Montag, 30. April 2012
Bildungslücke
Kailoi
13:18Uhr | tag: Die Staendige Vertretung
1. Abschnitt: Die Mitte zuerst 2. Abschnitt: Neoetatistisches Ökonomengeschwurbel 3. Abschnitt: Scheiß neue Energien 4. Abschnitt: heimaterde reloaded 5. Abschnitt: Ottos Mops 6. Abschnitt: Lauter bekannte Gesichter 7. Abschnitt: Auftritt Don Eddi 8. Abschnitt: Suchen Sie einen Reiseführer? Wie auf ein unausgesprochenes Stichwort hin breitete sich vom einen Moment auf den anderen Stille aus in der Ständigen Vertretung. Nachdem Daggeldoyn begleitet von erheblichem Gerumpel die Treppen heraufbugsiert worden war, hatten sich alle Gäste und Angestellten zurückgezogen. Selbst Frau Pölker, die mit dem Empfangstresen fest verwachsen zu sein schien, war wortlos in die oberste Etage verschwunden. [read on] Ich strich an der Fassung meiner Brille entlang und durchstöberte meine Newsfeeds nach relevanten Nachrichten. Einer der schwimmenden Nuklearreaktoren, die Energie für die Ölförderung in der Arktis lieferte, hatte laut Umweltorganisationen vor Ort alarmierend hohe Strahlungswerte abgegeben. Die russische Betreibergesellschaft dementierte, dass es ein Problem gab. Bei den übrigen Meldungen handelte es sich um den üblichen Strom von vorhersehbaren oder trivialen Ereignissen und getarnter Reklame für vermeintlich bahnbrechend neue Produkte. Die wichtigste Neuigkeit war, dass die Prüfung des Heimaterdeprojekts noch nicht nach außen gedrungen war. Ich unterdrückte den Impuls, ein lautes Gähnen von mir zu geben. Leise stieg ich die Stufen hinauf in den ersten Stock und betrat den Salon in der Hoffnung, dort Otto anzutreffen. Sein angestammter Platz in der Ecke des Raumes war leer und die vier leeren Bierflaschen auf dem winzigen Beistelltischchen bargen den Hinweis, dass er heute nicht mehr hierher zurückkehren würde. Mein Blick fiel auf das Bücherregal, das die Wand neben den Fenstern ausfüllte. Mal sehen, was hier so gelesen wird, dachte ich, überflog die Titel auf den Buchrücken und war sehr überrascht: Bis auf wenige Ausnahmen kannte ich weder Titel, noch Autoren dieser Bücher. Das Gartodon und andere mythische Wesen der Moganther von Giel Packat, Gewinnen beim Waddeln - Die 1000 besten Schummeltricks von Turban Klickwalzer und Der WorberExpress Reiseführer - Yokburk waren Bücher, die mir nicht nur nicht bekannt waren; Sie ließen sich nicht einmal im entferntesten mit mir bekannten Themen verknüpfen. Ich griff einen schmalen, besonders abgegriffenen Band mit dem Titel Die Physik der Erzählung von einem K. Loi heraus. Eine Geschichte hat ein heiliges Recht darauf, zu Ende erzählt zu werden. Nach dem Krieg der Schreiber im 9. Jahrhundert, in dem die Stadt Quastenwalt zerstört wurde, erließ man ein Gesetz, dass eine Geschichte von jedermann fortgesetzt werden darf, wenn ihr Urheber sie halbfertig für einen beträchtlichen Zeitraum belassen hat. Irgendwo im Haus hatte jemand die Tür geöffnet. Nach einer Weile hörte ich leise Schritte auf den Treppenstufen. Ich verharrte in meinem vom Korridor nicht einsehbaren Winkel des Salons und blätterte einige Seiten weiter zu einer Stelle, an der ein Streifen in der Ecke der Buchseite herausgerissen und umgeknickt war, um als Lesezeichen zu dienen. Seit unzähligen Generationen teilen wir ein unterbewusstes Wissen über die Natur der Geschichten. Es ist das Gefühl, dass jede noch so fantastische Erzählung nicht nur ihren Ursprung in und einige vage Verbindungen zur Wirklichkeit hat; sondern, dass die Realität auch ein Produkt der Geschichte sein kann. Die Schritte waren nun sehr nahe am Eingang des Salons zu hören. Da hier ohnehin immer Licht brannte, erweckte nichts den Eindruck, dass ich hier sein könnte. Ich erwartete, dass Otto vielleicht auf ein allerletztes Bier hereintreten würde. Doch die Person setzte ihren Weg fort, die Treppen hinunter. In der Empfangshalle wurde der Hörer des uralten Wählscheibentelefons von der Gabel genommen. Eine sehr lange Telefonnummer wurde gewählt. Leise ging ich zum Eingang des Salons und hörte die Stimme von Etwart Daggeldoyn - vollkommen nüchtern und klar. "... ja, sie sind alle fertig. Ich habe sie hier. Die Jungs löten die Teile dran, die ich hier gelagert habe und dann schicke ich sie Dir runter. Mann, das wird wirklich knapp... hmmm ... ja. Wir haben hier so ein paar Polit-Mutanten im Haus. Aber rausschmeißen wäre jetzt auffälliger und riskanter, als hierlassen. Gut, Loi, Du, wir sprechen später." ... Comment
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