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Ich habe gerade in einem wissenschaftlichen Text gelesen, dass die Menschen der westlichen Kulturen bis etwa zum Jahr 1880 fast ausschließlich laut gelesen haben. Zwar wurde das stille Lesen bereits im vierten Jahrhundert dokumentiert, wurde allerdings als eigenartige Angewohnheit angesehen.

Galt zu diesen Zeiten noch die Devise, dass nur laut gelesene und fehlerfrei vorgetragene Texte "richtig" gelesen seien, ist die wissenschaftliche Meinung heutzutage genau entgegengesetzt. In einem Interview mit einem Nachrichtensprecher habe ich einmal vor Jahren gehört, dass ihn Leute nach der Sendung auf einige aktuelle Themen ansprechen wollten und er garnicht wusste, wovon sie überhaupt sprachen. Tatsächlich sind beim lauten Vorlesen Textverständnis und Merkfähigkeit stark eingeschränkt.

Ich fand diese Information überraschend. Man muss sich mal die Geräuschkulisse in den Bibliotheken jener Zeit vorstellen und Abends vor dem Einschlafen noch ein oder zwei Kapitel zu lesen dürfte in dem einen oder anderen Ehebett zu einem mahnenden Räuspern geführt haben. Wie viele Blender und Hochstapler mag es zu diesen Zeiten gegeben haben, die sich allein durch die Fähigkeit fehlerfrei vorzulesen als gebildete Leute ausgeben konnten.

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Ich glaube, ich habe Euch noch nie die Geschichte erzählt, was mir damals passierte, als ich einen Amiga500 hatte. Für eine Weile besaß ich so ein Spielgerät, wie es zu der damaligen Zeit fast schon nicht mehr in Mode war. Spiele wurden wild hin- und hergetauscht auf 3,5-Zoll-Disketten (für die Jüngeren: das waren so ähnliche Dinger wie DVD-ROMs, nur total mickrig und lahmarschig). Soweit so gut. Eines Tages machte in der Schule das Gerücht die Runde, sie hätten einen geschnappt mit seinen Raupkopien. Sie hätten ihm angeboten, seine Strafe zu verringern, wenn er Namen nennen würde. "Oh Mann!", dachte ich mir, "oh, mann!" Immerhin habe ich auch schonmal einen Krimi gesehen. Ich sah den armen Typen (den ich im Grunde nie gekannt oder gesehen hatte) förmlich im verqualmten Verhörzimmer hocken, geblendet von einer Schreibtischlampe. Wenn das Kreise ziehen würde ... hmm. Ich war - sagen wir mal - beunruhigt. Ich beschloss, die Diskettenbox in mehrere Plastiktüten einzuwickeln, dick mit Klebeband zu verschnüren und ... im Garten zu vergraben. Gesagt getan. Wenn Gras über die Sache gewachsen wäre, würde ich sie schon wieder hervorholen.

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Es war im vergangenen Winter. Ich war wieder in die üblichen Winterdepressionen verfallen. Irgendwann hatte ich so die Schnauze voll von meiner eigenen Laune, dass ich beschloss, etwas dagegen zu unternehmen. Mir war bekannt, dass die schlechte Laune meistens am Mangel von Sonne lag, die für die Produktion von Vitamin D im Körper verantwortlich ist. Ich hatte jedoch keine Zeit für Urlaub in einer sonnigeren Region der Welt und ich entschied mich für ein Experiment.

Wenn man vom Bahnhof zur Universität fährt, kommt man an der Station Bültmannshof vorbei. Dort ist dieses Sonnenstudio mit dem Namen "Florida Sun". Ich wollte da eigentlich nicht reingehen, weil ich mich weigere, Geld in einen Automaten zu stecken, der etwas liefert, was normalerweise kostenlos vom Himmel geliefert wird. Normalerweise, das ist halt der Knackpunkt gewesen.

An der Eingangstür, einer Glastür mit weißem Plastikrahmen, waren verblichene Poster mit dunkelgebräunten, lachenden Menschen aufgehängt. Die Sonne hatte die einst knackige Bräune der Fotostrandmenschen allerdings in ein eigenartiges Orangegrau verwandelt. Wie bezeichnend, die negativen Auswirkungen von UV-Strahlen gleich am Eingang zu demonstrieren, dachte ich mir. Bewusst der Tatsache, dass ich mit diesem Gedanken an diesem Ort wahrscheinlich mutterseelenallein war, trat ich ein.

Der Empfangsraum war überwiegend mit weißen Kacheln ausgekleidet, ein schreiend hässliches und großes Trockenblumengesteck mit Golddraht und Stoffschleifchen prankte in einer Ecke. Eine Buchefurniertheke war vor mir, an den Seiten des Raumes Kabinen aus blauem Kunststoff, zwischen denen Spiegel angebracht waren.

Vor mir stand eine Frau, die in den Augen der Stammkunden dieses Geschäftes wunderschön wirken musste. Ihre Haut war rötlich-dunkelbraun, die Poren ihrer Haut waren groß wie Pfefferkörner. Darüber trug sie Schminke (vielleicht Schuhcreme) und Liedschatten und Lippenstift in Alarmfarben. In starkem Kontrast dazu das wasserstoffblonde Haar in einer aufwendigen Frisur die vermutlich eines täglichen Friseursalonbesuches bedurfte und dennoch nicht mein ästhetisches Empfinden ansprach. Verchromter Modeschmuck und Kleidung, wie man sie im Teleshop bestellen konnte rundeten das Bild ab. Ihre Augen blickten mich gelangweilt an, unterstrichen wurde der Ausdruck der Langeweile dadurch, dass sie Kaugummi kaute.

Ich hörte mich stammeln, ich würde gerne, äh unter die Sonnenbank, ich... Mitleid mischte sich unter die Langeweile in ihrer Mimik. Ich kam mir vor wie jemand, der nicht weiß, wie man Brot einkauft oder sich nicht selbst die Schnürsenkel zubinden konnte. Zum ersten Mal hier, fragte sie mit einem überraschend freundlichen Lächeln. Die Antwort, ein Nicken, konnte sie natürlich auch von meinem blassen Erscheinungsbild ablesen. Ihre Stöckelschuhe klickten vor mir her, sie zeigte mir zwei oder drei der Sonnenbänke, deren äußere Gestaltung mal an italienische Rennwägen, mal an das Fell afrikanischer Savannenfauna erinnerte. Sie erklärte mir die Chipkarten, die Hygienemaßnahmen, die Turbotasten (von denen sie mir sofort abriet) und den ökonomischen Vorteil einer Fünfer- oder Zehnerkarte.

Das Verfahren selbst war eher unspektakulär. Warm, hell. Ob ich mich danach wirklich besser fühlte, kann ich heute nicht mehr sagen.

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He Leute, ich hab mir das was ausgedacht, das wird der Knaller. Also:

Vergangenheit oder Fiktion ist ein Spiel, bei dem jeder eine Erzählung veröffentlichen kann. Das kann eine unglaubliche, dramatische, extraordinäre sein oder ein Alltagsereignis. An das Ende wird immer eine Umfrage gestellt mit zwei Antwortoptionen: "Vergangenheit" oder "Fiktion" Je nachdem, ob man sich die Geschichte ausgedacht hat, oder sie wirklich erlebt hat, kann man die Leute entweder als guter Geschichtenerzähler überraschen oder mit einer tollen Anekdote verblüffen. Bin gespannt auf Eure Einfälle/Erinnerungen....

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