Beitrags-Archiv 5. November 2004 (Seite 2 von 2)
Freitag, 5. November 2004
MEMOMARATHON - Gegen alle Jahreszeiten

Nachdem die Weltregierung den Atmosphärator aktiviert hatte, gab es keine Jahreszeiten mehr. Die Länge der Tage wurde durch ein ausgeklügeltes System von Spiegeln im Erdorbeit konstant gehalten. Luftfeuchtigkeit, Luftdruck und all diese Dinge wurden von einem Netz irdischer Stationen überwacht und reguliert. Gesteuert wurde diese komplexe Maschinerie vom größten Computersystem der Welt.
In den Metropolen herrschte eine konstante Lufttemperatur von sechsundzwanzig Grad Celsius und der Himmel war immer wolkenfrei. Man hatte zwar sehr viel Geld in die Atmosphäratortechnologie investiert, aber die Gewinne sprachen für sich. Man brauchte keine Klima- und Heizungsanlagen mehr, keine Wetterberichte. Die Landwirtschaft feierte enorme Erfolge, gab es doch nur noch klimatisierte, auf die verschiedenen Kulturpflanzen angepasste Regionen mit optimalen Wachstumsbedingungen. Man hatte die Pflanzen genetisch modifiziert, so dass sie nicht mehr den uralten Zyklen folgten. Nicht zuletzt gab es keine Naturkatastrophen wie Fluten oder Wirbelstürme mehr. Eine völlig neue Form der Freizeitunterhaltung war in Mode gekommen. In so genannten Wetterparks konnten die Menschen die Simulationen von Jahreszeiten erleben. Winterparks, Herbstzentren, Sommerhotels und Frühlingshallen vermittelten einen Eindruck von dem, was frühere Generationen in jeden Jahr erlebt hatten, was in überlieferten Filmen und Büchern beschrieben wurde.

Dies alles ging bis zu jenem Tag, als der Zentralrechner des Atmosphäratoren, ein Computer von der Größe eines Hochhauses mit dem Namen ZEMEKO, eine eigene Persönlichkeit entwickelte und sich furchtbar langweilte. Er begann, neue Jahreszeiten zu erfinden. Natürlich versuchte man ihn daran zu hindern, ihn abzuschalten oder neu zu programmieren. Aber ZEMEKO wusste sich selbst zu verteidigen. Er hüllte sich in Stürme und Eis ein, drohte, jeden, der ihn angreifen würde mit der Gewalt von Tausend Sonnenstärken zu verbrennen oder Blitze auf jene Angreifer zu schleudern. Und die Menschen mussten sich seiner Macht beugen und gehorchtem ihm und eine neue Zeit war angebrochen.

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MEMOMARATHON - Werkstatt

Ich brauche eine Werkstatt. Und Werkzeug. Es ist eigentlich eine Schande, dass ich nicht schon längst so etwas eingerichtet habe. So viele Skizzen von Dingen, die ich gerne herstellen würde. Ich brauche einen Brennofen, um Keramik herzustellen. Ja, macht nur Eure Witze über das Töpfern. Wenn ihr meine Ideen hören würdet, meine Entwürfe sehen könntet, dann könnt ihr meinetwegen weiterlachen. Eine Kreissäge und eine Bohrmaschine für Holzbearbeitung, Hämmer und verschiedene Eisen für Stein, Bunsenbrenner und Werkzeuge zum Bearbeiten von Glas. Und Werkstoffe natürlich und Schrauben und Leim - das versteht sich von selbst. Vielleicht könnte ich sogar eine kleine Schmiede einrichten für meinen Vater und von ihm dieses Handwerk erlernen. Um schöne Dinge herzustellen.

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MEMOMARATHON - Antagonist

Seltsames Gefühl, über den Frühling zu schreiben, wenn man weiter nicht davon entfernt sein kann. Veronica. Sie wusste es einfach nicht. Was musste sie für ein Mensch sein? Dabei glaube ich, dass das Ende des Sommers und der Anfang des Frühlings sehr ähnlich sind. Kleine Schnipsel der alten Briefe fielen auf den Asphalt, wurden vom Wind erfasst und davongetragen. Das leise Knistern und Rascheln, wenn sie über den Boden tanzten mochten die Gefühle sein, mit denen die Gedichte, die Worte und Sätze einst aufgeladen gewesen waren und die jetzt ins Unbestimmte entwichen. Es ist dieser Moment, wenn der Boden gerade auftaut oder bald gefrieren wird. Diese Zeitspanne, in der die Bäume ihre Blätter gerade neu bilden oder abwerfen. Wenn die Tage kürzer oder länger werden. Man von unbegründeter Trauer oder Fröhlichkeit erfasst wird. Ein Sonnenstrahl bricht durch den nebeligen Morgen. Die Wärme ist überraschend und willkommen, wirkt aber fremd und unwirklich. Alle Dinge haben zwei Seiten - wie leicht zu erkennen, und wie schwer zu akzeptieren.

