tool time III
Dienstag, 7. März 2006
tool time III

tool time II tool time I

es gibt noch ein paar dinge zu berichten. da es im folgenden mehr um vollständigkeit als um die systematische selbstzuerfleischung meines heimwerkernimbus geht, bitte ich die stellenweise humorlosigkeit zu entschuldigen. (weiterlesen)

vielleicht erinnert sich der eine oder andere leser daran: es ging seit zwei tagen lediglich darum, eine spüle anzuschließen. eine sache, für die ein klempner – lass mich nicht lügen – zwanzig minuten gebraucht hätte. wir steigen wieder ins geschehen ein gegen 21:30 uhr abends. zu einem zeitpunkt, an dem mein selbstwertgefühl ungefähr die größe einer kaputten leuchtdiode hatte. das telefongespräch mit meiner auswärts weilenden liebsten ging ungefähr so: „und, wie läufts, mein kleiner heimwerker?“ „schnauze.“ „hättste mal besser ‚nen klempner bestellt, was?“ „ich leg dann mal auf.“ „huch, muss ich jetzt deine offensichtliche unfähigkeit ausbaden, hörr abschaumschlaeger?“ „ich dich auch. bis juli. nacht.“ ich liebe sie. manchmal allerdings ein klitzekleinesbisschen weniger als sonst. naemlich dann, wenn sie recht hat und ich unrecht. frauen sollten so was nicht tun dürfen. recht haben und so. das ist schon eine frage des gleichheitsgrundsatzes: wenn männer recht haben und frauen unrecht, können frauen damit umgehen. genetisch. die frau strebt nach ausgleich und harmonie in der beziehung. wenn männer dagegen unrecht haben und frauen recht, ist das eine unglaubliche belastung für den mann. für männer ist ein ungebrochenes selbstbewusstsein sehr, sehr wichtig. genetisch. darum sollten männer sowieso immer recht haben, auch wenn sie unrecht haben. wegen des gleichheitsgrundsatzes. damit die emotionale belastung für die maenner nicht viel grßsser wird als die der frauen…

(an dieser stelle endet der bericht zunächst abrupt, da der verfasser seinem selbsthass durch mehrmaliges bölken im raucherabteil eines regionalzuges ausdruck verleihen musste. die zugchefin, die er freundlich um oberlächliches korrekturlesen gebeten hat, verschlingt den verfasser mit lüsternen blicken. nein, moment, sie übergibt sich in den abfallbehälter. offensichtlich hat sie etwas falsches gegessen. eine fuenfzigjaehrige reisende, die in der letzten stunde „die farbe lila“ gelesen hat, organisiert soeben einen lynchmob. der verfasser schließt sich in der einzigen funktionierenden zugtoilette ein, korrigiert einige rechtschreibfehler und beginnt einen neuen absatz.)

