Beitrags-Archiv (Seite 42 von 511)
Dienstag, 2. Juli 2013
Gesinnungsvegetarier

Vor acht Jahren habe ich aufgehört, Fleisch zu essen. Ich tat es ausschließlich aus gesundheitlichen Gründen aufgrund einer chronischen Krankheit. Der Fleischverzicht war kein homöopathischer Hokuspokus, sondern der Ratschlag eines nüchternen Schulmediziners.

Es war mir lange Zeit wichtig, nicht als „Gesinnungsvegetarier“ wahrgenommen zu werden. Denn mit der Tatsache, dass Menschen Tiere essen, hatte ich tatsächlich kein grundsätzliches Problem. Schließlich passiert dies seit Hunderttausenden von Jahren. Tiere essen Tiere, Tiere essen Menschen, Menschen essen Tiere. So what? Die von mir so bezeichneten „Gesinnungsvegetarier“ versuchten aus meiner Sicht, diesen Umstand moralisch neu zu bewerten, indem sie Tieren menschliche oder menschenähnliche Eigenschaften zuschrieben und so eine argumentative Tabuzone um sie herum zu errichten. Zudem gibt es leider ein paar unglaublich unsympathische „Gesinnungsvegetarier“, die ihr Ernährungsverhalten in einen Gesamthabitus integrieren, der vor Narzissmus und Arroganz nur so trieft. Schreckliche Menschen, mit denen ich nicht in einen Topf geworfen werden wollte und werden will.

In den letzten Jahren jedoch wurde ich mit drei Argumentationslinien für die vegetarische Ernährung konfrontiert, die ich zunehmend als so unwiderlegbar und wichtig anerkennen musste, dass ich meine bequeme Position („Ich hab mit diesen ideologisch verblendeten Spinnern nix zu tun, ich mach das nur für meine Gesundheit!") überdenken musste:

  1. Die Ineffektivität der fleischlichen Ernährung:
    Die Aufzucht von Fleischvieh benötigt eine Unmenge natürlicher Ressourcen und ist, gerechnet auf die Kalorienzahl, ein Vielfaches ineffektiver als der Anbau von pflanzlicher Nahrung. Bei der zunehmenden Weltbevölkerung wird dies zu einem wirklichen Problem.

  2. Die objektiven Schäden der Fleischviehhaltung:
    Bei der Viehzucht werden Unmengen an Treibhausgasen produziert und tierische Exkremente belasten in hohem Maße die Umwelt. Die Ernährung von Fleischvieh kann nur mithilfe riesiger Monokulturen sichergestellt werden, durch die wichtige Elemente der globalen Biosphäre zerstört werden. Darüber hinaus sind Massentierhaltungsbetriebe die besten Laboratorien zur Zucht neuer, multiresistenter Krankheitserreger.

  3. Tiere sind nicht wie Menschen, aber auch sie empfinden Schmerz:
    Wir können uns gerne darauf einigen, dass Tiere dümmer und hässlicher als Menschen sind. Sie sind nicht so kreativ wie wir und scheinen sich nicht besonders für die großen Fragen nach dem „Woher“ und dem „Wohin“ zu interessieren. Aber: Auch Tiere können Schmerzen empfinden und für den Umgang mit Tieren sollten deshalb Mindeststandards gelten. Zumindest dieser eine hier: Tieren sollte durch Menschen nicht mehr Leid zugefügt werden, als dies durch ihre Position in der Nahrungskette und durch die Eigenschaften ihrer ökologischen Nische eh der Fall ist. Dieser Mindeststandard wird bei 99 Prozent der für die Fleischaufzucht gehaltenen Tiere aber nicht eingehalten.

Was soll ich sagen: Auch ich bin zu einem Gesinnungsvegetarier geworden. Ich würde behaupten, dass mir mein Fleischverzicht aus gesundheitlichen Gründen sehr dabei geholfen hat, Argumente, die gegen den Fleischkonsum sprechen, objektiver zu bewerten. Denn seit ich kein Fleisch mehr aß, empfand ich Argumente gegen das Fleischessen nicht sofort als Anklage an meinen eigenen Lebensstil und reagierte auch nicht automatisch mit Abwehrreflexen.

Ich bin zwar immer noch weit davon entfernt, andere in Ernährungsfragen missionieren zu wollen. Aber für mich selbst bin ich zu der Überzeugung gekommen: Nachdem ich ein Vierteljahrhundert Fleisch gegessen habe, werde ich dies aller Voraussicht nach nie wieder tun. Weil mein Verzicht für mich und viele andere etwas Gutes ist.

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Freitag, 28. Juni 2013

dies is eine ernst gemeinte terror-warnung:

am 5.5.2055 werde ich das empire-state-building in die luft sprengen.

echt jetzt. wirklich war.