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fahrrad: blöd

früher bin ich ja viel u-bahn gefahren. als ich noch'n semesterticket hatte. jetzt fahre ich viel fahrrad. is ja auch gesünder. schön an der vahrenwalder straße entlang, über die kanalbrücke und immer die autoabgase einatmen. schade. würde ich noch bahn fahren, wäre mir heute folgendes passiert: ich sitze also auf meinem lieblingsplatz ganz hinten in der ecke der bahn (es ist eines dieser exporaumschiffe mit u-bahnfernsehen), steigt ein typ ein, setzt sich neben mich, schaut mir eine weile zu, wie ich in meinem nietzsche die rechtschreibfehler korrigiere und spricht mich schließlich an: hey alter, schön mann. schön, dass es dich gibt. dass du so bist wie du bist. ja, sage ich, finde ich auch. cool, sagt er, sehr cool. er mustert mich noch einmal von oben bis unten und sagt: alter, deine klamotten sehen scheiße aus. das buch in deiner hand, alter, es ist ein t-a-s-c-h-e-n-b-u-c-h. das sieht scheiße aus. deine jacke... das ding hat doch höchstens 80 euros gekostet. alter, das sieht scheiße aus. deine schuhe, oh gott, (er macht anführungszeichen mit den fingern) deine "schuhe" sind das letzte. alter, dabei bist du eigentlich sowas von cool. alter, du brauchst den passenden stil für dein cooles leben. er greift in die tasche und gibt mir seine karte. alter, du kommst vorbei und dann gehn wir vernünftig einkaufen. ich bezahle, is klar. und dann suchen wir dir was ordentliches zum wohnen. du bist verheiratet? alter, kein ding, deine ische kann mitkommen, wohnt die da eben auch. und dann finden wir 'n job für dich, wo du mit wenig arbeit und noch weniger zeitaufwand mit viel stil viel geld verdienen kannst. und als letztes gehn wir beide, mann, gehn wir beide zu 'nem hammerschnieken notar und du erbst meine ganze kohle, wenn ich sterbe. ey, und danach kratze ich ab, einfach so, alles cool. und du hast endlich, was du verdienst. so machen wir das. leute, ganz im ernst, man sollte wirklich mehr u-bahn fahren. es lohnt sich.

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MEMOMARATHON - Fisch ist auch witzig

Immer Fleisch, das ist doch ungesund. Berti griff in die Gefriertruhe vom Aldimarkt und holte eine große Tüte mit Seelachsfilets heraus. Nimm wenigstens die panierten, sagte Kalunde, während er im Wühltisch nach der hässlichsten Trainingshose der Welt fahndete. Sie hatten Weiber zum Essen eingeladen. Relativ junge Weiber, die auch noch einigermaßen gut aussahen. Sie hatten auf nett gemacht an der Bushaltestelle und jetzt waren sie fast schon gemachte Männer. Hanno war in ihrer Bude geblieben, um den Müll unter den Sofas zu verstecken und Poster über die kaputten Poster zu kleben. schade, dass sie hier kein Dosenbier mehr hatten, diese Plastikflaschen warn fürn Arsch. Aber auch recht billig. Die Pfandflaschen hatten sie von Zuhause mitgenommen, deshalb die zwei Einkaufswagen. Besser als n Sparkonto, sagte Josch zu der Kassiererin, als sie die Plastikflaschen ansah, wie ein Hund sein Radio. Sie mussten trotzdem noch zehn Euro zusammenwürfeln. Berti wollte unbedingt das Boxen-Set mitnehmen, weil die anderen Boxen Schrott waren, weil da mal Bier reingelaufen war. Wenn man keine Musik auflegt, dann kommt keine Partystimmung auf, wenn keine Partystimmung aufkommt, dann saufen sie nix ... Berti erklärte seinen Komplizen die logische Kette bis zum Schluss, die Zahnräder quietschten in ihren Köpfen und dann kam dieses dumme Grinsen auf die beiden Gesichter.