dem telefongespräch war eine zweistündige bastelei vorangegangen, die nur am anfang an alte legozeiten erinnerte. die montageanleitung für die mischbatterie war – da sie für einen anderen batterie-typen bestimmt war – kaum zu gebrauchen. ich musste die batterie mehrmals zusammensetzen und wieder auseinandernehmen um überhaut zu verstehen, was ich da eigentlich in haenden hielt. problem nr. 1: da waren drei anschlüsse, an die ich heißes wasser, kaltes wasser und die spülmaschine anschließen musste. die so genannten ingenieure hatten sich den spaß erlaubt, die anschlüsse mit relativ wenigen markierungen zu versehen. eher mit gar keinen. ich probierte also aus. es ist gar nicht so einfach unter einer spüle zu liegen, mit der einen hand eine mischbatterie über einen putzeimer zu halten (auch wenn es ein einhandmischer ist) und mit der anderen hand den kaltwasserzulauf an der wand zu regulieren. nach einer viertelstunde war ich vollkommen durchnässt. dafür wusste ich alles über meinen neuen wasserhahn, was man über einen bauhaus-einhandmischer nur wissen kann. problem nr. 2 war die konstruktion des verbindungsstueckes zwischen spülmaschinenzulaufdingsbums und einhandmischerverbindungsdingsbums. ich hatte alle reduzierstuecke und adapter, die ich einige stunden vorher im bauhaus gekauft hatte, vor mir ausgebreitet und ging im kopf mögliche konstruktionsplane durch. Nach zehn minuten entschied ich, dass ich ein wichtiges teil vergessen hatte und damit der spülmaschinenanschluss – zumindest für diesen abend – gestorben war. Ich stand auf, rieb mir die schmerzenden knie und dachte über die weitere abendgestaltung nach. mir fiel nichts ein. selbst mein versuch, ein wenig hysterisch zu flennen, scheiterte kläglich. es erinnerte mich zu sehr an undichte wasserleitungen. an essen war erst recht nicht zu denken. warum sollte ich damit jetzt noch anfangen, wo ich doch den ganzen tag ohne klargekommen war? resigniert starrte ich auf den fußboden mit den verstreut liegenden adaptern. was dann geschah, lässt sich am besten mit der szene aus „a beautiful mind“ vergleichen, in der russel crow im pentagon vor der großen tafel mit codes steht und ploetzlich logische strukturen zwischen den codes entdeckt. Alles fügte sich mit einem mal zu einem größeren ganzen zusammen. Adapter und reduzierungen schwirrten vor mir im raum und setzten sich selbständig zu DEM PERFEKTEN ADAPTER zusammen. wie konnte ich das vorher nur übersehen? mit fliegenden fingern schraubte ich fünf verschiedene einzelteile zusammen, zog sie mit dem schraubenschlüssel so fest es nur ging und schloss sie zitternd an hahn und spülmaschine an. es passte. ich stellte den kaltwasserzulauf an und drehte ein wenig am hahn für den spülmaschinenanschluss. meine jeans, vorher noch feucht und klamm von den mischbatterieerkundungsversuchen war sofort völlig nass. an sechs verschiedenen stellen spritzte aus dem neu konstruierten adapter wasser in alle richtungen. in meinem kopf ertönte die stimme des bauhaus-verkäufers: „wasser findet einen weg, mein junge. wasser findet immer einen weg.“ das telefon klingelte. es war meine liebste. „und, wie läufts, mein kleiner heimwerker?“

zwanzig minuten lang saß ich apathisch in der wasserpfütze auf dem fußboden. irgendwann raffte ich mich auf und stellte den spritzenden wasserhan aus. als ich in der ferne den rettungswagen hörte, war ich überzeugt, dass SIE mich holen kamen. ich stand auf, ging ins schlafzimmer und warf ein paar t-shirts in meinen koffer. Die sirene kam näher und entfernte sich wieder. Ich beschloss ein wenig aufzuräumen. alle noch zu gebrauchenden rohrstücke, schrauben und reduzierungen warf ich in den putzeimer zu den gummidichtungen.

gummidichtungen. fünf minuten später lag ich auf dem küchenboden, die arme und beine von mir gestreckt, selig die decke anlächelnd. die spülmaschine lief, aus der mischbatterie strömte erquickendes wasser, verweilte kurz in der spüle, eilte durch den siphon in den kanal, der freiheit entgegen. der schrank unter der spüle war trocken. müde und glücklich schlief ich ein.

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na bitte! ein happy end.

haben sie eigentlich mal das buch "warum männer nicht zuhören und frauen schlecht einparken" gelesen? einige Ihrer Ausführungen zu den geschlechterrollen erinnerten mich daran.

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hab auszuege dieses buches gelesen. ja (was halt in diversen zeitschriften abgedruckt war). ich hoffe, meine ironische distanz, bezüglich dieser thesen, ist deutlich geworden.

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ja, die ironische distanz ist deutlich geworden und berechtigt.

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