تعليمات التثبيت قنبلة #قاتلة خطيرة#

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Freitag, 21. Juni 2013
Schade ist...

... wenn sich deutlich abzeichnet, dass man sich mit den zukünftigen Nachbarn mittelfristig nur noch über Anwälte unterhalten kann. Und das, obwohl wir noch nicht einmal Nachbarn sind!

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Donnerstag, 20. Juni 2013
Dort, wo Du stehst

Es gibt Dinge, die kommen einfach. Ob Du willst oder nicht, ob gut oder schlecht. Scheißegal. Wie ein Schnellzug bei voller Fahrt. Solche Dinge rasen auf dich zu und du kannst lachen und winken oder versuchen sie aufzuhalten und von Dir bleibt nichts als ein schreckliches Bild in den Träumen des Zugfahrers zurück.

Es gibt Dinge, die weigern sich zu existieren. Aus tausend Gründen. Absolut sicher, keine Chance. Nicht mal ein Bruchteil von einer winzigen Wahrscheinlichkeit. Da mag man denken, dass das doch gehen muss. Behaupten, so unrealistisch erscheine diese Sache doch garnicht. Und trotzdem: Nicht.

Und dann gibt es das große Mittelfeld. Dinge, die von anderen Dingen abhängen, die sich in Planung befinden, die zu Unrecht als Fehlversuch deklariert wurden oder wie ein Stapel trockener Zweige auf einen Zündfunken warten. Manchmal hängt es von Dir ab, mal von anderen, mal von Sachen oder Situationen. Mal machst Du einen Spaziergang, bei dem Dir die letzte, fehlende Idee in den Sinn kommt. Mal triffst Du jemanden, der sagt: Das gefällt mir, lass uns das machen. Und Du trägst diese Dinge mit Dir herum die selbst nicht wissen, ob sie leben oder sterben wollen, was ihnen fehlt und wer ihnen helfen kann.

Seine Emergenz, unser König, der König lebt in einem Schloss, das größer ist als der Himmel. Man sagt es werde immer noch daran gebaut und die Handwerker ernährten sich von gebratenen Tauben und Regenwasser. Es ist nicht leicht, den Regenten zu treffen, um nicht zu sagen: unmöglich. Manche behaupten, ihm in Person begegnet zu sein. Doch kommt man schnell zu dem Schluss, dass es sich bei jenen Leuten um blöde Prahler handeln muss. Es besteht kein Zweifel daran, dass es ihn gibt. Denn Glogmonien ist ein Königreich mit einem König.

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Mittwoch, 19. Juni 2013

mein elfenbeinturm könnte sein: ein grauer häuserblock in dessen küche auf dem tisch noch nudeln stehen lauwarm und umkreist von betäubten gesprächen wie fliegen im november

der flur eine flucht vorbei an selbstverwalteten zielvereinbarungen und eigenverantwortlicher verzweiflung

meine zelle trug, darauf habe ich geachtet, kein zeichen der verbundenheit: kein bild des königs von glogmonien bei der schweinejagt

lange habe ich den tag ersehnt an dem ich diesen turm mit leichtem spott in einen vierzeiler verbanne, einen lächerlichen reim für seinen namen finde und ein ehrliches wort des abschieds


dann fiel mir holger ein, der arme wurm, der keineswegs schon immer eine waldfee war, und ich war froh, dass ich nur seinen turm, und nie sein krankenhaus von innen sah

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Dienstag, 18. Juni 2013
So, der nächste Burtstach

Alles Liebe und Gute, Herr Anonymus!

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Dienstag, 11. Juni 2013
six easy wins

Ich bin viel Zug gefahren im letzten Jahr und habe dabei meistens gelesen.

Hier meine Ausbeute an empfehlenswertem Lesefutter:

1. Er ist wieder da: Der Roman von Timur Vernes

Ja genau! Ich fange gleich mal mit dem Buch an, bei dem die Feuilleton-Clowns die Nase rümpfen. ICH habe richtig viel gelacht. Nicht nur über den Führer, auch mit ihm. Obwohl ich Jude bin.

2. Skippy stirbt von Paul Murray

Eins von den Büchern, die ich am Ende weglege und mir wünsche, ich selbst könnte so was schreiben. Da steht so viel Wahrheit neben so viel Quatsch, und ich bin mehrmals aus einem Lachanfall in tiefe Traurigkeit gestürzt. So muss Buch - Spitzenliteratur!!!!!!!!!!!!!