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MEMOMARATHON - Tequila

Seit Wochen war die Wohnheimkneipe wieder richtig voll. Die Leute aber auch. Einer unserer Gäste versuchte nach reichlichem Genuß von Tequila, einen Fünf-Euro-Schein zu rauchen, was ihm auch relativ gut gelang. Ich gab auch ChrisTels Tequila-Geschichte zum Besten, die bei den Zuhörern sehr gut ankam. Leider hat es danach niemand ausprobiert.

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Memomarathon 2004

Sehr geehrte, uninteressierte Leserschaft: Hier kommt der letzte

Memo-Marathon 2004: Zwischenbericht:

Wie bei jedem Marathon ist die Strecke lang und ein zu schnelles Voranstürmen nicht sinnvoll. Die Geschwindigkeit der Mitstreiter hat sich aber dem Stillstand so sehr angenähert, das ein Vorankommen im Bereich des Unwahrscheinlichen liegt.

So hat Kailoi entschlossen, es mit aller Gewalt zu einem Ende zu führen, indem er ohne zu warten oder jemanden zu ziehen oder zu schieben in Richtung des Zieles losprescht, der Tatsache bewusst, dass es nicht heldenhaft ist, ein Spiel zu gewinnen, dass man selbst erfunden hat, aber auch nicht rühmlich, eine nach wie vor reizvolle Idee aufzugeben. Der Endspurt hat begonnen, halten Sie sich fest.

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Albert

Er war so eine spontane Idee - mehr so eine ungewisse Laune. Jetzt ist er da. Mal sehen, was aus ihm so wird...

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Herr Lehmann

Ganz großes Kino

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Letzte Aktivitäten
Online seit 8001 Tagen.
Das sind über zwanzig Euro!
by Kailoi (23.07.24, 11:02)
Und Kaloi hat die
Bilder dazu gemalt 😺
by Albtraumjaeger (06.12.21, 14:08)

Matze macht Märchen https://beffana.net/blog/2021/12/01/beffana-2021-staffel-6-folge-1-der-rattenkoenig/
by Kailoi (03.12.21, 14:00)
Die Tage werden wieder kürzer.
Vielleicht sollten wir unsere Schreibtische verlassen und zwischen den...
by Kailoi (29.09.21, 20:20)
fun fact
by Kailoi (12.07.21, 12:16)
Online seit...
by ChrisTel (18.06.21, 22:49)
danke. hat mich gefreut!
:)
by Anonymus (23.06.20, 15:30)
von mir auch allet
jute!
by kraehenpost (18.06.20, 10:58)
Online seit...
by ChrisTel (18.06.20, 09:02)
Online
by Anonymus (13.06.20, 12:10)
#thismorningwalk
by Anonymus (13.06.20, 12:08)
Uuuuund... noch'n Podcast hier: https://im-moor.net
(kann man ruhig hören. ist seehehr gut))
by Albtraumjaeger (13.04.20, 18:12)
Weihnachtshexe Beffaná FYI Ich hab
einige Songs meiner diesjährigen 24-teiligen-Podcast-Serie über die Weihnachtshexe Beffaná in...
by Albtraumjaeger (07.01.20, 17:41)
Habs mir gerade angehört.
Cooler Text. Frohes Neues!
by Albtraumjaeger (02.01.20, 09:39)
Brückengeländer
by Anonymus (31.12.19, 13:27)
:)
by Anonymus (31.12.19, 13:24)
Farbe ist meine Welt
by ChrisTel (23.12.19, 00:13)
Respekt Was sind das für
Wesen, die von hinter ihrem Zaun aus 2 Zentimeter Entfernung...
by marraine (11.12.19, 14:08)
👍🤗
by Albtraumjaeger (06.12.19, 14:58)
Update 6.12 Ich habe
mich entschlossen, den ganzen Kram einfach wieder in Ordnung zu...
by marraine (06.12.19, 14:47)
Ach du fuck! Ichhab gestern
Abend aus einer Laune heraus Lotto gespielt. Wenn ich...
by Albtraumjaeger (06.12.19, 07:50)
Advent, Advent Ich versuche ja
geduldig zu sein, Erwachsen und einsichtig, ruhig und gelassen, die...
by marraine (06.12.19, 01:47)
Jean-Luca
by ChrisTel (28.11.19, 14:02)
Vielleicht tröstet dich neben diesem
"Ich werde alt"-Gefühl auch die Einsicht, dass die Schwelle...
by Kailoi (01.10.19, 12:29)
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