:00)
Die Tage werden wieder kürzer.
Vielleicht sollten wir unsere Schreibtische verlassen und zwischen den...
by Kailoi (29.09.21, 20:20)
fun fact
by Kailoi (12.07.21, 12:16)
Online seit...
by ChrisTel (18.06.21, 22:49)
danke. hat mich gefreut!
:)
by Anonymus (23.06.20, 15:30)
von mir auch allet
jute!
by kraehenpost (18.06.20, 10:58)
Online seit...
by ChrisTel (18.06.20, 09:02)
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by Anonymus (13.06.20, 12:10)
#thismorningwalk
by Anonymus (13.06.20, 12:08)
Uuuuund... noch'n Podcast hier: https://im-moor.net
(kann man ruhig hören. ist seehehr gut))
by Albtraumjaeger (13.04.20, 18:12)
Weihnachtshexe Beffaná FYI Ich hab
einige Songs meiner diesjährigen 24-teiligen-Podcast-Serie über die Weihnachtshexe Beffaná in...
by Albtraumjaeger (07.01.20, 17:41)
Habs mir gerade angehört.
Cooler Text. Frohes Neues!
by Albtraumjaeger (02.01.20, 09:39)
Brückengeländer
by Anonymus (31.12.19, 13:27)
:)
by Anonymus (31.12.19, 13:24)
Farbe ist meine Welt
by ChrisTel (23.12.19, 00:13)
Respekt Was sind das für
Wesen, die von hinter ihrem Zaun aus 2 Zentimeter Entfernung...
by marraine (11.12.19, 14:08)
👍🤗
by Albtraumjaeger (06.12.19, 14:58)
Update 6.12 Ich habe
mich entschlossen, den ganzen Kram einfach wieder in Ordnung zu...
by marraine (06.12.19, 14:47)
Ach du fuck! Ichhab gestern
Abend aus einer Laune heraus Lotto gespielt. Wenn ich...
by Albtraumjaeger (06.12.19, 07:50)
Advent, Advent Ich versuche ja
geduldig zu sein, Erwachsen und einsichtig, ruhig und gelassen, die...
by marraine (06.12.19, 01:47)
Jean-Luca
by ChrisTel (28.11.19, 14:02)
Vielleicht tröstet dich neben diesem
"Ich werde alt"-Gefühl auch die Einsicht, dass die Schwelle...
by Kailoi (01.10.19, 12:29)
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