3. Die Kunst des Feldspiels von Chad Harbach

Zunächst mal deshalb erste Wahl, weil dieser Roman den Sport, das Erleben körperlicher Grenzen und körperlicher Befähigung, als einen elementaren Bestandteil der menschlichen Existenz greifbar macht. Nein, das ist kein Scheiß, das ist richtig und wichtig. Und leider fehlt ganz vielen Schreiberlingen die Fähigkeit oder der Wille, genau das zu tun. Außerdem gibt es das prächtige Panorama einer (erfundenen) Universitätsstadt zu bewundern, sowie ein sehr spätes und sehr romantisches Coming-Out. Lernen, Lieben, Sterben, Baseball: Das ganze Programm auf 600 Seiten.

4. Nemesis von Philip Roth

Nemesis ist das vierte Buch einer Reihe eher kurzer Erzählungen von Philip Roth, die man wohl als Spätwerk bezeichnet. Ich habe bisher Nummer 1 (Jedermann) und eben Nemesis (Nr. 4) gelesen. Wie in Jedermann werden auch in Nemesis in zurückgenommenem, fast kargem Stil die dicken Bretter gebohrt: Leben, Sinn, Verantwortung, Tod. Nicht verkitscht, nicht verkopft, nicht verschwurbelt. Leider gibt's dafür wohl nie den Nobelpreis. Scheiß drauf: Ein großer Handwerker. Männerliteratur.

5. The Mirage: A Novel von Matt Ruff

Nach der Enttäuschung über Bad Monkeys war Mirage eine echte Wiedergutmachung. Der Spin dieses Buches, den Kampf gegen Terror und religiösen Fundamentalismus komplett gegen den Strich zu bürsten, ist sehr schlau und sehr unterhaltsam.

6. Tschick von Wolfgang Herrndorf

Zwei jugendliche Ausreißer brettern mit einem geklauten Auto durch die Provinz. Eines der schlichtesten deutschen Roadmovie-Klischees als Buch. Aber rischtisch geil. Leider so geil, dass es bereits Arbeitsbücher für den Deutschunterricht gibt. Leute, Schule ist zu banal für solche Bücher! Solche Schriften sollte man schleunigst dem Feuer übergeben.

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Montag, 10. Juni 2013
Alles eine Frage der Sichtweise

Drei junge Männer mit Migrationsbiographie steigen auf der Düsseldorfer Königsallee aus einer sehr prachtvoll dekorierten Limousine mit Heidelberger Kennzeichen.

Der Fahrer, sichtlich aufgebracht, zu einem seiner Mitreisenden: "Du kannst ruhig etwas mehr Dankbarkeit zeigen, ich habe dich vom Ghetto hierhin gebracht."

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condemnation

depeche mode tickets geschenkt bekommen.

UND ICH FREUE MICH! WEIL ICH NÄMLICH EIN VERDAMMTER FAN BIN!

so, jetzt ist es raus.

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Sonntag, 9. Juni 2013
Wicked...

[Eigentlich zum Gähnen, aber auch wiederum ganz schön.]

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Das sind über zwanzig Euro!
by Kailoi (23.07.24, 11:02)
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by Albtraumjaeger (06.12.21, 14:08)

Matze macht Märchen https://beffana.net/blog/2021/12/01/beffana-2021-staffel-6-folge-1-der-rattenkoenig/
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by ChrisTel (18.06.21, 22:49)
danke. hat mich gefreut!
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von mir auch allet
jute!
by kraehenpost (18.06.20, 10:58)
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by ChrisTel (18.06.20, 09:02)
Online
by Anonymus (13.06.20, 12:10)
#thismorningwalk
by Anonymus (13.06.20, 12:08)
Uuuuund... noch'n Podcast hier: https://im-moor.net
(kann man ruhig hören. ist seehehr gut))
by Albtraumjaeger (13.04.20, 18:12)
Weihnachtshexe Beffaná FYI Ich hab
einige Songs meiner diesjährigen 24-teiligen-Podcast-Serie über die Weihnachtshexe Beffaná in...
by Albtraumjaeger (07.01.20, 17:41)
Habs mir gerade angehört.
Cooler Text. Frohes Neues!
by Albtraumjaeger (02.01.20, 09:39)
Brückengeländer
by Anonymus (31.12.19, 13:27)
:)
by Anonymus (31.12.19, 13:24)
Farbe ist meine Welt
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Respekt Was sind das für
Wesen, die von hinter ihrem Zaun aus 2 Zentimeter Entfernung...
by marraine (11.12.19, 14:08)
👍🤗
by Albtraumjaeger (06.12.19, 14:58)
Update 6.12 Ich habe
mich entschlossen, den ganzen Kram einfach wieder in Ordnung zu...
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Ach du fuck! Ichhab gestern
Abend aus einer Laune heraus Lotto gespielt. Wenn ich...
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Jean-Luca
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